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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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eingeholt werden müssen. Ich schätz aber, dass die Formalien in ein paar Wochen über die Bühne gegangen sein werden. Solang müssten wir uns noch gedulden.« Er runzelte die Stirn und sah Kajetan ins Gesicht. »Wie siehts solang aus? Habens noch genügend Rücklagen?«
    »Es ist knapp«, gab Kajetan zu.
    »Da ich Sie nicht als Jammerlappen einschätz, heißt das wahrscheinlich, dass es mehr als das ist.« Der Kripoleiter schmunzelte väterlich. »Und dass Sie mir verhungern, möcht ich nicht riskieren. Lassens uns also überlegen, was wir tun können.« Er sank wieder in die Lehne zurück und legte seine Finger nachdenklich aneinander. »Passens auf«, begann er zögernd. »Ich hab mich da neulich in der ›Südtiroler Stuben‹ länger mit einem Rechtsanwalt unterhalten. Sehr angesehener Mann, Strafverteidiger. Er hat mir von einem seiner Fälle erzählt. Und davon, dass er Hilfe brauchen könnt.«
    Bevor Kajetan etwas einwenden konnte, griff der Kripoleiter nach einem Zettel, machte eine Notiz und schob sie über den Tisch.
    »Hier sind Adresse und Telefon der Kanzlei Dr. Herzberg. Nicht weit von da, in der Gruftstraße, im Judenviertel hinter dem neuen Rathaus. Gehen Sie so bald wie möglich hin, bevor er sich für einen anderen entscheidet.« Er nickte aufmunternd. »Ich werd Sie schon mal avisieren lassen, einverstanden?«

5.
    »Raus!«, brüllte Johann Fürst.
    Das Zimmermädchen der Pension »Prokosch« in Haidhausen starrte fassungslos in sein von Jähzorn entstelltes Gesicht.
    »Bist taub, blöde Kuh? Hab ich nicht gesagt, dass bei mir nicht aufgeräumt zu werden braucht?! Raus!«
    Sie spürte einen Speicheltropfen auf ihrem Gesicht und zuckte zusammen. Ihr Gesicht glühte, sie schnappte nach Luft, drehte sich mit einem Ruck um, zog die Tür hinter sich ins Schloss und polterte die Treppe hinunter.
    In der Küche zog sie einen Stuhl heran, setzte sich an den Tisch und starrte, noch immer geschockt, ins Nichts.
    Fast hätte sie das Klacken des Türschlosses überhört. Die Köchin kam vom Markt am Wiener Platz zurück. Schnaufend hievte sie den Korb auf die Arbeitsplatte und begann, das Gemüse auf der Fläche zu verteilen.
    »Schon da, Moidl?« Sie streifte das Mädchen mit einem verwunderten Blick aus den Augenwinkeln, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. »Weißt schon, wie grantig die Frau Prokosch werden kann, wenn die Zimmer nicht anständig gemacht sind?«
    Moidl schluchzte auf.
    Die Alte drehte sich um. »No? Da wird mir doch nicht eine zu flennen anfangen?«
    Das Mädchen kramte in ihrer Schürze nach einem Taschentuch und tupfte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Unter Schluchzen stieß sie hervor: »Ich … ich tu doch eh alles, was von mir verlangt wird … aber dass einer dann so bös zu mir sein muss… das … das hab ich nicht verdient …«
    »Was ist denn passiert? Und von wem redst denn?«
    »Von dem Herrn auf Vierzehn«, schniefte das Mädchen.
    »Der«, sagte die Köchin nur.
    Moidl nickte und zog den Rotz hoch. »Ja … so gschert … so gemein ist er zu mir gewesen … wie ich bei ihm aufräumen hab wollen … so gemeine Sachen hat er gesagt …«
    »Was denn?«
    Moidl schüttelte den Kopf. »Möchts gar nicht sagen, Erna … so gschert …«
    »Du bist einfach zu empfindlich«, versuchte die Alte zu beschwichtigen. Und ein gutmütiges Schaf obendrein, dachte sie. Die Stadt ist nichts für ein Trutscherl wie dich. Besser, du wärst bei deinen Leuten im Chiemgau unten geblieben.
    Ernas Worte trösteten das Mädchen nicht. Es sei doch schon nach zehn gewesen, erklärte sie stockend, alle anderen Gäste hätten schließlich die Pension schon längst verlassen gehabt. Sie habe geklopft, doch nichts gehört, worauf sie in das Zimmer gegangen sei. Der Herr sei auf dem Bett gelegen, in der Hand ein komisches Gerät, sei aufgesprungen und habe sie angebrüllt wie ein Verrückter. Beleidigt habe er sie auch noch.
    »Und du hast wieder mal dein Maul nicht aufgebracht«, schloss die Alte grimmig.
    Das Mädchen hob die Schultern. »Ich … ich bin einfach so … so platt gewesen, dass …«
    »Den hätt ich aber rasiert, das darfst mir glauben«, schimpfte die Köchin. Sie ging zum Spülstein, stellte eine Blechschale hinein und öffnete den Wasserhahn.
    Moidl sah dankbar auf.
    »Dabei bin ich allerweil so freundlich zu ihm gewesen.« Sie schneuzte sich ausgiebig. Trotzig fuhr sie fort: »Aber damit ists jetzt vorbei.«
    »Recht hast«, sagte Erna. »Ein Zimmermadl ist auch ein Mensch.« Sie

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