Am Ende des Tages
er.
Der Ermittler trat vor ihn und fixierte ihn angriffslustig. »Ich bin nicht schwerhörig, mein Bester«, gab er mit gleicher Lautstärke zurück. »Und wenn Sie sich hier unbedingt aufspielen möchten, darf ich Sie darauf hinweisen, dass es strenge Vorschriften dafür gibt, wie eine Brandstelle zu sichern ist, ja? Wo sehe ich eine polizeiliche Verbotstafel oder eine Absperrung? Na?«
Für den Bruchteil einer Sekunde huschte Unglauben über das Gesicht des Fremden. »Werden Sie nicht frech, Mann! Was haben Sie hier zu suchen?«
Kull warf den Kopf in den Nacken. »Wer will das wissen?«
Der Schnauzbärtige funkelte den Ermittler wütend an.
»Kriminalpolizei. Ihre Papiere. Dalli.«
Kull reichte sie ihm. Der Beamte betrachtete sie stirnrunzelnd. Mit finsterer Miene gab er sie zurück.
»Ich wart aber noch immer auf die Antwort, was Sie hier zu suchen haben.«
»Ich kam zufällig vorbei, Herr Kommissar. Das Wandern ist nun mal meine Leidenschaft.«
Das Gesicht des Beamten verdunkelte sich. »Ich rate Ihnen, sich nicht über mich lustig zu machen«, blaffte er. »Wenn Sie nicht augenblicklich antworten, werden Sie in der Bezirksinspektion Gelegenheit haben darüber nachzudenken, ob es sich lohnt, eine amtliche Aufforderung zu wahrheitsgemäßer Auskunft zu verweigern.«
»Sie wissen, dass Sie dazu keinerlei Recht haben«, entgegnete Kull scharf. »Oder muss ich Sie auch noch an das Strafvollzugsgesetz erinnern?« Er hob die Stimme. »Aber gut! Beenden wir das Affentheater. Ja, ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier, sondern aus beruflichem Anlass. Dass ich das nicht gleich an jedermann hinauströte, dafür werden Sie Verständnis haben.«
Der Beamte runzelte die Stirn.
»Beruflich?«
Du bist ein schlechter Schauspieler, dachte Kull. Ihr Kerle wisst es doch längst.
»Ich bin privater Ermittler«, sagte er.
»Soso. Und das soll ich Ihnen abnehmen.«
»Es ist mir, ehrlich gesagt, völlig egal, ob Sie das tun. Wenn Sie Zweifel haben, dann überprüfen Sies.«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
»Fein.«
»Soso. Ermittler.« Der Kommissar verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Was gäbs denn bei uns Interessantes zu ermitteln?«
Kull erklärte es ihm.
»Wieso stöberns dann ausgerechnet auf dem Oberreither-Hof herum? Der Flieger ist woanders abgestürzt.«
»Vielleicht deshalb, weil Ihre Behörde übersehen hat, dass beide Vorkommnisse miteinander zu tun haben könnten?«
»Schmarren!«, fauchte der Beamte. »Wir haben nichts übersehen!«
»Ich beneide Sie um Ihre von keinen Zweifeln getrübte Selbsteinschätzung, Herr Kommissar. Ich persönlich ziehe es allerdings vor, sorgfältiger an meine Aufgaben heranzugehen.«
Der Polizist stellte die Beine aus und stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Jetzt sperren Sie mal Ihre Löffel auf, Sie … Sie aufgeblasenes …«
»Nur heraus damit. Ich gebe mit Vergnügen weiter, wie kooperativ sich die hiesige Polizei verhält, wenn die deutsche Versicherungswirtschaft nichts anderes tut, als ihre berechtigten Anliegen zu verfolgen.«
»Das gibt Ihnen noch lange keinen Freibrief, sich in behördliche Ermittlungen einzumischen!«
»Ach?« Der Ermittler hob die Brauen. »Ich dachte, sie sind bereits abgeschlossen?«
Der Kommissar schnaubte. »Sind sie auch.«
»Natürlich.« Kull nickte sarkastisch. »Vor allem mit einem Ergebnis, das an Klarheit wirklich nichts mehr zu wünschen übrig lässt. Und mit einem derart faulen Befund soll sich mein Auftraggeber zufrieden geben? Wo es für ihn bedeuten würde, dass er den Großteil des Schadens zu übernehmen hat?«
»Dafür werden meines Wissens Versicherungen abgeschlossen und bezahlt!«
»Richtig. Trotzdem macht es nun mal einen Unterschied, ob es sich um einen Unfall oder um Sabotage gehandelt hat.«
»Schwachsinn! Für Sabotage hat es keinerlei Hinweise gegeben!«
»Weil offensichtlich auch nicht danach gesucht worden ist.« Kull seufzte gespielt. »Herr Kommissar, nun mal ganz ohne Schmus, ja? Mein Auftraggeber würde ungern an die große Glocke hängen, etwa durch eine Beschwerde an die Landespolizeidirektion, dass die Untersuchung durch die hiesige Inspektion über weite Strecken mehr als oberflächlich ausgeführt und vor allem zu früh abgeschlossen wurde. Dass sie, mit anderen Worten, ein ziemlich unprofessioneller Murks war. Deshalb wäre meine Empfehlung, dass Sie mir jetzt nicht mehr weiter die Zeit stehlen, einverstanden?«
Der Polizist starrte ihn an. Seine Kiefer mahlten.
»Ich
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