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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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durchkommen.«
    Kajetan stimmte ihm zu.
    Herzberg fuhr fort: »Was Rotter seinerzeit neben den Zeugenaussagen bekanntlich das Kreuz gebrochen hatte, war die Frage des Tatmotivs. Das Gericht war davon überzeugt, dass er seine Frau nicht allein aus Hass getötet hat, sondern vor allem, um damit für seine damalige Magd frei zu werden. Dass beide dies von sich gewiesen haben, wurde – ohne den geringsten Gegenbeweis – als nicht glaubhaft gewertet. Mit anderen Worten: Wenn wir das Gericht von dieser Hypothese abbringen wollen, müssen wir mit einem überzeugenden anderen Tatmotiv aufwarten. Und, nachdem wir von Rotters Unschuld ausgehen, mit einem anderen Täter.«
    Kajetan nickte. Was denn sonst, dachte er.
    »Dazu böte sich bisher am ehesten dieser Fürst an. Aber haben wir schon einmal ausführlicher die Möglichkeit erwogen, ob es nicht doch noch den großen Unbekannten geben könnte?«
    »Schließ ich eher aus«, sagte Kajetan.
    »Was macht Sie so sicher? Woher wollen Sie wissen, ob sich in Tatortnähe nicht doch irgendwelches Gesindel herumtrieb? Die Gegend ist waldreich und wenig bevölkert.«
    »Eben deshalb. Es mag für Durchreisende so ausschauen, als ob man sich da leichter verstecken könnte. Aber das Gegenteil ist der Fall. Jeder Fremde fällt sofort auf. Und auch die Wälder werden bewirtschaftet, grad um diese Zeit.«
    »Damit könnten Sie Recht haben«, sagte Herzberg. »Dann bleibt doch nur wieder dieser ambulante Schlosser. Und die Frage nach seinem Motiv. Doch weder haben wir einen Hinweis für eine Beziehung zwischen Fürst und Köller, noch ergäbe die Tat einen Sinn.« Er verstummte. Nachdenklich fuhr er fort: »Aber vielleicht sollten wir davon abrücken, nach einem Sinn zu suchen. Vielleicht ist gerade das unser Denkfehler?«
    »Vielleicht«, sagte Kajetan. »Aber auch ein Verrückter hat so was wie ein System, nach dem er handelt.«
    »Völlig richtig. Eben ein verrücktes im Sinne des Wortes.« Er redete schneller. »Was wäre also, wenn wir es mit einer Art von Hörigkeit zu tun haben? Wenn zwischen Fürst und Köller doch eine Art Beziehung bestand, vielleicht auch nur in seinem Wahn? Dann könnte er doch versucht haben, sie durch diese Tat für sich zu gewinnen?«
    »Aber nach allem, was wir bisher wissen, hat er mit ihr nur für ein paar Stunden geredet. Kann sich so was so schnell aufbauen?«
    »Nun, bei entsprechend krankhafter Disposition? Es gibt schließlich auch den coup de foudre in der Liebe.« Er bemerkte Kajetans fragenden Blick. »Die berühmte Liebe auf den ersten Blick.«
    »Aber niemand hat ihn danach auf dem Hof oder in der Nähe gesehen. Wenn er aber die Tat ihr zuliebe begangen hätt, müsst er sich um seinen Lohn betrogen gefühlt haben, nachdem sich die Köller ja hinterher auf die Seite vom Rotter gestellt hat. Und damit gegen ihn. Dafür aber, dass er sie danach in irgendeiner Weise bedrängt hätt, haben wir keinerlei Hinweise. Gäb es sie, hätt sie es erwähnt. Sie aber hat kaum mehr an seinen Namen erinnert.«
    Herzberg nickte schwer. Er schlug mit der Hand auf den Tisch und sprang auf. »Herrgott nochmal! Das alles haben wir doch schon hunderte Male durchgekaut!«
    Er stockte. »Verzeihen Sie. Es richtet sich nicht gegen Sie, Herr Kajetan.«
    Er stand auf, öffnete das Fenster und sog tief Luft ein. »Es … es ist nicht meine Art. Aber vielleicht verstehen Sie mich, wenn ich Ihnen sage, dass ich mit einigen weiteren Problemen zu kämpfen habe. Wie ich heute erfuhr, liegt Rotter nach einem nervlichen und körperlichen Zusammenbruch im Gefängnislazarett. Man hatte ihn in Einzelhaft gesteckt, nachdem sich einer der Wärter von ihm beleidigt fühlte. Ich muss ihn sobald wie möglich aufsuchen.« Er seufzte. »Nicht weniger Sorgen bereitet mir, dass seine Barschaft in Kürze aufgebraucht sein wird. Was, wie ich bereits sagte, natürlich nicht Ihre Sorge zu sein hat. Mit Sicherheit aber bald meine, wenn ich die Sache erneut vergeige. Dann nämlich gibt es weder Schadensersatzzahlungen noch irgendeine andere Vergütung.« Er kehrte wieder auf seinen Sessel zurück. »Aber noch einmal: Das alles ist allein mein Problem.«
    »Wir waren bei einem möglichen Motiv«, sagte Kajetan.
    Herzberg nickte matt. »Verzeihen Sie. Ich wollte nicht jammern. Sprechen Sie.«
    Kajetan beugte sich vor, stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und nahm seine Schläfen in die Hand. »Also …«, begann er, »sicher ist, dass Fürst nicht zu der von ihm immer wieder behaupteten Zeit am

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