Am Ende des Winters
erwarten müssen, und einige Stadtbezirke schienen fast gar nicht beschädigt zu sein. Also, er, Hresh, konnte sich durchaus vorstellen, daß da irgendwelche Wesen in der Stadt umherwuselten und versuchten, die Stadt wieder zusammenzukleistern. Aber es gab keinen handfesten Beweis dafür, daß es derartige Geschöpfe gebe. Keiner hatte jemals eines gesehen, und natürlich hatten sich auch nur wenige im Volk die Mühe gemacht, darüber auch nur spekulativ nachzudenken, denn falls solche Wesen gegenwärtig wären, würden sie ja höchstwahrscheinlich Geister sein, also Anlaß zu Angst und Schrecken.
Aber – da waren sie. Kleine rundliche Maschinen, die in den Trümmern herumstocherten.
Auch sie schenkten ihm ebenso wenig Aufmerksamkeit wie die kurzbeinigen Pelztierchen es getan hatten. Er näherte sich ihnen von hinten und beobachtete sie bei ihrer Arbeit. Ja, es war eindeutig, sie versuchten aufzuräumen, Ordnung zu schaffen: sie saugten die Steinstaubwolken in sich hinein, sie schoben große Tragbalken und Blöcke zu ordentlichen Haufen zusammen, sie stützten Bögen und Türeinfassungen ab. Dann berührte einer von ihnen, während Hresh hingerissen zusah, mit einem metallenen Auswuchs eine rote Steintür, die schrägwinkelig im Boden saß, und die Tür glitt beiseite wie auf gutgeölten Gleitschienen. Von drinnen strömte scharfes Licht. Hresh spähte an dem kleinen Mechanischen vorbei und erblickte einen hell erleuchteten unterirdischen Raum, in welchem in Reihen angeordnet allerhand funkelnde Maschinen standen, die anscheinend durchaus funktionstüchtig waren. Es war ein erregender, ein fast unerträglich quälender Anblick für ihn: eine neue Schatzkammer aus den Tagen der Großen Welt, und er hatte nichts von ihr gewußt! Er beugte sich vor und spähte fasziniert.
Dann berührte ihn eine Hand von hinten – und er sprang vor Furcht und Verblüffung in die Luft, und dann spürte er, wie man ihn packte und festhielt.
Eine rauhe Bengstimme bellte: »Wer bist du? Was hast du hier zu schaffen?«
Hresh wand sich in dem Griff und erblickte einen ziemlich beleibten Krieger des Helmvolks, ein Pfannkuchengesicht, finster und beinahe so erschreckend in seiner dummen Bedrohlichkeit wie Harruel. Auf dem Kopf trug er einen monströsen Bronzekegel als Helm, von dem gewaltige abstruse Metallgeweihe hervorsprangen, die schrecklich hoch in die Luft ragten. Die scharlachroten Augen des Mannes waren böse und furchterregend, seine Lippen zornig zusammengepreßt. Und hinter ihm erhob sich der ungeschlachte Riesenleib eines Zinnobären.
»Ich bin Hresh vom Stamme des Koshmar-Volkes«, sagte Hresh mit so fester Stimme, wie er es nur konnte, obwohl seine Stimme selbst ihm in den eigenen Ohren keineswegs als besonders sicher erschien.
»Du hast hier nichts zu suchen«, lautete die barsche, eisige Antwort.
»Aber hier ist das Heiligtum des Gottes Dawinno, zu dem ich eine heilige Wallfahrt gelobt habe. Ich möchte dich bitten, wegzugehen und mich meine Gebete verrichten zu lassen.«
»Es gibt keinen Gott Dawinno. Und Leute deiner Gattung dürfen hier nicht herkommen.«
»Auf wessen Befehl?«
»Auf Befehl des Hamok Trei, König der Beng. Ich bin dir heute abend durch die halbe Stadt gefolgt, aber du wirst nicht wieder fremdes Gebiet betreten. Dein Leben ist verwirkt.«
»Verwirkt?«
Der Beng hatte einen Speer, und an seinem Leibgurt hing in einer Scheide ein kurzes Breitschwert… Hresh blickte starr vor sich hin und versuchte seine Angst zu verhehlen. Der Beng war doppelt so groß wie er, also wäre ein wie immer gearteter Kampf nicht in Frage gekommen, sogar wenn Hresh bewaffnet gewesen wäre, was nicht der Fall war. Kehrtmachen und fliehen, das war wohl ebenso illusorisch und dumm. Aber vielleicht konnte er diesen Krieger mit dem Zweiten Gesicht verwirren, aber auch dies war eine riskante und unsichere Sache. Dennoch, hier sterben zu sollen, allein, von der Hand eines Fremden… und nur weil er an einen Ort gegangen war, an dem Hamok Trei ihn nicht haben wollte…
Hresh richtete sein Sensororgan auf und schickte sich an, es einzusetzen. Fest richtete er seinen Blick auf die unerbittlichen Scharlachaugen des Behelmten. Der Beng hob seinen Speer.
Wenn er mich damit berührt, dachte Hresh, dann will ich ihn mit all meiner Stärke strafen. Und es ist mir gleich, ob ich ihn dabei töte oder nicht.
Aber dies war nicht nötig. Der Behelmte wies mit einer raschen brüsken Bewegung mit dem Speer auf Hresh und danach über
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