Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
einzelne von ihnen wäre tot!«
    Und ehe er darauf noch etwas erwidern konnte, war sie schon aus der Küche gestürmt und warf laut krachend die Tür hinter sich zu.
     
    Geraldine wurde wach, weil ein Geräusch in ihren Schlaf gedrungen war. Sie war eine Langschläferin und hätte sich eigentlich auf die andere Seite gedreht und wäre wieder eingeschlummert, aber trotz der frühen Stunde kam ihr zu Bewußtsein, daß irgend etwas nicht stimmte - oder am Abend zuvor nicht gestimmt hatte ... daß sie schon mit einem unguten Gefühl zu Bett gegangen war …
    Sie setzte sich auf. Durch die Vorhänge fiel erstes Morgenlicht. Sie sah Phillip, der sich angezogen hatte und gerade das Zimmer verlassen wollte. Schlagartig fiel ihr ein, daß er nicht dagewesen war am Abend. Er mußte irgendwann in der Nacht gekommen sein, ohne daß sie etwas bemerkt hatte.
    »Phillip!« rief sie.
    Sie hörte ihn seufzen. »Schlaf weiter«, sagte er, »es ist erst sieben Uhr.«
    »Wo willst du hin?«
    »Raus. Laufen. Nachdenken.«
    »Wann bist du gekommen? Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich habe bestimmt bis halb eins wach gelegen!«
    »Ich war etwas trinken. Um eins war ich da.«
    Sie mußte sich hart zusammenreißen, ihm nicht heftige Vorwürfe
zu machen. Aus Erfahrung wußte sie, daß dies nicht nur nichts brachte, sondern im Gegenteil bei ihm nur zu Gereiztheit und Verärgerung führte. Bei dem geringsten Gefühl, er werde von ihr eingeengt, wurde er nervös und aggressiv.
    »Wir wollten zusammen essen.«
    »Geraldine ...«
    »Okay, okay!« Sie hob beschwichtigend beide Hände, wagte nicht, daran zu denken, was Lucy zu dieser Art Gespräch sagen würde. Natürlich hätte sie Krach machen müssen. Aber eigentlich müßte sie den ständig machen, weil er sich immer so verhielt, wie er es auch jetzt tat. Am Dienstag hatte er ihr kurzfristig die gemeinsame Wanderung abgesagt, um Patricia Roth aufzusuchen, aber abends hatte er ihr dann mitgeteilt, er sei doch nicht bei ihr gewesen. Er hatte keine Entschuldigung hinzugefügt, kein Wort des Bedauerns über den verpatzten Nachmittag, den sie hätten zusammen verbringen können.
    »Ich gehe morgen zu ihr«, hatte er nur gesagt, und sie hatte darauf verzichtet, ihm Vorwürfe zu machen, weil sie Angst hatte, ihn noch weiter von ihrer Seite zu treiben.
    »Wie ist es denn gelaufen gestern?« fragte sie nun. »Warst du jetzt endlich in Stanbury House?«
    »Ja. War ich. Habe sie alle dort angetroffen, schön versammelt, als hätten sie auf mich gewartet. Mit Sektgläsern in der Hand. Wir hätten gleich anstoßen können auf unsere Begegnung. «
    »Ich vermute, nach anstoßen war ihnen nicht zumute.«
    »Nicht im mindesten. Habe selten so belämmerte Gesichter gesehen!« Sein Tonfall und seine Formulierungen waren locker, aber Geraldine, die ihn gut kannte, spürte seine Angespanntheit. Er machte sich Sorgen und war keineswegs guter Dinge.
    »Und ...?« fragte sie vorsichtig.
    Er ließ seine Hand auf der Türklinke liegen. Keine Sekunde lang ließ er darin nach, ihr den Eindruck zu vermitteln, unbedingt weg zu wollen.

    »Sie glauben mir nicht.«
    »Das war zu erwarten.«
    »Ich werde es ihnen beweisen.«
    »Du willst Details erzählen?«
    »Zunächst - ja.«
    »Glaubst du denn, daß sie dir überhaupt zuhören werden? Daß sie dich so ohne weiteres noch einmal in ihr Haus lassen?«
    »Wir werden sehen.« »Phillip«, sie wußte, daß ihre Stimme einen beschwörenden Klang hatte und daß Phillip ihr dies bereits als einen Versuch auslegen würde, ihn zu manipulieren, »Phillip, worauf soll das hinauslaufen? Glaubst du, diese Patricia Sowieso hat nur darauf gewartet, daß ein Fremder aufkreuzt, sich als ein Verwandter ausgibt und …«
    »Ich gebe mich nicht als Verwandter aus. Ich bin mit ihr verwandt! «
    »Du weißt das! Aber wie muß das denn für sie aussehen? Egal, was du ihr über ihren Großvater erzählst - er war ein prominenter Mann, und du könntest das alles auch aus Archiven zusammengetragen haben! Was du zu einem großen Teil ja übrigens auch getan hast! Du sitzt doch seit einem Jahr praktisch nur noch in Bibliotheken herum, sammelst alles, was du über McGowan finden kannst, und legst diese ... diese Ordner an, in denen du dann auch daheim ständig liest! Und nun glaubst du, Patricia ist scharf darauf, ihr Erbe mit dir zu teilen. Du wirst nicht durchkommen damit.«
    Nur jener letzte Rest Höflichkeit, den er ihr gegenüber gelegentlich aufbrachte, hielt ihn davon ab, einfach das Zimmer zu

Weitere Kostenlose Bücher