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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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zufriedenzustellen. Ich bin überhaupt nicht auf der Welt, um irgend jemanden zufriedenzustellen. Es ist mein Leben!«
    Sie war ungewöhnlich aggressiv. Das letzte, worauf Phillip an diesem Tag Lust hatte, war ein Streit mit ihr.
    »Klar ist es dein Leben«, stimmte er zu, »und du wirst zugeben müssen, daß ich dich jedenfalls nie bedrängt habe, mir dein Leben, deine Karriere, deine Zeit oder sonst irgend etwas zu opfern!«
    »Wenn ich mit dir zusammensein kann, ist das kein Opfer für mich«, sagte Geraldine. Sie hatte hektische rote Flecken im Gesicht bekommen. Das Gespräch mit ihm ging ihr sichtlich unter die Haut. Sie hatte den Aschenbecher geleert und die Kaffeetassen in der Spüle gestapelt. Nun holte sie einen Salatkopf und ein paar Tomaten aus dem Kühlschrank. Sie würde einen Salat machen, vielleicht ein Baguette aufbacken, und sicher hatte sie Käse und Weintrauben besorgt. Wäre er allein gewesen, hätte er wahrscheinlich gar nichts zu essen im Haus gehabt. Er wäre noch einmal zum Supermarkt getrabt und hätte sich eine Tütensuppe gekauft. Er fragte sich, weshalb, um alles in der Welt, er ihre Fürsorge so haßte.
    Und was versprach sie sich von all dem? Er beobachtete sie, wie sie welke Salatblätter aussortierte, Tomaten und Zwiebeln schnitt. Was brachte ihr das? Gut, sie hatte einen Fuß in seiner Tür, wahrscheinlich sogar mehr als das. Aber sie mußte wissen, daß sie lediglich von dem Umstand profitierte, ihm ein Alibi gegeben zu haben, und daß er sie nur deshalb widerwillig in seinen vier Wänden duldete. Ihm blieb nichts anderes übrig. Konnte ihr diese Situation wirklich ein gutes Gefühl geben?
    Der Gedanke an das Alibi ließ ihn sich plötzlich gerade aufsetzen. »Du hast doch hoffentlich Lucy nichts erzählt?« fragte er argwöhnisch. Nach seiner Erfahrung neigten Frauen dazu, ihre Geheimnisse auf geradezu selbstmörderische Weise ihren besten
Freundinnen anzuvertrauen. »Du weißt, was ich meine … von dem Alibi?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Geraldine, aber er fand, daß sie nicht richtig entrüstet klang. Zumindest hatte sie bestimmt mit dem Gedanken gespielt.
    »Du weißt, daß das unbedingt unter uns bleiben muß«, sagte er, »und gerade Lucy hätte sicher nichts Besseres zu tun, als umgehend die Bullen zu informieren. Damit alles zwischen uns kaputt ist und sie dich wieder voll und ganz in ihrer Regie hätte.«
    »Ich bin doch nicht dumm, Phillip«, sagte Geraldine. Als sie weiterarbeitete, wirkte sie entspannter als zuvor. Ihm war klar, daß ihr seine Angst, alles könnte auffliegen, Sicherheit gab. Solange er sich Sorgen machte, würde er sie nicht hinauswerfen. Aber er hatte ihr eine weitere Information zukommen lassen: Wenn sie nicht dichthielt, war sie draußen. Dann gab es für ihn keinen Grund mehr, sich länger von ihr festhalten zu lassen. Ein wackliges Abhängigkeitsgebäude …
    Eine beschissene Situation, dachte er.
    Er stand auf, machte ein paar Schritte hin und her, sah aus dem Fenster. Das Dach des gegenüberliegenden Hauses glänzte dunkelgrau im Regen.
    Diese Enge. Diese unsagbare Enge, die ihm plötzlich die Luft zum Atmen zu nehmen schien.
    »Der Anwalt hat mir geraten, vorerst die Finger von Stanbury zu lassen«, sagte er. »Er meint, das sei gefährlich nach allem, was dort geschehen ist. Abgesehen davon hat er mir überhaupt wenig Hoffnung gemacht …« Er strich sich über die nassen Haare. Er war so deprimiert, daß er sich am liebsten mit jeder Menge Whisky zugeschüttet hätte. Vielleicht würde er das auch tun im Lauf des Abends.
    Er trat an das Regal, in dem seine Ordner mit dem Zeitungsmaterial über Kevin McGowan standen. Strich kurz über ihre Rücken aus Plastik. Die Berührung ersetzte für einen Moment fast den Whisky.

    Geraldine begann, Zwiebeln und Speck in einer Pfanne zu braten, schlug Eier dazu. Ein köstlicher Duft erfüllte die triste Mansarde.
    »Wir sollten hier ausziehen«, sagte sie unvermittelt.
    Wir wohnen hier gar nicht!
    »Es ist so klein … und so trostlos.«
    Ach! Wer hat dich denn eingeladen, hier zu sein?
    »Allerdings fände ich es auch nicht gut, wenn wir in meine Wohnung ziehen würden. Wir sollten etwas ganz Neues zusammen anfangen.«
    O Gott!
    »Ein bißchen außerhalb. Ein Häuschen mit Garten.« Sie drehte sich zu ihm um. »Wie fändest du das?«
    »Bitte nicht«, sagte er gequält.
    »Ich halte das für eine richtig gute Idee«, beharrte Geraldine und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    »Ich halte das für

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