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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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ihr das alles umsonst?», fragt Martha.
    «Ein Essen und drei Getränke pro Schicht», sagt Valentina und schneidet ein Stück Pizza ab, das lange Käsefäden zieht. «Luigi ist wirklich großzügig. Wein trinke ich aber nur, wenn er nicht da ist.» Sie lacht und wickelt die Käsefäden wie Spaghetti mit der Gabel auf. «Und du und Vincent, ihr seid an der gleichen Schule?», nuschelt sie kauend.
    «Gleicher Jahrgang», sagt Martha. «Und du? Du studierst was?»
    «Schauspiel.»
    «Wow», sagt Martha ehrlich beeindruckt. «Meine Freundin Jill will auch Schauspielerin werden. Sie war die Blanche in
Endstation Sehnsucht
. Das haben wir gerade in der Schule aufgeführt. Sie war einfach toll.»
    Valentina nickt. «Vincent hat mir davon erzählt. Er meinte, du wärst auch super gewesen.»
    Martha fragt sich, was Vincent Valentina noch alles erzählt hat.
    «Aber ich möchte auf keinen Fall Schauspielerin werden», sagt sie. «Mir macht es viel mehr Spaß, hinter der Bühne zu arbeiten.
    «Willst du?» Valentina schiebt ihr den Teller mit der Pizza zu. Martha nimmt ein Stück und verbrennt sich die Zunge an den heißen Tomaten.
    «Ich verstehe auch nicht, warum alle immer unbedingt Schauspieler werden wollen», sagt Valentina. «Wenn sie mich beim ersten Mal nicht genommen hätten, wär’s das gewesen. Ich hab mich mehr zum Spaß beworben. Hatte anscheinend einen guten Tag. Aber das Studium macht echt Laune.»
    Vincent kommt mit einer Schüssel voll Tiramisu und stellt sie auf den Tisch.
    «Ist das etwa alles für uns?», fragt Valentina.
    «Ahmed meint, das könne er nicht bis morgen aufheben. Von wegen rohe Eier und so», sagt Vincent.
    Martha ist eigentlich schon satt, aber sie nimmt sich trotzdem. Auch das Tiramisu ist köstlich.
    «Wenn ihr Lust habt, könnt ihr beide in zehn Tagen zu unserer Premiere kommen. Wir spielen
Iphigenie

    Ihr beide!
Valentina scheint zu glauben, Martha und Vincent wären ein Paar.
    «Ich weiß noch nicht, ob ich die ganzen Ferien in Berlin bin. Vielleicht fahre ich ja noch weg.» Martha schaut auf die Uhr. «Oh, so spät schon. Ich muss los. Vielen Dank für das Essen.»
    Sie steht auf.
    «Kannst du nicht noch eine halbe Stunde bleiben?», sagt Vincent. «Dann bin ich fertig. Ich könnte dich nach Hause bringen.»
    Martha schüttelt entschieden den Kopf. «Geht nicht, hab meiner Mutter versprochen, um zehn zu Hause zu sein.»
    Sie zieht ihre Jacke an und verabschiedet sich von Valentina. Vincent bringt sie zur Tür.
    «Wenn du Lust hast, können wir ja mal ins Kino gehen oder so.»
    «Mal sehen», sagt Martha vage. «Ich melde mich.» Natürlich wird sie sich nicht melden. Nicht dass er auf falsche Gedanken kommt.
    Sie stellt ihr Handy an. Drei Anrufe von ihrer Mutter. Jetzt wird ihr doch etwas mulmig. Das riecht nach Ärger.
    Und der erwartet sie auch schon, kaum dass sie die Tür aufgeschlossen hat.
    «Martha! Wo warst du denn, Herrgott noch mal? Du kannst doch nicht einfach so verschwinden!»
    Martha bemüht sich, ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen. Dabei fällt ihr das schwer, denn sie sieht genau, dass ihre Mutter sich Sorgen gemacht hat.
    «Ich bin sechzehn und darf bis zweiundzwanzig Uhr unterwegs sein.»
    «Natürlich darfst du das, aber doch nicht ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Es hätte ja sonst was passiert sein können!»
    «Passieren kann mir auch auf dem Weg zur Schule was», sagt Martha. «Ich war doch bloß ein bischen unterwegs, da musst du nicht gleich durchdrehen, Mama.»
    «Du hättest ja wenigstens an dein Handy gehen können.»
    «Du willst mich ständig kontrollieren!»
    «Das hat doch nichts mit Kontrolle zu tun. Wenn du mir sagst, du bist bei einer Freundin und kommst dann und dann nach Hause, ist doch alles gut.»
    Martha tut ihre Mutter jetzt fast leid, aber denkt nicht daran einzulenken.
    «Ich hab aber keine Lust mehr, dir zu sagen, was ich mache und wo ich bin. Am besten, du gewöhnst dich dran!»
    Martha lässt Constanze im Flur stehen und geht in ihr Zimmer.
    Das war hart. Aber ihre Mutter ist schließlich auch hart zu ihr.

23.
    A ls Martha aufwacht, sieht sie blauen Himmel über den roten Ziegeldächern. Es ist Sonntag, die Sonne scheint auf ihr Bett, und sie verspürt dieses wunderbare Gefühl von Leichtigkeit, das man nur an einem Ferientag hat. Doch dann fällt ihr ein, dass sie sich mit ihrer Mutter gestern Abend gestritten hat, und ihre gute Laune ist wie weggewischt.
    Und noch etwas fällt ihr ein. Sie hat gestern Abend gar nicht

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