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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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glaubte er noch einen scharfen Befehl zu hören.
    Er erwachte davon, dass ihm eine Hand rechts und links auf die Wange schlug. Sein Schädel dröhnte. An seinem Oberarm weitete sich ein pochender Schmerz.
    »Geschieht Ihnen nur Recht, Sie Dussel«, hörte er durch das Rauschen seiner Ohren. »Wie können Sie nur so unvorsichtig sein.«
    Kajetan stützte sich auf seinen Ellenbogen ab und schaute sich um. Vor ihm kniete eine schmächtige Gestalt, deren Gesichtszüge im Nachtschatten kaum auszumachen waren.
    »Der Bursche ist abgehauen. Hatte dann doch keine Lust auf eine Kugel.« Der Unbekannte setzte sich auf eine Wegeinfassung, griff in seine Manteltasche und holte ein flaches Fläschchen hervor. »Hier. Ein Wundermittel. Auch bekannt als Pflaumenschnaps.«
    Kajetan nahm einen Schluck. Das scharfe Getränk rieselte heiß durch seine Kehle.
    Er hustete. »Scharf«, flüsterte er.
    »Der Trick ist ganz einfach. Sie vertreiben einen Schmerz einfach durch den anderen.«
    Kajetan grinste matt. »Funktioniert«, sagte er. Er gab die Flasche zurück.
    Der Fremde verstaute die Flasche wieder in seinem Mantel.
    »Sag ich doch.«
    Eine Weile schwiegen sie. Kajetan spürte, wie seine Kräfte wiederkehrten.
    »Jetzt wäre nur die Frage, wieso der Kerl Sie angegriffen hat, nicht wahr?«
    Kajetan zuckte die Achseln. »Raubüberfälle kommen vor.«
    »Sagen Sie, haben Sie doch einen etwas kräftigeren Schlag auf den Schädel gekriegt? Glauben Sie vielleicht auch noch, dass es Zufall ist, dass ich gerade in der Nähe war und Ihnen aus der Patsche geholfen habe? Jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, dass Ihnen nicht aufgefallen ist, dass der Kerl schon seit Stunden hinter Ihnen herschnüffelt!«
    Kajetan verneinte verblüfft.
    »Sind Sie blind? Der Kerl hat sich zuerst in der Gruftstraße herumgetrieben. Als Sie aus dem Haus gingen, ist er Ihnen erst zum Ostbahnhof gefolgt, und dann hierher!«
    »Aber … warum?«
    »Würde mich ebenfalls brennend interessieren. Der Name des Burschen lautet übrigens Fürst. Johann Fürst.«
    »Fürst?«, japste Kajetan.
    »Na, da scheint ja endlich einmal der Groschen zu fallen«, sagte Kull. »Liege ich übrigens richtig, dass Sie und ich in ähnlichen Berufen tätig sind?« Er tippte an seine Hutkrempe. »Gestatten, Kull. Privater Ermittler. Und Sie?«
    Kajetan nannte seinen Namen.
    »Und, weiter? Wenn ich bedenke, wie dämlich Sie sich eben angestellt haben, vermute ich: Bayerische Kripo?«
    Kajetan schwieg verärgert.
    »Ein Kollege also. Allerdings einer, der offenbar noch eine Menge zu lernen hat.«
    Kajetan schnappte entrüstet nach Luft. »Jetzt hörens einmal zu, ja?! Sie haben mir vielleicht eben grad geholfen …«
    »Vielleicht habe ich Ihnen eben das Leben gerettet, mein Lieber.«
    »Ja!«, maulte Kajetan. »Könnts aber trotzdem sein, dass Sie ziemlich eingebildet sind?«
    Kull grinste. »Der Herr Kollege geben die gekränkte Leberwurst? Gut, wenns Spaß macht, bitte sehr.« Er wurde wieder ernst. »Ein Vorschlag: Ich habe Ihnen Ihre Naivität vorgeworfen und bin für Sie ein eingebildetes Arschloch. Pari, würde ich sagen. Vergessen wir also das Spielchen und konzentrieren uns auf Wichtigeres. Nämlich, dass es da einen Kerl namens Johann Fürst gibt, der Sie seit geraumer Zeit auf dem Kieker hat. Wie ich ihn. Womit also ziemlich nahe liegt, dass die Fälle, an denen jeder von uns arbeitet, miteinander zu tun haben. – Für wen arbeiten Sie übrigens?«
    Kajetan zögerte mit einer Antwort. Dann nannte er Herzbergs Namen.
    »Guter Mann.« Kull nickte anerkennend. »Damit sind Sie schon mal in meiner Achtung gestiegen, Paulchen. Herzberg würde keine Pfeife einstellen.«
    »Ich bin nicht Ihr Paulchen, ja?«, murrte Kajetan.
    »Schon wieder ist er eingeschnappt! Verzeihung, Herr Kollege – jemand versucht Sie umzubringen, und Sie haben keine anderen Sorgen?« Er wartete Kajetans Antwort nicht ab. »Sollten Sie aber, Kollege. Hören Sie mir jetzt zu: Ich ermittle in der Sache eines nicht ganz koscheren Flugzeugunfalls. Dabei bin ich auf diesen Burschen gestoßen. Er könnte nämlich in die Sache verwickelt sein.« Er sah Kajetan erwartungsvoll an. »Und jetzt Sie. Was haben Sie mit ihm zu tun?«
    Kajetan berichtete. Als er geendet hatte, meinte Kull herablassend: »Nimm mirs nicht krumm, Paulchen, aber ich kapier einfach nicht, wie man eine derartig lange Leitung haben kann. Die Sache ist doch klar wie Fensterglas. Dein Bauer hat vermutlich tatsächlich nicht geschossen. Aber zwischen

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