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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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warne Sie«, presste er durch die Lippen. Er drehte sich brüsk um und stapfte davon.
    Kull sah dem abfahrenden Wagen mit grimmiger Genugtuung nach.
    Die Sache kommt ins Rollen, dachte er. Einige Kameraden werden nervös.

16.
    Über dem Hügelland lasteten regenschwere Wolken. Das Fuhrwerk rumpelte die Schotterstraße entlang. Die ausgefurchte Piste wand sich zwischen abgeernteten Feldern hindurch und lief, nachdem sie mehrere flache Senken durchquert hatte, auf das dunkle Band einer Waldung zu.
    Der Hausknecht lenkte das Gefährt mit ruhiger Hand. Das Zugtier, ein gutmütiger Rottaler, schien an den Alten gewohnt; bereitwillig gehorchte es seinen Befehlen.
    Kajetan klammerte sich an das schmale Sitzbrett.
    Er sah den Alten von der Seite an.
    »Bist eigentlich schon länger beim Wirt, Dore?«, fragte er, um einen beiläufigen Ton bemüht.
    Der Fuhrknecht blickte stoisch über den dampfenden Rücken des Zugtieres auf die Straße. »Mein Lebtag lang«, sagte er nach einer Weile.
    »Dann hast den Rotter wahrscheinlich gekannt, hm?«
    Die eisenbeschlagenen Räder knirschten durch eine Kuhle. Schlamm spritzte auf.
    »Schon«, hörte Kajetan.
    »Was … sagt man denn so im Dorf über ihn?«
    »Wüah!«, dirigierte der Alte und schlug die Zügel. Der Rottaler schnaubte und beschleunigte seinen Trott. Bald wies die Piste wieder festeren Grund auf.
    Kajetan machte einen erneuten Versuch: »Was meinst? Hat er seine Frau damals umgebracht oder nicht?«
    Der Alte kniff die Lippen zusammen. Sie hatten den Waldrand erreicht, das Fuhrwerk furchte durch abgefallenes, feuchtes Laub. Über ihren Köpfen glitt kahles Geäst vorüber. Es war unmerklich dunkler geworden.
    »Ob ers getan hat …«, setzte der Fuhrknecht an, brach aber ab.
    Kajetan nickte ihm aufmunternd zu. »Hm?«
    »… das weiß bloß unser Herrgott …«
    Kajetan sah ihn von der Seite an. Die Kiefer des Alten mahlten.
    »… oder der Teufel«, stieß er mit unvermuteter Heftigkeit hervor. »Der, der in den Weibern drinsteckt!«
    Das Ross schnaubte auf. Kajetan warf dem Alten einen verblüfften Blick zu.
    »Wie meinst das, Dore?«
    Der Alte gab ein abweisendes Brummen von sich. Für einen Moment wirkte er, als verwirre ihn selbst, was er soeben gesagt hatte.
    Der Wald trat hinter ihnen zurück. Eine weite Rodung öffnete sich.
    »Eho!«, rief der Fuhrmann, zog die Zügel und brachte das Gefährt an einer Weggabelung zum Stehen. Mit einer Kopfbewegung wies er auf eine Gruppe von Gebäuden, die sich um eine langgestreckte, von einem Bachlauf durchschnittene Senke gruppierten.
    »Da drüben«, sagte er.
    Kajetan bedankte sich und stieg ab. Das Fuhrwerk setzte sich wieder in Bewegung und war bald hinter einem niedrigen Hügel verschwunden. Kajetan streckte sich. Er ließ seinen Blick über die Rodung schweifen. Die Einöde Riedenthal bestand aus drei Höfen. Er rief sich den Ortsplan wieder ins Gedächtnis. Das Anwesen, das Ignaz Rotter und seine Frau einst bewohnt hatten, musste über dem westlichen Hang der Senke liegen. Der heutige Besitzer war ein Cousin des Mordopfers.
    Kajetan schlug den Kragen hoch und folgte einem Weg entlang des Bachlaufs. Kurz verschwanden die Gebäude aus seinem Sichtfeld, dann tauchte das Dach des ehemaligen Rotter-Hofes über der Geländekante auf. Aus dem Kamin stieg dünner, vom Wind verwirbelter Rauch. Ein Hofhund rasselte heulend auf, als Kajetan das Tor zum Innenhof aufdrückte und auf den Wohntrakt zuging.
    Eine schroffe Stimme hinter seinem Rücken ließ ihn zusammenfahren.
    »Was möchst?«
    Der Bauer stand unter dem Balkensturz einer offenen Remise, einen armlangen Schraubenschlüssel in der ölverschmierten Faust.
    Kajetan ging einige Schritte auf ihn zu und lüpfte seinen Hut. »Der Herr Schwaiger, nehm ich an?«
    Der Bauer brachte den Hund mit einem barschen Befehl zum Schweigen.
    »Bin ich«, bestätigte er. »Kannst dich aber gleich wieder schleichen. Ich brauch nichts.«
    Kajetan stellte sich vor und schilderte sein Anliegen.
    Das gegerbte Gesicht des Bauern verschloss sich endgültig.
    »Gibt nichts zum Reden«, sagte er. »Die Sach ist außerdem schon hundertmal angeschaut worden.«
    »Aber der Rechtsanwalt Herzberg ist davon überzeugt, dass der Herr Rotter zu Unrecht im Zuchthaus hockt«, wandte Kajetan ein. »Es kann euch doch nicht egal sein, ob eine Schand auf der Familie liegt oder nicht?«
    »Wär mir neu, dass der aus meiner Familie ist«, knurrte der Bauer. »War schon genug, dass die Fanny so blöd gewesen ist, so

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