Am Ende des Tages
ihm und dieser Magd ist was faul. Er oder sie, oder beide haben diesen Fürst dazu angestiftet. Also wirklich, Paulchen. Dauert es bei dir immer so lange, bis der Groschen fällt?«
»Ich bin nicht Ihr Paulchen, und geduzt möchte ich auch nicht werden, kapiert?!«
Kull stand auf. »Es reicht jetzt, Sie Mimose!«, blaffte er. »Machen Sie doch, was Sie wollen. Aber hören Sie genau zu: Ich habe vorhin schon überlegt, ob ich es überhaupt riskieren darf, dass Fürst auf mich aufmerksam wird. Ich gebe Ihnen daher einen guten Rat, ja? Wagen Sie ja nicht, mir noch einmal in die Quere zu kommen, Sie Pfuscher!«
40.
»Ihr Antrag liegt im Ministerium«, sagte Dr. Rosenauer, noch ehe Kajetan sich gesetzt hatte. »Der Herr Innenstaatssekretär hat mir in die Hand versprochen, die Sache vorrangig zu behandeln.« Er lehnte sich zufrieden zurück. »Ich würde sagen, die Zeichen stehen nicht schlecht.«
»Gut«, sagte Kajetan.
»Sie schauen ein bisserl abgekämpft aus, Herr Kajetan. Alles in Ordnung?«
»Schon. Bis darauf, dass mich die Schwabinger Kunstwelt um den Schlaf bringt.«
»Fein.« Rosenauer schob ihm ein Blatt Papier zu. »Hier erst einmal die Adresse von unserem Kunden. Johann Fürst, Pension Prokosch, gleich vis-à-vis von der Johann-Baptist-Kirch in Haidhausen oben. Nicht grad die nobelste Adresse, nebenbei bemerkt.«
»Danke.« Kajetan steckte die Notiz ein.
»Keine Ursache. War nicht weiter schwierig. Ich sagte ja, die Ermittlungstechnik hat sich seit Ihren Tagen weiter entwickelt.« Er präparierte eine Brissago und zündete sie an. »Mein Mitarbeiter hat mich übrigens darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Fürst um einen alten Kunden handelt. Ich habe daraufhin einen kurzen Blick in die Kartei geworfen. Er taucht einmal bei Vorermittlungen zu einem Fall im Mai 19 auf, wo er mit seinem Vorgesetzten an der Erschießung eines angeblichen Spartakisten beteiligt gewesen sein soll. Die Sache ist damals untergegangen, nicht aber, dass er vor ungefähr vier Jahren wegen Diebstahls vor Gericht stand. Er hat in einem Krankenhaus lange Finger gemacht. Morphium. Trauriger Fall, dieser Fürst. Stammt aus dem Niederbayerischen, ist als Waise von einer Pflegefamilie zur anderen gereicht worden, wurde dabei in den meisten Fällen verdroschen und ausgenutzt. Trotzdem scheint er sich immer wieder am eigenen Schopf aus dem Dreck gezogen zu haben, denn bis zu seiner Einberufung hat er ein wenn auch ärmliches, so doch anständiges und arbeitsames Leben geführt. Nützt Ihnen das was?«
»Schon«, sagte Kajetan.
»Eigentlich ein verdienter Mann, dieser Fürst. Ehemaliger Heeresflieger, das wurde nicht jeder. Abwärts ging es mit ihm im mehrfachen Sinne des Wortes, nachdem er mit seinem Kampfflugzeug abgestürzt und schwer blessiert worden ist. Das Gericht zeigte in dieser Diebstahlssache jedenfalls Milde, weil auch der Gefängnisarzt bestätigt hatte, dass er an den Verletzungen noch lange gelitten haben musste. Ob er heute noch süchtig ist, kann ich nicht sagen, ausgeschlossen ist es nicht. Geben Sie also Obacht. Leute wie er sind unberechenbar.«
»Werd ich tun.«
»Schön. Mit Herzberg kommen Sie noch immer gut aus?« Kajetan nickte.
»Und dieser Fall selbst? Sie kommen voran?«
Kajetan nickte. »Mit der Adresse, die ich jetzt hab, auf jeden Fall.«
Wie ich den Mann aber anpacken soll, weiß ich noch nicht, dachte er.
»Wenn ich mich recht erinnere, so haben Sie doch bereits herausgefunden, dass sein Alibi falsch war, oder nicht?« Dr. Rosenauer schüttelte den Kopf. »Kaum zu glauben, dass es nicht schon damals überprüft worden ist. Ist doch wirklich das kleine Einmaleins jeder Ermittlung.«
»Man hat es sich geschenkt, weil es von seinem damaligen Kommandeur bestätigt worden ist.«
Rosenauer sog an seiner Brissago. »Handelte es sich bei diesem damaligen Vorgesetzten übrigens um einen gewissen Major Hugo von Lindenfeld?«
Kajetan nickte überrascht.
»Ich fand es vorhin nicht der Erwähnung wert, dass Johann Fürst in den Jahren danach immer wieder einmal für ihn tätig war«, erklärte Rosenauer und fügte mit ironischem Lächeln hinzu: »Der Major scheint jedenfalls eine sehr fürsorgliche Ader für seine ehemaligen Untergebenen zu haben.« Er stutzte und kniff die Augen zusammen. »Was habens übrigens da über Ihrer Schläfe? Diese Beule da? Ein Unfall?«
Kajetan wehrte ab. Nicht der Rede wert. Er berichtete vom Überfall auf ihn.
»Der Kerl, nach dem Sie suchen, war bereits hinter
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