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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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mehr nachgesehen, ob Homer ihr geantwortet hat.
    Sie holt den Laptop zu sich ins Bett und stellt ihn an. Ja, da ist eine neue Mail:
    Über Geld sollten wir nicht auf diesem Wege sprechen. Meine Nummer ist …
    Es folgt eine Handynummer. Übelkeit steigt in Martha hoch. War das Tiramisu etwa doch schon schlecht? Nein, ihr ist schlecht vor Angst. Was soll sie denn jetzt tun? Anrufen? Einen Mörder? Auf keinen Fall. Aber anscheinend ist er bereit zu zahlen, sonst hätte er das doch nicht geschrieben.
    Jill! Wenn doch bloß Jill da wäre, die wüsste bestimmt, was zu tun ist. Martha greift zum Handy, doch Jill meldet sich nicht, nur die Mailbox. «Ruf mich an, Jill, sofort!», will Martha sagen, doch sie tut es nicht. Das wäre nur Wasser auf Jills Mühle, würde nur beweisen, dass Martha allein nichts auf die Reihe kriegt. Und ja, es stimmt. Martha schafft es nicht allein, sie braucht jemanden, der ihr hilft, der ihr sagt, was sie jetzt tun soll. Aber wer könnte das sein?
    Wenig später sitzt sie am Frühstückstisch und dreht ihr Brötchen hin und her. Ihre Mutter denkt bestimmt, sie ist noch sauer, und sagt deswegen nichts. Dafür plappert Poppy umso mehr.
    «Da war ein Spatz, und den hab ich gefüttert. Der hat einen ganz dicken Krümel gefressen.»
    «Da geht man in den Zoo, und dann ist das Interessanteste ein Spatz», sagt Constanze kopfschüttelnd.
    «Das Geld hättest du dir sparen können», bemerkt Martha.
    Ihre Mutter wirft ihr einen warnenden Blick zu.
    «Hast du heute schon was vor, Martha?», fragt Johannes.
    «Wieso?»
    «Ich dachte, wir fahren raus nach Potsdam, gucken uns Sanssouci an, gehen spazieren, und dann lade ich euch zum Essen ein. Irgendwo nett am Wasser. Vielleicht ist heute der letzte Tag, an dem man noch im Freien sitzen kann.»
    Er zieht Poppy an einem ihrer Zöpfchen. «Und du kannst Spatzen füttern.»
    Martha liebt den Park von Sanssouci, sie war früher oft mit ihrer Mutter dort. An diesem sonnigen Oktobertag ist es dort bestimmt wunderschön, die letzten Rosen, das farbige Laub, der blaue Himmel …
    Aber sie wird den Teufel tun und mitfahren.
    «Tut mir leid, aber ich bin mit einer Freundin verabredet.»
    «Ich dachte, Jill ist in London», sagt ihre Mutter.
    «Vielleicht hab ich ja noch andere Freundinnen», faucht Martha.
    «Entschuldigung.»
    «Vielleicht hat diese Freundin ja Lust mitzukommen», sagt Johannes. «Im Wagen ist Platz für fünf.»
    «Danke, aber wir wollen zum Flohmarkt am Mauerpark.» Martha ist froh, dass ihr das noch eingefallen ist.
    «Schade», sagt Johannes und beißt in ein Brötchen.
    Tu bloß nicht so scheinheilig, denkt Martha. Du bist doch froh, wenn ich nicht mitkomme, dann kannst du mit Mama und deinem Balg einen auf glückliche Familie machen. Ich störe da doch nur.
    Nach dem Frühstück räumt Martha die Spülmaschine aus und wieder ein und kann es kaum erwarten, bis ihre Mutter, Johannes und Poppy endlich die Wohnung verlassen haben. Sie kann erst richtig nachdenken, wenn keiner mehr da ist.
    Als die Tür ins Schloss fällt, wandert sie ziellos durch die Wohnung. Geht in alle Räume, nur nicht ins Schlafzimmer. Sie erträgt es nicht, das Bett zu sehen, in dem ihre Mutter mit Johannes die Nächte verbringt und bestimmt auch mit ihm schläft. Sie schiebt den Gedanken daran, was sich in diesem Bett so alles abspielt, schnell beiseite und versucht sich auf Homer zu konzentrieren. Soll sie ihm antworten? Und wenn ja, was?
    Plötzlich fällt ihr etwas ein. Nicht etwas, jemand: Miller! Wieso ist sie nicht gleich auf ihn gekommen? Er ist der einzige Mensch, mit dem sie sich vorstellen könnte zu reden. Dem sie erzählen könnte, dass sie Zeuge eines Mordes geworden ist und vorhat, den Mörder zu erpressen. Wenn er ihr sagt, sie soll zur Polizei gehen, dann wird sie das tun. Und wenn nicht?
    Vielleicht ist er gar nicht in Berlin. Die meisten Lehrer verreisen in den Ferien. Aber schließlich hatte er den Unfall. Wenn er in der Woche vor den Ferien nicht in die Schule gekommen ist, kann er ja schlecht verreist sein. Oder doch?
    Es hat keinen Sinn herumzuspekulieren. Sie muss ihn anrufen. Jetzt sofort, bevor sie es sich wieder anders überlegt.
    Millers Telefonnummer muss sie nicht lange suchen, sie kann sie auswendig. Er hatte sie allen Mitgliedern der Theater- AG gegeben und gesagt, sie dürften ihn jederzeit anrufen, wenn sie Probleme hätten. Und jetzt hat sie ein Problem, das hat zwar nichts mit dem Stück zu tun, aber egal.
    Beim Eingeben der Nummer

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