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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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herhalten, dass das Ansehen der Behörde Schaden nehmen könnt.« Er schüttelte den Kopf. »Es gibt eben Leut, die immer bloß bis zum nächsten Hauseck denken können. Sie übersehen, dass gerade die Heimlichtuerei den größten Schaden anrichtet.«
    Kajetan hatte sich noch nicht völlig von seiner Verblüffung erholt. Worauf wollte Rosenauer hinaus?
    »Sie werden sich sicher fragen, worauf ich eigentlich hinaus will. Richtig?«
    »Kann sein«, sagte Kajetan.
    Rosenauer streifte ihn mit einem nachdenklichen Blick. Er griff zu seiner Brissago, setzte sie in Brand und beobachtete, wie eine Rauchwolke zur Decke schwebte. »Sagens, Herr Kajetan«, begann er, als wäre ihm gerade in diesem Augenblick dieser Gedanke gekommen, »wie säh es denn bei Ihnen aus, wenn ich mich dafür stark machen würd, dass Ihr Gesuch auf Wiedereinstellung endlich angenommen wird?« Sein Blick fiel auf Kajetan. »Herrgottnochmal! Jetzt schauens mich doch nicht so an wie ein Ochs! Wenn ich zuvor gesagt habe, dass ich Leute wie Sie brauche, dann war und ist das mein voller Ernst!«
    Kajetan schluckte. »Danke«, sagte er.
    »Ist das alles?«, drängte Rosenauer. »Hörens, ich verschwend meine Zeit nicht damit, jemandem Honig ums Maul zu schmieren. Was ist Ihre Antwort? Habens überhaupt noch Interesse daran? Wie siehts mit Ihren Plänen aus? Habens vielleicht vor, Ihre Auskunftei wieder aufzumachen?« Er kniff die Lider zusammen: »Untreue Ehemänner oder deren Weiber ausspionieren? Einem Charkutier, der regelmäßig die halbe Vorstadt vergiftet, nachweisen, dass er in seinen Leberkäs rotzt, damit sein Brät geschmeidiger wird?« Wieder ließ er eine Rauchwolke aufsteigen. »Aber ich sollt nicht boshaft sein. Auch so was muss schließlich gemacht werden. Wenn ich mich auch frage, ob ausgerechnet von jemand mit Ihren Fähigkeiten.«
    Kajetan war sich noch immer nicht völlig sicher, ob er nicht doch träumte. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Dass er in der Vergangenheit immer wieder versucht hatte, seine Entlassung rückgängig machen zu lassen, hatte weniger damit zu tun gehabt, dass er an einen Erfolg glaubte. Ums Prinzip war es ihm gegangen. Weil er sich gesagt hatte, dass es einfach Dinge gab, die man weder durchgehen lassen noch hinnehmen durfte.
    Die Stimme des Kripoleiters holte ihn aus seinen Gedanken: »Ich hab durchaus auch noch was anderes zu tun, Herr Kajetan. Haben Sie mich nicht verstanden? Ich habe Sie gefragt, ob die Kriminalabteilung wieder auf Sie zählen kann. Und ob ich mich der Sache noch einmal annehmen soll. Ja oder nein? So machen Sie doch endlich Ihr Maul auf!«
    »J…ja«, stotterte Kajetan.
    »Na endlich!« Rosenauer sank wieder in seine Lehne zurück und nahm einen Zug aus der Brissago. »Dass sich bei uns etliches verändert hat, vom Funkwesen über die Bewaffnung bis zur Motorisierung, brauch ich nicht zu erwähnen. Grad im Bereich der Kriminaltechnik haben wir mittlerweile Möglichkeiten, von denen Sie in Ihrer aktiven Zeit noch nicht einmal geträumt haben. Auch hat sich unsere Kundschaft ein bisserl geändert. Die meisten Leut sind in den letzten Jahren ja nicht reicher geworden. Die Arbeiter beispielsweis werden von Tag zu Tag grantiger, weil ihnen immer mehr von dem abgenommen wird, was sie nach unserer Revolution erreicht haben. Vom Achtstundentag redet heut längst keiner mehr, und beim Wort ›Lohnerhöhung‹ lachen die Herrschaften da oben bloß noch. Da schepperts dann schon mal, könnens Ihnen ja wohl vorstellen, oder?« Rosenauer unterbrach sich. »Aber wenn Sie mich noch länger so verwirrt angaffen, komme ich doch langsam in Zweifel, ob ich bei Ihnen an der richtigen Adresse bin. Sie werden doch nicht übel nehmen, dass ich Ihnen vorhin ein wenig auf den Zahn gefühlt hab?«
    Kajetan schüttelte den Kopf.
    »Was schauens dann immer noch so skeptisch drein?«
    Kajetan zuckte die Achseln. »Man wirds eben mit der Zeit.«
    Rosenauer nickte verstehend. »Was Ihnen auch keiner verdenken kann. Aber auf die Gefahr hin, dass Sie mich für einen Sprüchmacher halten – ja, ich bin davon überzeugt, dass sich die Sache wieder einrenken lässt. Weil sich die Zeiten glücklicherweise doch ein bisserl geändert haben. Alle, die sich bisher gegen Ihren Antrag gestemmt haben, sind entweder weg oder haben nicht mehr viel zu melden.« Er stippte sorgfältig die Asche ab. »Allerdings muss alles seinen vorgeschriebenen Gang gehen. Was heißt, dass einige Gespräche zu führen sind und diverse Unterschriften

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