Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
Vom Netzwerk:
würden …»
    «Nein, nein, ich bestimmt nicht.» Miller hebt abwehrend die Hände. «Außerdem würde es auffallen, wenn ich auf dem Spielplatz in einem Mülleimer herumwühle.» Er zeigt auf eine Gruppe von Müttern, die am Klettergerüst stehen und jede Bewegung ihrer Kinder kommentieren. «Die reinsten Hyänen.»
    «Und wer soll das Geld dann holen?», fragt Martha.
    «Poppy.»
    «Poppy?»
    «Du bist doch sicher öfter mit ihr hier, oder?»
    «Ja schon, aber –»
    Miller lässt Martha nicht ausreden. «Das ist perfekt! Du kommst mit ihr hierher und erzählst ihr, es sei ein Spiel und ganz geheim, niemand dürfe etwas erfahren. Sie soll eine Tüte abholen, da sei eine Überraschung für sie drin.»
    «Ich glaube aber nicht, dass sie mit Geld etwas anfangen kann.»
    «Natürlich nicht. Du besorgst einfach irgendwas. Irgendeine Kleinigkeit, über die sie sich freut.»
    «Aber nachher schleppt sie die falsche Tüte an. Eine, in der kein Geld, sondern Müll ist.»
    Miller nickt. «Das könnte passieren. Du musst Homer schreiben, dass er das Geld in eine … na, zum Beispiel in eine rote Tüte legt.»
    Martha überlegt. Eigentlich klingt der Vorschlag gar nicht so dumm. Und sollte der Mörder sich wirklich in der Nähe aufhalten und den Abfallkorb beobachten, dann sieht er nur ein kleines Mädchen, aber nicht sie. Nicht Martha. Doch dann fällt ihr etwas ein.
    «Geht nicht. Poppy ist krank.»
    «Oh, was hat sie denn?»
    «Scharlach.»
    «Ist das schlimm?»
    «Nein, sie bekommt Antibiotika, meine Mutter sagt, damit geht es schnell vorbei.»
    «Meinst du, sie wäre am Donnerstag wieder fit?»
    «Bestimmt», sagt Martha. «Aber wahrscheinlich darf sie nicht in den Kindergarten. Die stellen sich immer total blöd an.»
    «Das passt doch!», ruft Miller begeistert. «Du bietest an, dich um Poppy zu kümmern, und kommst mit ihr hierher.»
    «Und wenn’s regnet?», sagt Martha.
    «Auch dann. Hat sie denn keine Regensachen?»
    «Doch, schon, aber –»
    «Kein aber, das ist die Lösung. Wir müssen jetzt nur noch einen passenden Papierkorb finden.»
    Miller springt auf. Martha folgt ihm zögernd.
    «Vielleicht der hier?» Martha zeigt auf einen Abfalleimer neben einer Bank. Miller schüttelt den Kopf. «Nein, wir brauchen einen, der etwas versteckt ist.»
    Vor dem Trampelpfad, der durch das Gebüsch auf die Rückseite des Toilettenhäuschens führt, bleibt er stehen.
    «Geht’s hier weiter?»
    «Das ist eine Abkürzung zum Klo», sagt Martha. «Man kann auch außen rum, aber die meisten laufen hier lang.»
    «Aber nur, wenn sie mal müssen», sagt Miller. Er geht Martha voran und hält die Zweige von ihr weg.
    «Den nehmen wir.» Er zeigt auf einen Mülleimer, der an der Stelle angebracht ist, an dem der Trampelpfad auf den Weg führt. «Der ist ideal. Homer kann hier vorbeigehen und mal eben die Tüte mit dem Geld abwerfen, das fällt überhaupt nicht auf. Und du sagst Poppy, sie soll sich durchs Gebüsch schlagen und eine rote Plastiktüte aus dem Abfalleimer holen.»
    Miller sieht Martha erwartungsvoll an.
    «Klingt gut», sagt sie und versucht, etwas mehr Begeisterung in ihre Stimme zu legen.
    «Du musst Homer nur genau beschreiben, in welchen Abfallkorb er das Geld legen soll.»
    «Das ist ja nicht schwer, in den, der auf der Rückseite vom Klohaus neben dem … was ist das für ein Baum?»
    «Ein Ahorn.»
    «Der neben dem Ahorn steht.»
    Miller dreht sich zu Martha um und lächelt sie aufmunternd an. «Du kannst dich freuen. Ab Donnerstag bist du reich.»
    «Meinen Sie wirklich, das funktioniert?» Irgendwie kommt ihr das alles viel zu einfach vor.
    «Was soll denn passieren?», fragt Miller. «Entweder er legt das Geld hier ab, dann kann Poppy es holen. Oder er tut es nicht, dann hast du Pech gehabt. Aber du bist keine Sekunde in Gefahr.»
    «Und was ist mit Poppy? Wenn er sieht, dass sie die Tüte nimmt und ihr folgt und –»
    Miller fasst Martha an den Schultern. «Wie lange braucht sie vom Klohaus zurück zum Spielplatz?»
    Martha spürt den Druck seiner Hände, doch er lässt schnell wieder los. «Eine Minute, vielleicht zwei?»
    «Genau. Und was, glaubst du, würde sie machen, wenn ein fremder Mann sie davon abhalten will, zu dir zu laufen?»
    «Schreien. Sie würde schreien.»
    «Na siehst du. Das wird er nicht wagen. Und vergiss nicht, dass du ihn in der Hand hast.»
    «Oder sie.»
    «Oder sie.»

26.
    ... hat der Streik des Bodenpersonals begonnen. Vor dem Abend ist nicht mit regulärem Flugverkehr zu

Weitere Kostenlose Bücher