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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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ziemlich fatal für sie gewesen, gerade jetzt. Das Problem bestand darin, dass der Flugzeugführer keiner von ihnen war und bei dieser Aktion genug mitbekommen hätte, um der Flugpolizei Hinweise geben zu können. Dieses Problem sollte so gelöst werden, dass die Maschine nach erfolgtem Raub beim Rückflug abstürzt, wahrscheinlich irgendwo über dem Chiemsee. Dafür haben die Kerle in der Frachtkiste, die ja als Diplomatenfracht nicht kontrolliert wurde, eine Zeitbombe versteckt. Ganz schön gerissen, was?«
    »So schlau auch wieder nicht. In dem Wrack wär bloß der Flugzeugführer gewesen.«
    »Aber nur, wenn die Trümmer auf dem Boden gelandet wären und nicht in achtzig Meter Seetiefe. Zunächst klappte wohl auch alles. Der Bordmechaniker kaperte über Kufstein die Maschine und zwang den Piloten, nach Osten zu fliegen. Bevor er aber am vereinbarten Treffpunkt landen konnte, explodierte der Sprengsatz. Unsere Freunde waren natürlich zuerst einigermaßen zerschmettert, weil wieder mal einer ihrer grandiosen Pläne in die Hose gegangen war und sie mit dem Geld schon fest gerechnet hatten. Weil aber Gauner immer von sich ausgehen und deshalb davon, dass auch ihre Umwelt nur aus Gaunern besteht, wurden sie misstrauisch. Sie fingen an, die Absturzstelle nach Resten des Geldes zu untersuchen. Einen Moment glaubten sie sogar, fündig geworden zu sein, weil ihnen zu Ohren kam, dass ein Hungerleider, der in der Nähe der Absturzstelle hauste, auf wundersame Weise zu Geld gekommen ist. Aber auch da zogen sie eine Niete, weil der arme Kerl höchstens ein oder zwei angesengte Hunderter eingesteckt hatte. In der Frachtkiste befanden sich nämlich nur ein paar Scheine, um den Anschein zu erwecken, sie wäre prallvoll gewesen. Was guckst du mich so zweifelnd an?«
    »Red weiter.«
    »Du ahnst, wo der Hase hinläuft?«
    »Der Lindenfeld wollt auch die Nazen austricksen.«
    Kull nickte. »Unser pfiffiger Major hat sie zu dieser ganzen Aktion angestiftet, um einen ganz anderen Plan zu verfolgen. Er holte das Geld von der Bank ab und versteckte es an einem sicheren Platz, wahrscheinlich hier irgendwo im Haus. Fürst, der ihm auf bizarre Weise ergeben war, erhielt von ihm den Befehl, die Frachtkiste mit einer Zeitschaltuhr zu versehen und diese so zu manipulieren, dass die Maschine vor der geplanten Landung in Innsbruck abstürzt. Das funktionierte dann auch bestens. Alles sah danach aus, dass das Geld dabei vernichtet worden ist. Lindenfeld, der gegenüber den Nazis wie auch seinen Auftraggebern den Erschütterten spielte, war fein raus. – Eigentlich nicht übel, was?«
    »Weiter.«
    Kull stockte. Kajetan konnte erkennen, dass sich der Detektiv krümmte.
    »Diese … Hunde«, keuchte er.
    »Was hast?«
    Kull atmete schwer. »Die Schramme scheint … scheint doch ein bisschen tiefer zu sein…« Er richtete sich wieder auf. »Tja. Den Rest kann ich kurz machen. Wie gesagt: Das Gefühl, dass an der Sache doch etwas faul sein könnte, sind die Geschröpften nie ganz los geworden. Es erhielt Auftrieb, als sie mitbekamen, dass man mich mit der Sache betraut hatte. Da sie selbst nicht recht vorwärts gekommen waren, hefteten sie sich an meine Fersen. Was mir wiederum sehr recht war. Weil ich meinerseits darauf spekuliert habe, dass einer der Beteiligten irgendwann unruhig werden und einen Fehler machen würde. Ich hatte ja zunächst jeden in Verdacht, sogar meinen Auftraggeber. Dann aber war die Sache schnell klar. Ich wollte den Halunken heute aufsuchen, um ihm einen Vorschlag zu machen, den er nicht hätte ablehnen können, wenn er auch nur ein Gramm Hirn in seinem Schädel gehabt hätte. Nämlich, das Geld rauszurücken.«
    »Und dann?«
    »Hätte ich das Geld meinem Auftraggeber ausgehändigt, meinen Rapport abgeliefert und Schluss. Die Entscheidung, was mit Lindenfeld und Konsorten geschehen sollte, hat sich mein Auftraggeber vorbehalten.«
    »Das heißt, der Lindenfeld wär womöglich verschont geblieben? So was lässt du durchgehen? Die Drecksau ist ein mehrfacher Mörder!«
    »Reg dich wieder ab, du Moralapostel. Ich hab nie Zweifel daran gehabt, dass er nicht früher oder später dafür bezahlt. Unter meinen Busenfreunden befinden sich nämlich einige, die sehnsüchtig auf die Information gewartet haben, wer sie da über den Tisch gezogen hat.«
    »Verstehe«, sagte Kajetan leise. Er kippte den Kopf nach oben. Die Schläge über ihnen wurden heftiger. »Aber jetzt … wo ist er überhaupt? Oben?«
    »Der Lindenfeld?

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