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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Jessica, während sie verzweifelt überlegte, was sie tun konnte, um sich in Sicherheit zu bringen. Evelin war dabei, völlig durchzudrehen, das konnte sie sehen, und vermutlich würde sie sie nicht mehr erreichen. Von welchem Punkt an würde Evelin auch in Jessica eine Feindin sehen, die sich von Anfang an mit den anderen Feinden gegen sie verbündet hatte?
    Sie standen knapp zwei Meter voneinander entfernt, zwischen sich die Bank, die Jessica natürlich keinen Schutz bieten würde. Weglaufen konnte Jessica nur in Richtung Wald, also dorthin, wo sich auf unendlich viele Meilen hin kein Haus, kein Dorf, kein Gehöft mehr befand. Aber selbst wenn es ihr gelingen würde, an Evelin vorbeizukommen und in Richtung Stanbury zu laufen, blieb die Frage, wie lange sie durchhalten konnte. Und ob sie wirklich schneller wäre als Evelin. Sie war schwanger und erschöpft. Evelin war nicht schwanger und ausgeruht. Dafür noch immer recht füllig. Unsportlich. Untrainiert. Aber von einem Wahnsinn getrieben, der ihr ungeahnte Kräfte verleihen mochte. Das galt auch für einen möglichen Zweikampf, zu dem es kommen konnte. Und sie hatte ein Messer.
    Lieber Gott, dachte sie, während ihr vor Angst die Tränen in die Augen schossen, die sie kaum zurückzuhalten vermochte, lieber Gott, hilf mir doch! Hilf mir und meinem Baby. Laß sie mich doch irgendwie erreichen! Wenn sie klar wird, kann ich mit ihr
reden! Aber was soll ich sagen? Was soll ich sagen, um sie wachzurütteln?
    Sie wich kaum merklich ein wenig zurück. Evelin blieb, wo sie war. Das kranke Lächeln war auf ihrem Gesicht wie festgefroren. Sie war jetzt wie in Trance.
    »Tim war auf der Suche nach seinen Aufzeichnungen«, sagte sie, »und er war außer sich vor Wut. Er kam über die Wiese und rief nach mir. Ich weiß noch, daß ich Angst bekam, fürchterliche Angst. Der Schweiß brach mir aus, und ich fing an zu zittern. Ich glaube, daß Phillip das merkte. Er legte plötzlich die Hand auf meinen Arm, sah mich an, auf eine ganz merkwürdige Weise, es hatte etwas mit Mitgefühl zu tun und mit Verstehen, jedenfalls war es mehr, als mir irgendeiner von euch in all den vielen Jahren entgegengebracht hat. Und dann sagte er: ›Sie müssen sich diesen Ton nicht gefallen lassen. Niemand sollte so mit Ihnen reden dürfen, auch nicht und erst recht nicht Ihr Mann.‹ Es waren ganz schlichte Worte, viel einfacher und klarer als alles, was Dr. Wilbert je zu mir gesagt hat, aber es war, als knipse jemand einen Schalter an, und es wurde hell, und ich erkannte, was zu tun war. Ich würde es mir nicht länger gefallen lassen. Tim würde nie wieder auf diese Art mit mir reden. Nie wieder.«
    »Du hast ihn getötet«, sagte Jessica und wich erneut um einen Zentimeter zurück.
    Evelin nickte. In ihr Lächeln mischten sich Stolz und ein Anflug von Selbstgefälligkeit. »Ich ging zu ihm hin und fragte, was los sei, und er sagte, ich solle ihm jetzt gefälligst helfen, seine Unterlagen zu suchen, und nicht fett und faul in der Sonne sitzen. Ich folgte ihm ins Haus. In der Halle blieb er stehen und überlegte, und dann meinte er, er habe noch nicht in der Küche gesucht. Ich sagte: ›Wieso solltest du denn deine Unterlagen in der Küche verstaut haben?‹ Er schnauzte mich an: ›Und wenn wir die ganze Küche auseinandernehmen, wenn wir das ganze verdammte Haus auseinandernehmen, wir suchen jetzt, bis wir die Sachen gefunden haben.‹

    Wir gingen in die Küche, und er riß alle Schubladen und Schränke auf und stöberte darin herum, und ich suchte mit, obwohl ich ja wußte, daß die Papiere dort nicht sein konnten. Und dann fiel mein Blick auf die Anglermesser über der Spüle, und fast gleichzeitig sah ich, daß Tim auf den Knien lag und in einem der Unterschränke wühlte. Ich nahm das Messer vom Haken, trat dicht an ihn heran und beugte mich über ihn. Ohne hochzuschauen, sagte er: ›Verdammt, geh mir aus dem Licht!‹ Aber anstatt ihm aus dem Licht zu gehen, beugte ich mich noch tiefer und schnitt ihm die Kehle durch. Er gab keinen Laut von sich, plumpste auf den Bauch und blieb liegen.
    »Und dann bist du weitergegangen und hast jeden getötet, der deinen Weg kreuzte«, sagte Jessica.
    Evelin sah plötzlich angestrengt aus. »Ich erinnere mich so schlecht. Es liegt ein Schleier über allem, was war. Ja, ich sehe Patricia. Sie kniet an dem Blumentrog im Hof, nicht wahr? Ich töte sie und laufe weiter. In den Park. Ich sehe jemanden auf einer Bank sitzen. Einen Mann. Ich sehe ihn nur von

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