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Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition)

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Hischmann
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kurzes Stück fahren wir auf der Autobahn. Die Gegenseite wird neu geteert. Im Sonnenschein flackert der noch weiche Belag silbergrau, sieht einige Meter vor uns aus wie ein unruhiger Fluss, der Stück um Stück versiegt, je weiter wir fahren.
    »Wahrscheinlich wäre ich auch weggelaufen«, sagt Valentin und legt mir seine Hand auf den Oberschenkel.
    Ich denke: Maximilian Flieger. Dein Freund, der Feigling.
    Der es beinahe fertiggebracht hätte, einen unschuldigen Jungen im Wald zu erwürgen, der, als es drauf ankam, weggelaufen ist und sich in die Hosen pisste, und der auch diesmal nur gehupt hat.
    Valentin versichert mir zum fünften Mal, dass er mich versteht, mein Geheimnis bei ihm gut aufgehoben ist. Er gibt sich die größte Mühe, mich aufzuheitern.
    »Der Abend wird dir guttun«, sagt er und rollt voran, die Satteltaschen prall gefüllt.
    Peng!
    Peng!
    Peng!
    Ein rostiger Ford Fiesta mit knatterndem Auspuff überholt uns.

14
    Anmutig sitzt Valentin auf dem Damenrad meiner Mutter.
    Er hat einen strammen Tritt, das bergige Gelände scheint ihn kaum zu fordern. Ich komme mit dem Mountainbike meines Vaters nicht halb so gut zurecht, schwitze ziemlich, rufe: »Pause.«
    Etwa die Hälfte ist geschafft. Gut, dass wir den Hund nicht mitgenommen haben. Es ist für mich schon hart genug. Die schweren Pedaltritte in der endlos scheinenden Steigung, der Sattel, der am Arsch drückt und scheuert, 30 Grad im Schatten.
    Atemlos schütte ich Pfirsicheistee in mich hinein. Valentin kaut auf einem Blatt Sauerampfer herum. Ich habe meins fast unzermalmt geschluckt. Die Sache mit dem Fuchsbandwurm habe ich nicht erwähnt. Was der Stadtjunge nicht weiß, macht den Stadtjungen nicht heiß.
    »Kann’s weitergehen?«, fragt Valentin.
    »Natürlich, Lance«, entgegne ich.
    Rund zehn Kilometer noch.
    Wir erreichen den Hof. Ich bin triefnass und mein Kopf glüht. Nachgedacht habe ich wenig in den letzten zwei Stunden, immerhin.
    Pelle und Maria spielen Badminton über ihr Auto hinweg. Leibesübungen scheinen der Trend der Stunde zu sein.
    »Hallo Sportsfreunde«, lacht Valentin.
    Ich versuche nicht aus den Sandalen zu kippen.

15
    Lagerfeuer. Wir halten Stockbrotteig und Würste auf angespitzten Weidenstöcken über die Flamme. Anton ist schon eine Nürnberger runtergefallen. Zusammen schauten wir zu, wie sich das Fleisch verzerrte, und das Fett zischend auslief, bevor die Wurst zu einem Brikett wurde.
    Valentin erzählt Storys aus seinem Kurierleben, von Wettkämpfen mit halbstarken Gangstern, die er nach Schnellstarts an Ampeln hinter sich lässt.
    Alle hören ihm zu, alle haben ihn gern. Völlig egal, dass manche Anekdoten offensichtlich übertrieben daherkommen.
    Ich beobachte still, als seien die anderen um mich herum seltene, bedrohte Vögel, die man am ehesten erleben kann, wenn man sich zurücknimmt, sich ruhig verhält. Maria trägt ihr Haar offen, was früher immer ein Hinweis war, dass sie sich wohlfühlt. Vorhin hat sie Valentin erklärt, warum es vernünftig sei, ein Würstchen vor dem Grillen an mehreren Stellen anzuritzen. Die beiden kennen sich nicht. In unserer gemeinsamen Zeit in Bremen pflegten Maria und ich nicht viele Freundschaften, schon gar keine neuen. Heute kommt mir das schrecklich vor.
    Nachdem sie sich getrennt hatte, vergrub ich mich zunächst in der Wohnung, die für uns beide immer zu eng gewesen war. Bald schon fühlte ich mich darin so verloren wie auf einer riesigen, einsamen Insel.
    Nach der Isolation kamen die Barabende. Am liebsten saß ich in der Capri Bar und trank Whisky, obwohl ich mich damit überhaupt nicht auskannte. Eines Abends schwang sich Valentin in Radlerhose und V-Neck-Shirt auf den Hocker neben mir.
    »Kannst du’s mir beibringen?«, fragte er.
    »Was denn?«, fragte ich zurück.
    »Das Whiskytrinken. Bisher ist mir immer furchtbar schlecht davon geworden.«
    »Der Trick ist, genügend Wasser dazuzutrinken.«
    »Aha.«
    Er lächelte und bestellte. Wir müssen ziemlich lächerlich ausgeschaut haben, als wir anstießen.
    »Valentin.«
    »Maximilian, also Max.«
    »Also Max.«
    Jan schlägt eine Nachtwanderung vor. Julia sagt, man kann das Feuer nicht allein lassen. Jan schlägt vor, es auszupinkeln. Julia sagt, man kann das nicht machen.
    Am Ende bleiben Anton und Julia als Wachposten zurück. Vielleicht wollen sie miteinander schlafen. Valentin hätte es auch gemacht, also gewacht, mit Pelle zusammen. Möglich, dass er sich eine Szene aus Brokeback Mountain ausmalte.
    »Er ist ein

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