Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)
Fortschreiten gewesen sind – und dass während der ganzen Reihe von Entwicklungen das organische Leben der Erde eine entsprechende Veränderung erlitten hat. Diese Veränderung ist ebenfalls stufenweise erfolgt, aber sie ist eine vollständige gewesen, indem nach einem gewissen Zeitraum nicht eine einzige Art existierte, welche am Beginn der Periode gelebt hatte. Diese vollständige Erneuerung der Lebeformen scheint ebenfalls verschiedene Male stattgehabt zu haben.
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Dass von der letzten geologischen Epoche bis zur gegenwärtigen oder historischen der Wechsel in der organischen Lebewelt stufenweise vor sich gegangen ist: es kann nämlich das erste Erscheinen von jetzt existierenden Tieren in vielen Fällen festgestellt werden, ferner ihr allmähliches häufigeres Vorkommen in späteren Formationen, während andere Arten beständig aussterben und verschwinden, sodass der gegenwärtige Zustand der organischen Welt durch einen natürlichen Prozess allmählichen Aussterbens und Neuentstehens von Arten von jenem der spätesten geologischen Perioden klar hergeleitet werden kann. Wir dürfen daher wohl eine ähnliche Abstufung und natürliche Folge von einer geologischen Epoche zu der anderen mit Sicherheit annehmen.
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Wenn wir nun dieses als Resultate aus geologischen Untersuchungen festhalten, so sehen wir, dass die gegenwärtige geographische Verbreitung des Lebens auf der Erde der Effekt aus allen vorhergehenden Veränderungen, sowohl der Erdoberfläche selbst, als auch ihrer Bewohner, sein muss. Viele Ursachen, welche uns stets unbekannt bleiben werden, haben zweifellos mitgewirkt und wir dürfen daher erwarten, dass eine Menge von Einzelheiten der Erklärung sehr schwer zugänglich sein werden; indem wir es nun versuchen, eine solche zu geben, müssen wir geologische Veränderungen in Betracht ziehen, welche höchstwahrscheinlicherweise stattgefunden haben, obgleich wir keinen direkten Beweis ihrer individuellen Wirksamkeit besitzen.
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Die bedeutende Vermehrung unserer Kenntnisse innerhalb der letzten 20 Jahre sowohl hinsichtlich der gegenwärtigen als auch der vergangenen Geschichte der organischen Welt, hat eine solche Masse von Tatsachen aufgehäuft, dass diese uns wohl eine genügende Grundlage zu einem umfassenden Gesetz abgeben können, welches sie alle begreift und erklärt und neuen Untersuchungen eine bestimmte Richtung anweist. Schon vor etwa 10 Jahren hat sich die Idee eines solchen Gesetzes dem Schreiber dieser Abhandlung aufgedrängt und er hat seitdem eine jede Gelegenheit ergriffen, um dasselbe durch all die neuerlich festgestellten Tatsachen, mit welchen er bekannt wurde oder welche er in der Lage war selbst beobachten zu können, auf seine Richtigkeit hin zu prüfen. Diese haben alle dazu gedient, ihn von der Stichhaltigkeit seiner Hypothese zu überzeugen. Um einen derartigen Gegenstand vollständig abzuhandeln, wäre ein großer Raum erforderlich und nur infolge einiger kürzlich vorgetragener Ansichten, welche eine verkehrte Richtung einzuschlagen scheinen, wagt er es jetzt, seine Ideen (mit solchen erläuternden Beweisen und Schlussfolgerungen, wie sie sich an einem Orte bieten, der so weit von jeder Gelegenheit zum Studium und zur genauen Information abliegt) der Öffentlichkeit vorzulegen.
Ein aus wohlbekannten geographischen und geologischen Tatsachen hergeleitetes Gesetz.
Die folgenden Sätze aus den Gebieten der organischen Geographie und der Geologie liefern die Haupttatsachen, auf welche sich die Hypothese stützt.
Geographie.
1.
Große Gruppen, wie Klassen und Ordnungen, sind im Allgemeinen über die ganze Erde verbreitet, während kleinere, wie Familien und Gattungen, häufig auf eine Gegend und oft nur auf einen sehr begrenzten Distrikt angewiesen sind.
2.
In weitverbreiteten Familien sind die Gattungen oft auf bestimmte Gegenden begrenzt; in weitverbreiteten Gattungen sind gut markierte Gruppen von Arten jedem geographischen Distrikt eigentümlich.
3.
Wenn eine Gruppe auf einen Distrikt beschränkt und reich an Arten ist, so wird fast unabänderlich die nächstverwandte Art an derselben Örtlichkeit oder an nahe anliegenden gefunden und es ist daher die natürliche Folge der Arten durch Verwandtschaft auch eine geographische.
4.
In Ländern von gleichem Klima, aber die durch große Meeresflächen oder hohe Berge voneinander getrennt sind, finden sich oft die Familien, Gattungen und Arten des einen Landes durch nahe verwandte Familien, Gattungen und Arten, welche dem anderen
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