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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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wäre, sondern zeigte weiterhin Anzeichen großer Unruhe. Sie sprach auch kaum und sagte nur hin und wieder ein paar Worte. Als
Dad und ich eines Nachmittags an ihrem Bett saßen, brach Mam ihr langes Schweigen, öffnete die Augen und sagte: »Oh, ich habe gerade Jesus gesehen.«
    Wir alle – einschließlich Mam selbst – waren völlig verblüfft von ihrer Vision. Ich meine, wir haben uns immer als »Christen light« verstanden und waren wohl kaum fromm genug für einen Hausbesuch von Jesus! Aber genau das war es anscheinend, was meine Mutter sah.
    Damals nahmen Dad und ich uns nicht die Zeit, darüber nachzudenken, was wir davon halten sollten. Wir achteten einfach nur auf Mam und wie schockiert sie war. Es war offensichtlich, dass sie nicht wusste, wie sie ihre Vision einordnen sollte, weil sie so fern von ihrer Realität war. Mein Vater tröstete sie sofort mit den Worten: »Nun, wenn du Jesus gesehen hast, dann vermute ich mal, dass er dich auch gesehen hat.«
    Ich hielt das für klug von Dad. Statt zu versuchen, Mam wieder auf unsere Realität einzustellen, erkannte er ihre an und versuchte nicht, sie ihr wegzunehmen. Es ging ihm einzig und allein darum, dass es seiner Frau in dieser Zeit so gut wie möglich gehen sollte.
    Als Mam ein paar Tage später starb, war sie wesentlich ruhiger. Ich glaube, dass solche Visionen absolut real sein können, denn ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sie nicht real sind. Ich glaube, es gibt etwas, das viel größer ist als ich, und ich bin offen dafür. Vielleicht schenkt es ja auch mir eines Tages Frieden.
    Nach diesem Erlebnis vertiefte sich bei Dad und mir
der Glaube. Als ich erkannte, dass Mam von Jesus getröstet worden und auf dem Weg in den Himmel war, hatte ich das Gefühl, dass sie gut versorgt war und ich mir um sie keine Sorgen mehr zu machen brauchte.
     
     
    Wenn ich ein so umfassendes Phänomen wie die Visionen auf dem Sterbebett untersuche, finde ich es tröstlich zu wissen, dass sie nicht losgelöst von der Spiritualität existieren. Visionen von Gott, Engeln und anderen spirituellen Gestalten geben mir Gewissheit, dass wir diesen Weg nicht allein gehen. Das Thema, mit dem ich mich als Nächstes befassen werde, macht die Vorstellung von diesem Leben als einer Reise sogar noch anschaulicher.

Kapitel 7
Der Aufbruch der Sterbenden – die Reise eines Lebens
    Ich muss mich auf eine lange Reise begeben und meinen Leuten Lebewohl sagen.
    Letzte Worte von Sir Walter Raleigh
     
    Die zweite, sehr häufig vorkommende Erfahrung auf dem Sterbebett sind die »Reisevorbereitungen«. Marks Geschichte macht das sehr anschaulich:
    Mark, einer meiner Patienten, war immer das Oberhaupt der Familie gewesen; er war der Typ Mensch, der sich um alles kümmert. Vom Baseballtraining für die Kinder, als sie noch klein waren, bis zur Leitung seines eigenen Unternehmens – er brachte sich überall ein. Auch bei seinem langen Kampf gegen den Krebs hatte er eine aktive Rolle eingenommen und zusammen mit seinem Arzt entschieden, welche Chemotherapie für ihn die richtige war. Als er erkannte, dass es ihm nicht besser ging, änderte er seine Pläne sehr schnell und bereitete sich auf den Tod vor. Er sorgte dafür, dass seine Familie seine Wünsche kannte, und sprach mit seiner liebenswerten Frau alle Einzelheiten seiner Beerdigung
durch. Als er schließlich ans Bett gefesselt war, verbrachte die Familie viel Zeit mit ihm, schwelgte in alten Erinnerungen und sagte ihm, dass er ein wunderbarer Vater und Ehemann war. Schließlich wurden ihm die Tage lang, und er schlief immer mehr. Er wachte auf und bat um Wasser, schüttelte aber immer den Kopf, wenn man ihn fragte, ob er Schmerzen habe. Stunden vor seinem Tod öffnete er die Augen und fragte seine Frau: »Ist alles bereit?«
    Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte und antwortete: »Mark, wir sind alle da.«
    »Sind meine Koffer gepackt?«
    »Welche Koffer, Liebster?«
    »Die Koffer für meine Reise – ich muss gleich los.«
    Seine Frau schrieb seine Verwirrung den Schmerzmitteln zu. Sie wusste nicht, dass ihr Mann, wie so viele andere kurz vor ihrem Tod, das überwältigende Bedürfnis verspürte, sich auf eine Reise vorzubereiten.
    Dieses Phänomen ist weder neu noch ungewöhnlich. In ihren letzten Stunden betrachten viele Menschen ihren bevorstehenden Tod tatsächlich als eine physische Reise, das heißt, sie bringen sie nicht mit dem Sterben in Verbindung. Ich habe nie gehört, dass einer meiner Patienten gesagt hätte:

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