Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
Vom Netzwerk:
oder nicht?
    «Ich schlage vor, du verlangst fünfundzwanzigtausend. Wir wissen ja nicht, ob der Täter oder die Täterin überhaupt Geld hat. Aber so viel kriegt man schon irgendwie zusammen, wenn es darum geht, sich ein Leben im Knast zu ersparen, meinst du nicht auch?»
    «Das ist aber nicht sehr viel», sagt Martha enttäuscht.
    «Immerhin ein Anfang. Wenn deine Mutter nicht länger Schulden abstottern muss, kann sie auch wieder was mieten. Muss ja nichts Großes sein, ihr seid schließlich nur zu zweit. Ich kann mich mal im Altersheim umhören.»
    «Im Altersheim?», fragt Martha irritiert.
    «Na, die alten Leutchen, die da hinkommen, müssen doch alle ihre Wohnung aufgeben. Die Nachbarin meiner Mutter hat mir letzte Woche erzählt, dass sie ihre Wohnung demnächst kündigen will. Ist hier ganz in der Nähe, in der Spessartstraße.»
    «Das wäre ja toll!» Martha sieht sich schon mit ihrer Mutter in einer schnuckligen Wohnung in einem der großbürgerlichen Fachwerkhäuser am Rüdesheimer Platz.
    «Ruf mich an, wenn du Neues weißt. Ich bin morgen den ganzen Tag zu Hause. Ich glaub, ich sollte mal aufräumen.» Miller grinst jungenhaft.
    Martha erhebt sich vom Sofa, sie fühlt sich einerseits etwas benommen, aber andererseits auch euphorisch.
    «Glauben Sie wirklich, dass das klappt?»
    «Klar. Spätestens Weihnachten bist du mit deiner Mutter wieder ungestört und allein.»
     
    Auf dem Weg zurück lässt Martha alles noch einmal Revue passieren und übersieht fast ein Auto, das ihr beim Rechtsabbiegen die Vorfahrt nimmt. Normalerweise brüllt sie die Autofahrer immer an, wenn so etwas passiert, aber sie bremst nur und starrt vor sich hin. Sie war bei ihm! Sie hat auf seinem Sofa gesessen, er hat ihre Hände gehalten. Er wird ihr helfen, sie ist nicht länger allein.
    «Kannst du nicht aufpassen!», schreit ein dicker Mann vor ihr auf dem Zebrastreifen und hält ihr Rad fest. «Du hättest mich beinah umgefahren. Bist wohl bekifft oder was?»
    «Entschuldigung, ich hab Sie nicht gesehen.»
    «Dann schaff dir ’ne Brille an», sagt der Mann und geht wütend vor sich hin brummelnd weiter.
     
    Als Martha nach Hause kommt, ist die Wohnung leer. Stimmt, Johannes wollte ja mit Constanze und Poppy nach Potsdam. So schnell kommen die nicht zurück.
    Sie geht in ihr Zimmer und legt sich auf ihr Bett. Auf einmal ist alles so klar. Wenn erst einmal die Schulden bezahlt sind, gibt es für ihre Mutter keinen Grund mehr, sich länger von der Glatze als unbezahltes Kindermädchen ausbeuten zu lassen. Und die Idee mit den Verlagen ist wirklich gut. Martha kann immer wieder kleinere Beträge mit irgendwelchen fiktiven Absendern auf das Konto ihrer Mutter einzahlen. Die wird sich freuen und nicht weiter nachforschen, warum auch? Etwas von dem Geld wird Martha auch für sich behalten. Für Klamotten, für eine Reise … und natürlich wird sie sich bei Miller bedanken. Mit einer Einladung in ein schickes Restaurant.
    «Wow, du siehst ja atemberaubend aus!», sagt Miller, als er ihr aus dem Mantel hilft. «Ist das Kleid neu?»
    Sie dreht sich einmal um sich selbst. «Ja, ich trage es heute zum ersten Mal.»
    «Das Grün betont deine Augen, du siehst aus wie eine Meerjungfrau, nein, eher wie eine Nixe.»
    «Wo ist denn da der Unterschied?», fragt sie, als der Ober sie zu ihrem Tisch führte.
    «Nixen verdrehen unschuldigen Männern den Kopf.»
    «So unschuldig sind Sie ja auch nicht», entgegnet sie mit einem verschwörerischen Augenzwinkern.
    «Darf es schon mal ein Aperitif sein?», fragt der Ober.
    «Champagner», sagt sie in einem Ton, als würde sie das jeden Tag bestellen.
    «Zwei Gläser?»
    «Nein, eine Flasche, bitte.»
    Millers Mundwinkel zucken. «Was hat die Nixe mit mir vor?»
    «Nichts Böses. Sie will sich nur bedanken. Ohne Ihre Hilfe hätte ich weder das Kleid noch die neue Wohnung.»
    Er hebt abwehrend die Hände. «Ich hab dich seelisch nur ein wenig unterstützt.»
    «Ohne Sie hätte ich mich das nie getraut.»
    «Nun lass doch endlich dieses förmliche Sie weg.» Er sieht ihr tief in die Augen. «Ich heiße Alexander, aber das weißt du ja …»
    Irgendwas stimmt nicht an ihrem Traum, an der Geschichte von Miller und ihr. Sie fühlt nicht mehr wie sonst das wundervolle Prickeln, das sie jedes Mal durchschauert, wenn sie sich ausmalt, wie sie mit Miller allein ist und er ihr seine Liebe gesteht.
    Ob es daran liegt, dass ein Teil dieses Traums sich bereits erfüllt hat?
    Sie war bei ihm, in seiner Wohnung,

Weitere Kostenlose Bücher