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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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den Tisch. Vincent stellt einen Teller mit geröstetem Brot vor sie hin, das mit gehackten Tomaten und sehr viel Knoblauch belegt ist.
    «Was willst du trinken?»
    «Wasser ist okay. Mit Sprudel bitte.»
    Die Spannung der letzten Stunden fällt allmählich von ihr ab. Sie sitzt im Warmen, isst und trinkt und schaut sich um. Nur die Hälfte der Tische ist besetzt. Vincent kommt gerade aus der Küche und jongliert gekonnt zwei Teller mit dampfenden Spaghetti. Er zwinkert ihr zu. Außer ihm bedient noch eine junge Frau die Gäste. Sie ist schlank, hat rotblonde Locken und die blasse Haut der echten Rothaarigen. Als Vincent sich an ihr vorbeidrängt, gibt sie ihm einen spielerischen Klaps auf den Po, und Martha spürt einen Stich. Was soll das denn jetzt? Sie ist doch nicht etwa eifersüchtig?
    Nachdem alle Gäste versorgt sind, setzt Vincent sich zu Martha an den Tisch. «Worauf hast du Appetit? Pizza oder Pasta?»
    «Pasta», sagt Martha.
    «Sehr gute Entscheidung. Vally? Bringst du uns bitte zweimal Spaghetti vongole?»
    Kurz darauf stellt ihnen die Rothaarige gutgefüllte Teller hin. Dann nickt sie Martha zu. «Hi, ich bin Valentina. Und du bist bestimmt Martha.»
    «Ja», sagt Martha überrascht. «Woher weißt du das?»
    Valentina zwinkert Vincent zu. «Weil er immer von dir spricht.»
    Vincent wickelt gerade gekonnt Spaghetti auf und lässt sie, ohne zu kleckern, in seinem Mund verschwinden.
    «Guten Appetit», sagt Valentina noch, bevor sie wieder in der Küche verschwindet.
    «Sie ist nett», sagt Martha nach einer Weile, um überhaupt etwas zu sagen.
    «Hm», macht Vincent kauend. «Vally studiert. Sie arbeitet hier nur am Wochenende.»
    «Aha», sagt Martha. Und wieder fällt ihr nicht ein, worüber sie mit Vincent reden soll. Auf dem Spielplatz neulich war das viel einfacher. Aber hier? Sie war noch nie mit einem Jungen in einem Restaurant, das hat fast was von einem Date.
    Aber ehe sie sich unbehaglich fühlen kann, beginnt Vincent zu reden. Erzählt von seinem Job, vom Rudern, von allem Möglichen.
    Das Lokal füllt sich allmählich. Vincent stopft sich die restlichen Spaghetti in den Mund und steht auf. «Tut mir leid, muss wieder ran. Aber du bleibst doch? Es gibt auch noch Tiramisu.»
    Natürlich bleibt Martha. Je länger sie weg ist, desto größere Sorgen macht sich ihre Mutter. Martha hat das Handy inzwischen ganz ausgeschaltet.
    Sie stellt sich vor, sie sitzt mit Miller hier. Nein, nicht hier, es müsste schon etwas Feineres sein. Weiße Tischdecken statt der blanken Holztische, Servietten aus Stoff statt aus Papier. Kerzenleuchter, deren Licht sich in frischpolierten Kristallgläsern widerspiegelt.
    «Ich bin so froh, dass du meiner Einladung gefolgt bist», sagt er und hebt das Glas. «Ich möchte mit dir anstoßen.»
    «Worauf denn?»
    «Darauf, dass ich in der Schule gekündigt habe.»
    «Nein!» Vor Schreck verschüttet sie den Champagner, er fließt über ihre Hand.
    Miller nimmt ihre Hand und leckt den Champagner ab, dabei lässt er sie nicht aus den Augen.
    «Es war höchste Zeit, ich konnte nicht länger bleiben.»
    «Aber warum denn nicht? Sie sind der beste Lehrer an der ganzen Schule!»
    «Ich werde hoffentlich auch an einer anderen Schule ein guter Lehrer sein», sagt er.
    «Aber nicht mehr meiner», flüstert sie verzweifelt.
    «Gott sei Dank.»
    «Ich verstehe das alles nicht!»
    «Muss ich wirklich noch deutlicher werden?» Er drückt ihre Hand so fest, dass es fast wehtut. «Ich kann nicht länger dein Lehrer sein, mein Engel. Ich liebe dich!»
    «Möchtest du noch etwas trinken?»
    «Champagner», murmelt Martha.
    Vincent lacht laut. «Einen Prosecco kannst du gern haben, aber Schampus haben wir nicht auf der Karte. Sind schließlich kein Fünf-Sterne-Schuppen.»
    Martha wird rot. «War nur ’n Witz.»
    Sie schaut Vincent an. Wenn er Miller doch nur ein ganz klein wenig ähnlich wäre, dann hätte sie richtig Lust, mit ihm zu flirten. Aber Vincent ist so ziemlich das Gegenteil von dem blonden, hochgewachsenen Miller. Klein und dunkel. Nur seine Augen sind hell. Nicht strahlend blau wie die von Miller. Nein, eher grau, graugrün. Schöne Augen eigentlich, aber natürlich kein Vergleich.
    Vincent eilt wieder davon, holt volle Teller aus der Küche, bringt leere zurück. Und es sieht so aus, als würde es ihm Spaß machen.
    Valentina kommt zu Martha an den Tisch. Sie balanciert ein Glas Wein und eine riesige Pizza.
    «Kannst gern was abhaben. Ich schaff die sowieso nicht.»
    «Bekommt

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