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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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einen notigen Grattler zu heiraten. Der hat doch von Anfang an bloß eins im Sinn gehabt.«
    »Sicher, er hat zugegeben, dass es öfters Unfrieden …«
    Der Schwaiger gab einen verächtlichen Ton von sich. »Unfrieden! Gleich lach ich! Dass ihr Advokaten so blöd sein könnts und euch von dem Hundsfott einwickeln lassts? Verdroschen hat der Sauhund sie! Wie sies mir wieder einmal vorgejammert hat, bin ich zu ihm hin. Habs ihm auf den Kopf zugesagt, dass er ein dahergelaufener Hofschleicher ist. Und was meinst, was ich drauf zu hören krieg? Zugegeben hat ers, dass er den Bauern hat spielen wollen!« Er nickt bekräftigend und wandte sich wieder zum Maschinenraum. »Und jetzt stiehlst mir nimmer länger die Zeit.« Über die Schulter fügte er hinzu: »Das Haus ist jetzt jedenfalls meins. Das kriegt er nimmer.«
    »Weiß ich. Sie haben es ihm abgekauft«, sagte Kajetan. »Der Preis soll auch ziemlich günstig gewesen sein.«
    Der Bauer trat einen Schritt auf ihn zu. Der Schraubenschlüssel in seiner Faust pendelte drohend.
    »Du kannst es dir jetzt aussuchen, ob du ein paar geschmiert kriegen möchst oder ob ich den Hund auslassen soll. Es gäb auch noch ein Drittes: Dass du dich von meinem Grund schwingst, und zwar auf der Stell.«

17.
    Die Dorfnäherin wohnte in einem bescheidenen Dorfhaus unterhalb der Pfarrkirche. Die junge Witwe und ihre kleine Tochter waren gerade im Aufbruch begriffen, als Kull eintrat. Er streifte seine verschlammten Schuhe ab, hob den Hut und grüßte.
    Die junge Frau erwiderte den Gruß und musterte ihn mit offenem Blick. Der gnädige Herr wünsche?
    Sie gehe doch in der Gemeinde auf die Stör, vergewisserte sich Kull.
    Sie bestätigte. Nähen, flicken oder stopfen, sie mache ihm, was er brauche. Wenn es etwas Größeres sei, müsse sie ihn allerdings auf den übernächsten Tag vertrösten. Außerdem komme er im Moment etwas ungelegen, eine Kundin im Oberland erwarte sie mit Ungeduld.
    Es wäre nur eine winzige Sache, erklärte Kull. Leider habe er nicht viel Zeit. Er schlug den Mantelschoß zurück und deutete auf einen kleinen Riss in seiner Hose, den er dort angebracht hatte, bevor er zu ihr aufgebrochen war. Sie warf einen Blick darauf.
    »Hm«, überlegte sie. »Wär eigentlich gleich gemacht.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verpflichtet, gnädige Frau. Ich habe nämlich noch eine nicht unwichtige gesellschaftliche Verpflichtung, verstehen Sie? Ich würde mich erkenntlich zeigen und selbstverständlich sofort bezahlen.«
    Sie seufzte. »Meinetwegen, tun Sies her.« Sie hing ihren Mantel an den Haken und deutete auf eine Spanische Wand. »Dahinter können Sie sich derweil hinhocken, wenns wollen.« Sie wandte ihr Gesicht ab. »Oder auch nicht, ich schau schon keinem was weg.«
    Sie befahl ihrer Tochter, sich auf eine Bank zu setzen, nahm die Hose in Empfang und griff nach ihren Nähutensilien. »Sinds wo hängen geblieben, hm?«
    Auf einer Wanderung sei es passiert, erklärte Kull. Er sei zufällig bei einem abgebrannten Bauernhof vorbeigekommen. Neugierig wie er leider nun einmal sei, habe er sich die Ruine näher ansehen müssen.
    »Wird auf der Oberreith gewesen sein.« Die Näherin nickte bekümmert. »Sind so brave Leut gewesen, der Vale und seine Thekla. Wüsst keinen, der ihnen was nachgeredet hätt.«
    »Es waren arme Leute, sagt man.«
    »Viel zum Beißen hats da nicht gegeben, das ist wahr. Und obwohl der Vale noch die Arbeit im Wald und in der Filzen gehabt hat, hat er jeden Pfennig dreimal umdrehen müssen. Aber da ist er nicht der Einzige gewesen.«
    »Die Polizei soll sich darüber gewundert haben, dass beim Aufräumen ein Ballen mit Seide gefunden worden ist.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Habs auch gehört«, sagte sie beiläufig. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie ihre Tochter eine geschmerzte Grimasse zog und sich im Haar kratzte.
    »Als Störnäherin kommen Sie doch viel herum, oder?«
    »Schon«, sagte die junge Frau. Sie schlug der Kleinen auf die Hand. »Hör auf zum Kratzen, Elfriede!«
    »Da werden Sie ja auch öfters bei diesen bedauernswerten Leuten gewesen sein?«
    »Eher selten. Beim Oberreither ist nichts zum Verdienen gewesen. Was zu flicken war, hat die Bäuerin meistens selber gemacht.«
    »Aber der Stoff soll beste Qualität gewesen sein.«
    »Seide ist nicht grad billig, das ist wahr«, pflichtete ihm die Näherin ausweichend bei.
    »Aber dann könnte die Sache ja vielleicht mit Schmugglerei zu tun haben, oder?« Kull legte ein Lächeln in

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