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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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seiner Schorle, schmatzt nach dem Schlucken.
    »Was ist mit dir, fastest du?« Mein Tonfall ist sarkastischer, als ich möchte.
    »Was ist mit dir, bist du sechzehn?«
    Aufgeputscht vom Alkohol, erzähle ich Valentin detailliert von der letzten Zeit, von Jan und Maria. Kommentarlos hört er zu. Erst als ich die Einladung erwähne, sagt er: »Die Schatten deiner Vergangenheit. Auf jeden Fall gehen wir dahin.«
    Schon jetzt besteht er darauf, mit dem Rad zu fahren. Ich stimme zu, erleichtert, denn ich weiß, wie konsequent Valentin schmollen kann.
    Nachdem ich noch zwei Weißweinschorlen getrunken habe und Valentin mir dabei zugesehen hat, bezahlen wir und verlassen das Bali.
    »Don’t Look Back In Anger«, rufen uns Oasis hinterher. Als wären wir sechzehn.
    Ein gedehnter Horizont mit roten, ausgefransten Rändern. Außer uns sind nur noch wenige unterwegs. Zweimal bremst Valentin für einen Fuchs.
    »Eine richtige Wildnis ist das hier«, murmelt er. »Und so still.«
    Hinter meinen geschlossenen Lidern überschlägt sich Schwarz. Ich mag Valentin sehr, aber in einer Sache irrt er sich. Nicht alle Erinnerungen sind beschissen. Dieser Moment, diese Heimfahrt wird morgen früh eine Erinnerung sein und ich werde sie hüten, weil ich weiß, dass ich sie irgendwann dringend brauchen werde.
    »Musst du kotzen?«, fragt Valentin.

13
    Große Supermärkte deprimieren mich. Fette Frauen in Jogginghosen und Leggings, abgewrackte Burschen im Bistro im Eingangsbereich bei halbem Hähnchen und Bier, mit asynchron gewachsenen Bärten und wulstigen Augenringen wie schwarz-violette Raupen, der Mann vom Schuh- und Schlüsseldienst, der so resigniert dreinschaut, dass man ihn trösten möchte, schlimme Haarschnitte, wo man auch hinsieht.
    Aber wir brauchen Würstchen für heute Abend und mit Koffein versetzte Alkopops und Softdrinks. Zumindest sagt Valentin, dass wir das alles brauchen, da er auf keinen Fall mit leeren Händen auf dem Hof auftauchen will. Deshalb sind wir jetzt hier, in diesem übertrieben klimatisierten Kaufland zwischen Donaueschingen und Villingen.
    Leichtfüßig schreitet Valentin die Gänge ab, täuscht vor, mir eine Flasche Spezi zuwerfen zu wollen, und lädt sie dann einfach nur in den Wagen. Müde betrachte ich das Flaschenetikett. Er hätte mir wohl die Nase gebrochen. Heute Morgen war mir sehr nach Spezi, gerade ist mir nur noch schlecht.
    Valentin war schon früh auf den Beinen, machte die Fahrräder fertig, befestigte Taschen auf den Gepäckträgern. Er muss geahnt haben, dass ich mir Transportschwierigkeiten als Grund zurechtlegen könnte, um letztlich doch mit dem Auto fahren zu dürfen.
    »Wow, guck mal.« Er jongliert mit zwei Marshmallowtüten. Ich schüttle den Kopf.
    An der Kasse zieht Valentin seine Show ab. Während die Kassiererin die Waren über den Scanner zieht, startet er einen lauten Monolog.
    »Max, ich kann nicht mehr. Entweder du sagst es deinen Eltern oder ich mache es. Ich habe dieses Versteckspiel satt. Du kannst nicht mit mir vögeln und am nächsten Tag so tun, als sei nichts gewesen.« Er fasst meinen Bauch an, säuselt: »Okay, Maxi?«
    »Na klar«, seufze ich.
    Die Kassiererin verzieht keine Miene.
    Die Schlange vor der Waschanlage ist lang. Aber das Auto ist schmutzig und meine Mutter hat mich darum gebeten, mündlich und per Erinnerungszettel.
    Neben mir lutscht Valentin an einem Ed von Schleck. Mein Mini Milk ist schon weg. Plötzlich kommt Bewegung ins Audi-Cabrio direkt vor uns. Der Fahrer, mit Muskeln wie Popeye unter dem engen Oberteil, ohrfeigt seine Beifahrerin. Sie schreit und wehrt sich und versucht auszusteigen, doch er zieht sie an ihren Extensions zurück, worauf sie versucht mit den Zähnen nach ihm zu schnappen und er ihr erneut eine scheuert. Im ersten Moment sind wir einfach nur gebannt, als säßen wir im Autokino, als sei alles nur ein Spiel. Bis ich mein Eisstäbchen zerbreche und sage: »Wir müssen was machen.«
    »Und was?«, erwidert Valentin.
    Mir fällt nichts Besseres ein, als zu hupen. Einmal, zweimal. Beim dritten Mal lässt der Kerl von ihr ab und dreht sich zu uns um. Ich hupe nochmal. Er steigt aus.
    »Prima, Max. Und jetzt?«
    Ich sehe im Rückspiegel, dass sich noch kein anderer Wagen hinter uns eingereiht hat, werfe den Motor an und setze zurück. Herausfordernd breitet der Gorilla die Arme aus.
    »Also gut«, zische ich und halte auf ihn zu. Valentin schreit meinen Namen, ich gebe weiter Gas. Ganz knapp rettet sich der Muskelberg mit einem

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