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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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wissen, fragen sie vielleicht, ob jemand da ist. Sie möchten wissen, wohin sie gehen. Sehen sie deshalb Engel?«
    »Ich hinterfrage das nicht mehr. Das habe ich früher getan, aber anscheinend passiert es so oft – bei Patienten mit und ohne Medikamente, Minuten vor dem Tod oder manchmal sogar mehrere Wochen davor. Es tut mir leid, Matt, dass ich dir das sagen muss, aber wenn dein Bruder Engel sieht, dann wird er bald bei ihnen sein. Die Leute denken, dass er nicht in den Himmel kommt, weil er Aids hat, aber wenn dieser Engel zu ihm kam, ist mir das Beweis genug.«
    »Ich frage mich, ob nicht sogar der frömmste Mensch der Welt eine Vision von Jesus anzweifeln würde.«
    Gloria wurde lebhafter. »Das ist ja das Interessante«, sagte sie, »ich dachte immer, dass sehr religiöse Menschen das bestimmt glauben würden, wenn ihre Lieben Jesus oder einen Engel sehen. Aber das ist gar nicht immer der Fall.«
    Ich bemerkte, dass Brian sich wieder dem Tisch zugewandt hatte und aß, und setzte deshalb mein Gespräch mit Gloria fort. »Ich glaube, wenn Menschen sterben, gehen doch tausend Dinge in ihnen vor, die sie nicht verstehen können. Das kann man gar nicht alles verarbeiten, und deshalb stellen sie sich etwas Tröstendes wie einen Engel oder einen Freund oder Verwandten vor – aber ich glaube immer noch nicht, dass er etwas Echtes gesehen hat.«
    »Ich bin fertig«, sagte Brian plötzlich. »Wir können jetzt nach Hause gehen – das war wunderbar.«
    »Ja, du hattest immer schon Freude am Essen«, sagte ich liebevoll.
    »Oh, nicht das Essen; ich meinte, der Engel war wunderbar. «
    Unmittelbar bevor wir alle aufstanden, beugte ich mich zu Gloria und flüsterte: »Ich bin immer noch skeptisch.«
    Mein Bruder verließ uns drei Tage später.

Das letzte Gesicht, das du siehst
    von Patty
     
    Seit mehr als 30 Jahren schon arbeite ich in Hospizen und leite eine Gruppe für Menschen, die ihren Ehepartner verloren haben. Hauptsächlich leite ich Trauergruppen und gebe Workshops.
    Ich werde nie vergessen, wie grundlegend sich mein Leben verändert hat, als mein Mann Jason im Alter von 25 Jahren starb. Wir wohnten damals in einer kleinen Stadt in Montana, und so etwas wie eine Gruppe für trauernde Ehefrauen oder Ehemänner gab es einfach nicht. Dort wusste niemand, was er einer 25-jährigen Witwe mit einem sieben Monate alten Sohn sagen sollte. Ein Auto war seitlich auf Jasons Wagen aufgefahren, er war auf der Stelle tot. So wurde ich mit einem Schlag in die Welt von Trauer und Verlust hineingeworfen.
    In meiner Geschichte über eine Vision geht es um eine Frau, die ich bei einem eintägigen Workshop über Trauer und Verlust kennengelernt habe, den ich in Illinois hielt. Diese Frau kam beim Mittagessen auf mich zu und zeigte mir ein Bild ihrer Tochter Julie, die im Alter von zwölf Jahren gestorben war. Sie war mehrfach behindert geboren
worden und hatte in ihrem kurzen Leben zahllose Operationen über sich ergehen lassen müssen. Als sie dem Tod nahe war, war sie teilweise gelähmt und verbrachte ihre Tage im Rollstuhl oder im Bett. Aufgrund einer ihrer Behinderungen konnte sie nicht sprechen. Sie hatte jedoch die Zeichensprache erlernt, sodass sie sich mit ihren Eltern verständigen konnte.
    Etwa in der letzten Woche vor Julies Tod fiel ihrer Mutter auf, dass sie oft in die obere Zimmerecke schaute und dann ein strahlendes Lächeln in ihr Gesicht trat. Sie winkte, als begrüße sie eine allerbeste Freundin, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Sie sah aus, als sei sie ganz aus dem Häuschen vor Freude. Ihre Mutter versuchte, sie zu fragen, was los war, aber Julie war von dem, was sie sah, völlig eingenommen und bemerkte die Zeichensprache ihrer Mutter gar nicht. Wenn Julie »zurückkam«, war es, als wäre sie ganz woanders gewesen.
    Ihre Mutter fragte sie dann: »Was hast du gesehen?«
    Und Julie erwiderte jedes Mal: »Hast du nicht gesehen? Jesus war da! Hast du ihn wirklich nicht gesehen?«
    Das passierte mindestens drei oder vier Mal. Wenn Julie ihre Jesus-Vision nicht sah, dann sagte sie ihrer Mutter per Zeichensprache Dinge wie: »Wusstest du, dass Jesus kommt und die Kinder in den Himmel holt? Er kommt und sorgt dafür, dass es allen besser geht.«
    Ihre Mutter dachte, diese Geschichte würde ihr sicher keiner glauben. Als ihre Tochter wieder einmal die Vision sah und dieses wunderschöne strahlende Lächeln im
Gesicht hatte, machte sie deshalb ein Foto – das war das Foto, das sie mir an jenem Tag bei

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