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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wäre daran zum Fürchten? Jahreszeiten, die sind naturgegeben. Sie sind ein Geschenk Dawinnos an das Volk.«
    »Ja«, brummte Harruel, nicht leise genug, daß Koshmar ihn nicht hören mußte. »Genau wie die Todessterne.«
    Aber auch die Landschaft wandelte sich. Lange Zeit waren sie durch flaches Land gezogen; dann kamen Aufbrüche, die Gegenden wurden wild, voller brennend scharlachroter Felskämme, deren Oberkanten messerscharf waren. Und gleich jenseits davon stießen sie auf etwas Seltsames: etwas Totes aus Metall, doppelt so breit wie ein Mann, aber nur knapp halb so groß, das da ganz allein an einem kahlen felsigen Hang stand. Der Kopf war eine weitgeschwungene Kuppel mit einem Auge, die Beine höchst kunstvoll gestaltet. Früher einmal muß das Ding eine dichte schimmernde Metallhaut besessen haben, aber jetzt war es von den Regen unzähliger Jahre mit Rost und Korrosionsnarben übersät. »Es ist ein Mechanischer«, verkündete Hresh, nachdem er seine Bücher befragt hatte. »Hierher müssen sie gegangen sein, um zu sterben.« Und wirklich, weiter drunten in den Niederungen stießen sie auf viele weitere derartige Objekte oder Geschöpfe, auf Hunderte, Tausende der untersetzten Metallwesen, auf ganze Plantagen von ihnen, die das Land in jeder Richtung bedeckten, wo sie aufrecht auf ihren kleinen einsamen Privatzonen ruhten, jeder in seinem kleinen abgeschlossenen Privatbereich. Und alle waren sie tot, und alle rosteten vor sich hin. Sie waren dermaßen zerfressen, daß sie bei der kleinsten Berührung sich auflösten und zu staubigen Rostwolken zusammenbrachen. »In den Tagen der Großen Welt«, erklärte Hresh feierlich, »lebten diese Wesen in den mächtigen großen Städten der großen Königreiche, wo alles und jeder eine Maschine war. Aber sie legten keinen Wert darauf weiterzuexistieren, als die Todessterne herabzustürzen begannen.«
    »Was ist das, eine ‚Maschine’?« fragte Haniman.
    »Eine Maschine«, erklärte Hresh, »ist eine Vorrichtung, die Arbeit erledigt. Ein Ding aus Metall, denkbefähigt und zweckorientiert und mit einer Art Leben ausgerüstet, das dem unsrigen nicht entspricht.« Eine bessere Definition hatte er nicht gefunden. Aber das Stammesvolk nahm sie hin. Doch als dann ein anderer fragte, wieso es möglich sei, daß ein Etwas, das Leben besaß, selbst wenn es dem des Volkes unähnlich sein mochte, dieses Leben bereitwillig und widerspruchslos aufzugeben bereit sein konnte, als die Todessterne kamen, da wußte Hresh keine Antwort. Es überstieg nämlich sein Verständnis, wie man willig auf das Leben verzichten konnte.
    Koshmar schlenderte suchend zwischen den Horden toter Mechanischer herum, weil sie hoffte, vielleicht auf einen zu stoßen, der möglicherweise noch genug Leben in sich hatte, um ihr sagen zu können, wie sie in die Stadt Vengiboneeza gelangen könnten, aber die blinden verrosteten Visagen höhnten ihr nur schweigend entgegen. Alle, allesamt waren sie so tot, daß eine Hoffnung, sie wieder zum Leben zu erwecken, unsinnig war.
    Danach kamen sie durch eine scheußliche Sandwüste, die schlimmer war als alles, was der Stamm an Trockengegenden vordem überstanden hatte. Hier gab es überhaupt kein Wasser, nicht einmal ein Bächlein, kein Rinnsal. Wenn die Schwere eines Fußes auf ihn sank, zerriß und zerbröckelte der Erdboden. Nichts konnte hier grünen oder wachsen, nicht das winzigste Büschel Grashalme, und die einzigen Tiere waren flache, gelbe niedrige Wesen, die klingenscharfe Spuren hinter sich zurückließen, wenn sie durch den Sand glitten. Sie stachen Staip und Haniman, und denen schwollen schmerzhafte blaurote Beulen an den Beinen, die mehrere Tage lang nicht verschwanden. Sie stachen auch ein paar Tiere der Herde, die daran starben. Die Wanderer hatten mittlerweile nur noch sehr wenige ihrer Tiere übrig. Sie hatten die meisten von jenen, die sie mit sich aus dem Kokon geführt hatten, schlachten müssen, um die Leute zu ernähren, aber es waren auch einige weggelaufen und waren nun verloren, oder aber sie waren unterwegs von anderen Geschöpfen getötet worden. An diesem Ort der Trockenheit wurde dem Volk die Kehle versengt und die Augen sanken zurück in die Höhlen, und das Volk sagte unablässig immer wieder, wie dankbar und glücklich sie sein würden, wenn ihnen jetzt ein weniges von jenen Regen geschenkt wäre, die sie noch vor kurzer Zeit als derart beschwerlich empfunden hatten.
    Dann aber ließen sie den Ort der Trockenheit hinter sich und

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