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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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Thalbacher Bahnhof war, sondern wahrscheinlich noch in der Nähe des Tatortes.«
    »Und?«, sagte der Anwalt ungeduldig. »Das steht doch jetzt wirklich nicht mehr in Frage, Herr Kajetan. Wir rätseln über den Sinn, den sein Mord gehabt haben könnte!«
    Kajetan sah gereizt auf. »Oder darüber, ob wir mit unseren Antworten nicht auf dem Holzweg sein könnten.«
    »Richtig«, räumte Herzberg ein. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Kajetan richtete sich auf. »Was ist, wenns bloß eine kranke Laune war, aus der heraus er die Bäuerin umgebracht hat?«
    Der Anwalt runzelte die Stirn. »Bitte was? Eine Laune?«
    Kajetan nickte. »Stellen wir uns vor: Fürst geht allein durch den Wald, sieht die Frau, erinnert sich daran, wie sie ihn zuvor behandelt hat, es kommt zum Streit, und er sieht rot?«
    Herzberg hatte aufmerksam zugehört. Er hob die Hand und ergänzte lebhaft: »Oder sie ist es, die es in dieser Situation instinktiv mit der Angst zu tun bekommt! Dass die Bäuerin einen Zug zur Hysterie hatte, ist schließlich belegt.« Die Augen des Anwalts leuchteten auf. »Ja! Es wäre keine Entschuldigung für seine Tat, aber eine Erklärung: Sie sieht Fürst auf sich zukommen, beginnt zu schreien, beschimpft ihn, unterstellt ihm, sie berauben oder vergewaltigen zu wollen, droht ihn anzuzeigen, die Sache eskaliert, er gerät in Panik. Und zieht die Waffe!«
    »So ungefähr«, sagte Kajetan.
    »Ja.« Herzbergs Schultern sanken wieder herab. »Dann bliebe nur noch das unbedeutende Problem, wie wir das jemals beweisen wollen.«
    Ganz einfach, dachte Kajetan. Indem wir ein Geständnis von ihm kriegen. Aber dazu muss ich ihn erst einmal finden.

38.
    Hugo von Lindenfeld beherrschte sich. »Habe ich Ihnen nicht deutlich gesagt, dass ich Sie gewisse Zeit nicht mehr bei mir sehen möchte?«
    Fürst saß vor ihm, die Beine gespreizt, als müsse er sich abstützen, um nicht vom Stuhl zu kippen.
    »Schon … aber …«
    Der Major machte eine ungeduldige Handbewegung. »Und hatte ich Ihnen nicht ebenso klar und deutlich erklärt, warum ich dies für erforderlich halte? Und nicht zuletzt auch darauf hingewiesen, dass dies nicht nur mein Wunsch ist, sondern –«, er hob seine Stimme, »ein Befehl, auf dessen strikte Einhaltung ich bestehe? Oder sind Sie schon so zivil degeneriert, dass Sie vergessen haben, was das Wort ›Befehl‹ bedeutet?« Wie sieht der Bursche überhaupt aus, dachte er. Die Visage mit blauen Flecken übersät. Hat sich wohl wieder geprügelt, dieser Prolet.
    »Hab ich ja getan.« Fürsts Achseln zuckten schlaff. »Eine … eine gewisse Zeit.«
    Der Major reckte ihm sein Kinn entgegen: »Deren Dauer aber nicht Sie bestimmen! Haben Sie das verstanden?«, wetterte er.
    »Schon«, sagte Fürst tonlos.
    »Dann verschwinden Sie jetzt«, sagte der Major. Versöhnlicher fügte er hinzu: »Ich war mit Ihren Leistungen keineswegs unzufrieden, Fürst. Sie werden von mir hören, wenn ich wieder eine Beschäftigung für Sie habe.« Er deutete zur Tür. »Und jetzt – bitte.«
    Fürsts wässeriger Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger und kehrte wieder zurück. Er machte keine Anstalten, sich zu erheben.
    Eine Ader war auf der Stirn des Majors angeschwollen. »Schwer von Begriff, oder was?«
    Fürst senkte den Kopf. »Ich wär doch nicht gekommen, wenns nicht wichtig wär«, sagte er dumpf.
    »Wie, wichtig?«
    Fürst nickte stumm.
    Der Major atmete durch. »Also gut. Dann raus damit. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben, und dann verschwinden Sie. Ich habe zu tun.« Eine Ahnung, die den Major schon beim Eintreten seines ehemaligen Untergebenen beschlichen hatte, verstärkte sich. Er kniff die Augen zusammen. »Was die Löhnung betrifft, steht ja außer Frage, dass wir quitt sind, ja? Sie haben erhalten, was vereinbart war.«
    »Schon …«
    »Dann wüsste ich nicht, was sonst noch so dringlich wäre, dass Sie mir meine wertvolle Zeit klauen.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Herrgott! Reden Sie endlich.«
    »Ich brauch noch was«, sagte Fürst.
    Also doch, dachte der Major. Was für ein erbärmlicher Kretin.
    Er explodierte: »Wie? Sie wollen nachfordern? Schlagen Sie sich das ja aus dem Kopf! Wollen Sie mir außerdem sagen, dass Sie alles bereits versoffen und verhurt haben?! Haben Sie denn den Verstand verloren?«
    »So viel wars ja nicht«, wandte Fürst leise ein.
    Die Nasenflügel des Majors zitterten vor Entrüstung. »Also Geld will der feine Herr Kamerad. Erst einschlagen und sich mit allem einverstanden

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