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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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rechnen. Reisende werden gebeten –»
    Constanze schaltet das Radio aus.
    «Das ist doch wieder typisch, dass die ausgerechnet in den Ferien streiken müssen. Gut, dass wir nicht in Urlaub fliegen.»
    Martha schaut auf die Uhr. Gleich halb neun. Noch zweieinhalb Stunden, dann ist hoffentlich alles vorbei. Auf ihrem Teller liegt eine Scheibe zerbröselter Toast, sie bekommt vor Aufregung nichts runter.
    «Du willst dich also heute um Penelope kümmern?», fragt Johannes.
    «Traust du mir das nicht zu?», erwidert Martha gereizt.
    «Doch, natürlich traue ich dir das zu. Ich dachte nur …»
    «Vielen Dank, Martha», sagt Constanze und wischt Poppy den Mund ab. «Ich muss dringend wieder ins Büro. Aber spätestens um halb drei bin ich zurück, dann bist du erlöst.»
    «Kein Problem. Ich geh mit ihr auf den Spielplatz, ist ja super Wetter.»
    «Krieg ich ein Eis?», quakt Poppy. «Du hast mir ein Eis versprochen, Papa, wenn ich den Saft trinke, der war so eklig.»
    Johannes zieht sein Portemonnaie heraus und legt zwanzig Euro auf den Küchentisch. «Hier», sagt er und zwinkert Martha zu. «Der Rest ist für dich.»
    «Johannes!», ruft Constanze vorwurfsvoll.
    «Du musst mich nicht bezahlen, ich mach’s auch umsonst», sagt Martha. Auf seine paar Kröten ist sie bald nicht mehr angewiesen.
    «Ist schon okay.» Johannes schaut auf die Uhr. «Herrje, ich muss los.» Er küsst Poppy auf den Scheitel und zieht sie zärtlich an den dünnen Zöpfen. «Bis später, meine Süße, sei schön brav und ärgere Martha nicht, hörst du.»
    Statt einer Antwort steckt sich Poppy den Daumen in den Mund.
    «Soll ich dich mitnehmen, Connie?»
    «Nicht nötig, ich fahre mit dem Rad.»
     
    Martha atmet auf, als die Glatze und Constanze endlich die Wohnung verlassen haben. Sie weiß nicht, was sie getan hätte, wenn ihre Mutter auch an diesem Tag zu Hause geblieben wäre. Aber so läuft alles wie am Schnürchen.
    Punkt elf Uhr soll Homer eine rote Plastiktüte mit 25000  Euro in den Abfallkorb hinter dem Toilettenhaus legen. Fünf Minuten später wird Martha Poppy dorthin schicken, um die Tüte zu holen und dann …
    Dann ist hoffentlich alles bald vorbei.
    Von Miller hat sie nichts mehr gehört.
    «Für den Fall, dass du mir berichten willst, wie es gelaufen ist, wirst du dich leider bis nach den Ferien gedulden müssen. Ich fliege am Donnerstag für ein paar Tage nach New York», hatte er am Montag zum Abschied gesagt.
    Sie musste sehr enttäuscht ausgesehen haben, denn er hatte ihr über den Kopf gestrichen und mit einem Lächeln hinzugefügt: «Keine Angst, den Rest schaffst du allein. Ich hab dir gern geholfen, Martha. Ich mag dich wirklich.»
    Dieses
Ich mag dich wirklich
betet sie sich immer wieder vor, wie ein Mantra.
    An dieses
Ich mag dich wirklich
denkt sie auch jetzt, während sie Poppy ihre Schuhe zubindet.
    Als sie ihr die blaue Jacke anziehen will, schüttelt Poppy den Kopf. «Nein, die kratzt. Ich will die mit den Pünktchen.»
    Martha sieht sich in der Garderobe um. «Und wo ist die?»
    Poppy zuckt ein paarmal mit den Achseln und bearbeitet ihren Daumen.
    «Wenn die nicht da ist, ziehst du eben die blaue an!» Martha versucht entschieden zu klingen, aber Poppy macht sich steif wie ein Brett und hält ihre Arme eng an den Körper gepresst.
    «Verdammt!», brüllt Martha und läuft durch die Wohnung. Sie schaut in den Wäschekorb, in die Waschmaschine, schließlich findet sie die Jacke ganz hinten im Schrank.
    Die Jacke ist Poppy eigentlich zu klein, aber sie lässt sie sich widerstandslos anziehen.
    Martha wird wieder ruhig. In einer halben Stunde bin ich um 25000  Euro reicher, denkt sie und überlegt, wie sie sich dabei wohl fühlen wird.
    Auf der Straße bleibt Poppy stehen und zieht Martha in die falsche Richtung. «Ich will ein Eis!»
    «Nein, wir gehen erst auf den Spielplatz, und dann bekommst du das Eis», sagt Martha und versucht, Poppy in Richtung Spielplatz zu ziehen.
    «Nein, nein, nein!», schreit die. «Papa hat mir ein Eis versprochen!»
    «Du bekommst ja dein Eis, ich kauf dir eins am Kiosk.»
    «Das schmeckt nich. Ich will ein Schtratschawella-Eis.»
    Martha schaut auf die Uhr. Es ist Viertel vor elf, aber wenn sie Poppy jetzt nicht dieses verdammte Eis kauft, spielt die nachher bestimmt nicht mit. Gut, dass sie die russische Puppe dabeihat, Poppy scheint heute auf Krawall gebürstet.
    «Dann müssen wir uns aber beeilen, sonst ist Stracciatella ausverkauft», sagt Martha und geht die Straße

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