Am Ende der Welten - 16
Tageslicht aufsaugen.« Die drei Schwestern richteten sich auf und standen schweigend da. Kahlan wusste nur zu gut, wovon das Mädchen sprach. Sie selbst hatte sich in den Garten des Lebens geschlichen und hatte alle drei Kästchen aus dem Palast des Volkes gestohlen - aus dem Palast des Lord Rahl.
Nachdem sie das erste herausgeschmuggelt hatte, war Schwester Ulicia wütend auf sie gewesen, weil sie nicht alle drei gleichzeitig mitgebracht hatte. Da sie jedoch größer waren als erwartet und in ihrem Bündel nicht genug Platz war, um sie alle drei darin zu verstecken, hatte sie zunächst nur eins mitgebracht. Schwester Ulicia hatte das scheußliche Ding daraufhin erst einmal in Kahlans Kleid gewickelt, es dann Tovi übergeben und ihr erklärt, sie solle sich beeilen und sich schon einmal auf den Weg machen, später würden sie sich alle treffen. Schwester Ulicia hatte nicht riskieren wollen, im Palast des Volkes mit einem der drei Kästchen ertappt zu werden, deshalb wollte sie auch nicht, dass Tovi wartete, bis Kahlan wegen der beiden anderen Kästchen noch einmal in den Garten des Lebens zurückging- »Und warum ist Tovi nach Caska abgereist?«, fragte Schwester Ulicia.
»Ich weiß es doch nicht«, flüsterte das Mädchen. »Ich weiß es nicht, ich schwöre es, wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich gehört hab, wie sie zu meinen Eltern sagte, sie muss sich auf den Weg machen nach Caska. Vor ein paar Tagen ist sie dann aufgebrochen.« In der darauf einsetzenden Stille bemühte sich Kahlan, am Boden liegend, Luft zu bekommen. Mit jedem Atemzug zuckte ein quälender schmerzhafter Stich durch ihren Brustkorb, trotzdem wusste sie, dass dies erst der Anfang ihrer Qualen war. Sobald die Schwestern mit dem Mädchen fertig waren, würden sie ihr Augenmerk wieder auf sie richten.
»Vielleicht wäre es das Klügste, ein wenig zu schlafen, solange wir vor dem Regen sicher sind«, schlug Schwester Armina schließlich vor. »Wir können ja ganz früh aufbrechen.« Schwester Ulicia, die Hand mit dem Dacra in die Hüfte gestemmt, ging zwischen dem Mädchen und dem Metzgerblock auf und ab und dachte nach. Unter ihren Füßen knirschten die Scherben der Tongefäße.
»Nein«, entschied sie und wandte sich wieder zu den anderen herum. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
»Du meinst mit der Bannform? Wegen dieses Kerls?« Schwester Ulicia machte eine wegwerfende Handbewegung. »Eine Anomalie, weiter nichts. Nein, mit allem anderen stimmt etwas nicht. Warum sollte Tovi abreisen? Sie hatte die ausdrückliche Anweisung, hier auf uns zu warten. Und sie war ja auch hier - aber dann verschwindet sie einfach. Weder gab es irgendwelche anderen Gäste, noch befinden sich Truppen der Imperialen Ordnung in der Gegend; sie wusste, dass wir auf dem Weg hierher waren, und doch reist sie einfach ab. Das ergibt keinen Sinn.« »Und warum gerade nach Caska?«, fragte Schwester Cecilia. Schwester Ulicia wandte sich wieder dem Mädchen zu. »Mit wem hat Tovi sich getroffen, als sie hier war? Hat sie von irgendjemandem Besuch bekommen?«
»Hab ich Euch doch schon gesagt, niemand. Es war überhaupt niemand hier, solange die alte Frau bei uns gewohnt hat. Wir hatten weder Besucher noch Gäste. Sie war die Einzige hier. Dieser Ort liegt ziemlich ab vom Schuss. Niemand kommt hierher, um länger zu bleiben.«
Schwester Ulicia lief erneut auf und ab. »Das gefällt mir nicht. Irgendetwas stimmt da nicht, aber ich komme einfach nicht darauf, was.«
»Der Meinung bin ich auch«, gab Schwester Cecilia ihr recht. »Tovi würde nicht einfach so abreisen.«
»Und doch hat sie es getan. Warum?« Schwester Ulicia blieb vor dem Mädchen stehen. »Hat sie sonst noch etwas gesagt oder eine Nachricht hinterlassen - einen Brief vielleicht?« Schniefend unterdrückte das Mädchen einen Schluchzer und schüttelte den Kopf.
»Dann haben wir keine andere Wahl«, murmelte Schwester Ulicia.
»Wir werden Tovi nach Caska folgen müssen.«
Schwester Armina wies auf die Vordertür. »Etwa heute Nacht? Bei diesem Regen? Meinst du nicht, wir sollten bis zum Morgen warten?«
Tief in Gedanken blickte Schwester Ulicia zu der Frau hoch. »Und was ist, wenn jemand vorbeikommt? Wenn wir unsere Aufgabe erfüllen sollen, können wir keine weiteren Schwierigkeiten gebrauchen, und ganz gewiss können wir darauf verzichten, dass Jagang oder seine Truppen Wind davon bekommen, dass wir in der Nähe sind. Wir müssen Tovi finden, und wir müssen dieses Kästchen in unseren Besitz
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