Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)
befürchten weitsichtige Warner, die mehr als den unmittelbar kurzfristigen und vergänglichen Gewinn einiger allzu Gieriger im Blick haben.
Jenes überreiche Füllhorn, das Wallace wertvolle Einsichten in das Wirken der Natur bescherte, fällt einem Flächenbrand zum Opfer, den wir selbst entfacht haben. Was es noch zu entdecken gibt, verschwindet oder versteckt sich in den immer weiter schrumpfenden Regenwaldresten, die wir indes auch noch verlieren werden. So wie bereits einige wenige Buchstaben, die fehlen, einen Satz unverständlich werden lassen, schrieb Wallace 1863 in einem Artikel über die Geographie des indo-malayischen Archipels, führt die Besiedlung und die Zerstörung von immer mehr Lebensraum durch den Menschen zum Verschwinden immer zahlreicherer Lebensformen. Dadurch vernichten wir auch unschätzbare Belege aus der Vergangenheit des Lebens; mehr noch, wir machen das Leben vieler Arten selbst zur Vergangenheit.
Die Wallace-Linie mitten im Archipel wird nur mehr auf der Karte existieren und an den einstmals berühmten und dann vergessenen Naturforscher erinnern. Amazonien und der Archipel, wie Alfred Russel Wallace es kannte, wird einem verschwundenen Kontinent gleich zum Atlantis werden – mit mystischen Wesen einer längst vergangenen Zeit; Wesen wie Tiger und Orang-Utan, Vogelschwingen-Falter und Flugfrösche. Die Paradiesvögel werden dann tatsächlich jene sagenhaften Wesen sein, als die sie galten, bevor Wallace auch ihretwegen bis ans Ende des Archipels kam.
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Wallace im Original –
Der Sarawak-Essay von 1855
Alfred Russel Wallace
Ȇber das Gesetz, welches das Entstehen
neuer Arten reguliert hat.«
Der Text folgt der ursprünglichen, durch Wallace selbst autorisierten deutschen Übersetzung durch Adolf Bernhard Meyer von Wallace’ »Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays« (Macmillan and Co., London 1870), erschienen als »Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl. Eine Reihe von Essais« im Verlag Eduard Besold, Erlangen 1970, Seiten 1 – 29.
Auch aufgenommen in G. Herberer 1959. Dokumente zur Begründung der Abstammungslehre vor 100 Jahren. Gustav Fischer, Stuttgart. Seiten 36 – 51 als »Über das Gesetz, welches das Entstehen neuer Arten reguliert hat«.
I.
ÜBER DAS GESETZ, WELCHES DIE EINFÜHRUNG NEUER ARTEN REGULIERT HAT. Anmerkung
Geographische Verbreitung von geologischen Veränderungen abhängig.
Ein jeder Naturforscher, welcher seine Aufmerksamkeit auf die Frage nach der geographischen Verbreitung der Tiere und Pflanzen gerichtet hat, muss an den sonderbaren Tatsachen, welche sie darbietet, Interesse genommen haben. Viele dieser Tatsachen sind ganz verschieden von dem, was man hätte erwarten sollen, und sind bis jetzt zwar als höchst seltsame, aber auch als ganz unerklärbare angesehen worden. Nicht eine jener Erklärungen, welche seit Linnés Zeiten zu geben versucht worden sind, wird heutzutage als zufriedenstellend betrachtet; nicht eine derselben hat zureichende Gründe abgegeben, um die zu jener Zeit bekannten Tatsachen zu erklären, oder ist umfassend genug gewesen, um all den neuen Tatsachen, welche seitdem hinzugefügt worden sind und noch täglich hinzugefügt werden, Rechnung zu tragen. In den letzten Jahren jedoch ist ein helles Licht auf diesen Gegenstand geworfen worden durch geologische Untersuchungen, welche bewiesen haben, dass der gegenwärtige Zustand der Erde und der Organismen, welche sie jetzt bewohnen, lediglich die letzte Stufe einer langen und ununterbrochenen Reihe von Veränderungen ist, denen sie unterworfen gewesen und dass demgemäß ein Versuch die gegenwärtigen Verhältnisse ohne Rücksicht auf jene Veränderungen (wie es oftmals geschehen ist) erklären und deuten zu wollen, zu sehr unvollkommenen und irrtümlichen Schlüssen führen muss.
Die durch die Geologie bewiesenen Tatsachen sind kurz folgende:
–
Dass während einer ungeheuer großen, aber unbekannten Periode die Oberfläche der Erde sukzessiven Veränderungen unterworfen gewesen: Land ist unter den Ozean versunken, und neues aus demselben emporgestiegen; Bergketten haben sich aufgetürmt; Inseln sind in Kontinente verwandelt worden und Kontinente sind versunken bis sie Inseln wurden; und diese Veränderungen haben nicht nur einmal, sondern vielleicht Hunderte, vielleicht Tausende von Malen Platz gegriffen.
–
Dass all diese Vorgänge mehr oder weniger beständig stattgefunden haben, aber ungleich in ihrem
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