Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)
haben, sie möchte ihrer Mutter jetzt nicht unter die Augen treten, dabei hat sie es doch nicht mit Absicht gemacht! Sie wollte Poppy nicht verletzen. Wirklich nicht.
Als endlich alles trocken ist, stopft sie die Handtücher in die Waschmaschine und geht in Penelopes Zimmer.
Poppy liegt im Bett, den Daumen im Mund, während Constanze ihr behutsam, als sei ihr Kopf ein rohes Ei, ein Pflaster auf die Stirn klebt.
«Schlimm?», fragt Martha leise.
«Das gibt eine schöne Beule», sagt Constanze, ohne Martha anzuschauen. «Aber hoffentlich keine Gehirnerschütterung. Wir müssen abwarten, ob sie sich übergibt.»
Martha würde sich am liebsten auch übergeben. Sie bekommt diesen widerlichen Gestank nicht mehr aus der Nase.
«Ich hab’s nicht mit Absicht gemacht», sagt sie.
Ihre Mutter dreht sich zu ihr um. «Du hast sie nicht richtig festgehalten. Du hättest sie festhalten müssen.»
Martha weiß nicht, was sie darauf antworten soll. Ihre Mutter hat ja recht.
«Aber mir hätte das auch passieren können», sagt Constanze und seufzt. «Schlüpfrig wie ein Aal, die Maus.»
Sie sagt das so zärtlich, dass sich Martha auf die Lippen beißt. Wie weh das tut!
«Und an allem schuld war nur so ein blöder Luftballon.»
«Der war nich blöd», lässt Poppy sich vernehmen.
«Du kennst doch den Laden an der Ecke, wo früher der Bäcker war, da sitzen jetzt irgendwelche Versicherungsfritzen drin. Und die haben Luftballons verteilt. Poppy ist ganz stolz mit ihrem losgezogen, dann hat sie die Schnur losgelassen, der Ballon ist auf und davon, sie hinterher, wollte ihn fangen und ist in einen Hundehaufen gefallen. In so einen richtig schön fetten.» Constanze lacht. «Stammte mindestens von einer Dogge.»
Martha kommt schon wieder alles hoch. Warum hat sie bloß die ganze Tafel Schokolade gegessen? Dabei fällt ihr ein, dass sie ja morgen zur Polizei muss. Sie berichtet ihrer Mutter von dem Anruf.
«Kommst du mit, Mama? Bitte!»
«Natürlich, Martha, natürlich komme ich mit. Aber nur, wenn es Poppy besser geht.»
«Mir geht’s besser», sagt Poppy schläfrig.
«Das ist die Hauptsache.» Constanze deckt die Kleine zu und küsst sie auf die Nasenspitze.
Das ist die Hauptsache!, murmelt Martha wuterfüllt, als sie zurück in ihr Zimmer geht. Dass sie zur Polizei muss, interessiert mal wieder niemanden.
11.
W ollen wir noch ein bisschen bummeln?», fragt Constanze, als sie mit Martha die Polizeidirektion verlässt. «Johannes hat heute frei und kann sich um Poppy kümmern.»
Martha zögert. Eigentlich hätte sie große Lust, mal wieder etwas mit ihrer Mutter zu unternehmen. Nur sie beide, so wie früher. Aber sie ist mit Jill verabredet. Und Jill kann sehr sauer werden, wenn man ihr so kurzfristig absagt. Martha kann es sich nicht leisten, ihre Freundin zu verärgern. Sie braucht Jill.
«Jill und ich wollten uns treffen, wir müssen noch ein paar Sachen für unser Stück besorgen.»
«Verstehe. Ich bin wirklich schon sehr gespannt darauf», sagt Constanze.
Martha schaut auf die Uhr. Wenn sie pünktlich sein will, muss sie sich beeilen. Sie gibt ihrer Mutter einen Kuss, einen sehr flüchtigen Kuss, und hätte sie doch am liebsten fest umarmt.
«Bis später, Mama.»
Punkt eins sitzt Martha in dem Café am Hackeschen Markt. Jill ist natürlich noch nicht da. Martha fragt sich zum zigsten Mal, warum sie immer pünktlich ist, wo sie doch weiß, dass Jill jedes Mal zu spät kommt.
Wie eine Diva schwebt sie zwanzig nach eins ins Café und lässt sich auf einen Stuhl fallen, so als sei sie jetzt schon zu Tode erschöpft. «Und wie war’s?», fragt sie, ohne sich zu entschuldigen.
Marthas Latte macchiato ist schon ausgetrunken. Sie hätte gern noch eine, aber 3 , 50 sind ihr zu viel.
«Es ging, die waren sogar ganz nett. Eine Frau war auch dabei.»
Jill nickt bestätigend. «Muss so sein.»
Dann winkt sie der Kellnerin. «Einen Cappuccino und noch eine Latte, bitte.»
Martha wagt nicht zu widersprechen.
Jill beugt sich vor. «Haben sie deine Fingerabdrücke genommen?», fragt sie mit Verschwörermiene. Ihre Augen leuchten vor Erregung.
«Ja, haben sie. Und ich hab’s genauso erzählt, wie wir es besprochen haben. Dass das Päckchen im Schrank war und die Dernburg mich gebeten hat, es da rauszuholen. Die fanden das auch gar nicht seltsam. Anscheinend haben sie auch andere Leute befragt und wissen, dass die Frau ziemlich schrullig war.»
«Haben sie dir denn gesagt, ob es einen Verdächtigen
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