Am Ende war die Tat
Er merkte auch nicht, was die Person trug: Frisch aus dem Bad, hatte sie sich Kendras dünnen Sommermorgenrock umgebunden.
Kendra war bei der Arbeit. Joel und Toby waren in Meanwhile Gardens. Joel hatte seinem kleinen Bruder versprochen, dass sie den Skatern und Bikern in der Skate-Bowl zuschauen würden. Ness hätte eigentlich schon in der Kindertagesstätte sein müssen, um weitere Sozialstunden abzuarbeiten, aber Dix und die Tatsache, dass sie allein im Haus waren, die hartnäckige Erinnerung an das polternde Bett und der Umstand, dass sie sich genau dort anziehen musste, wo er saß - ihr vorgeblicher privater Rückzugsort -, all das drängte sie dazu, sich ihm zu nähern.
Dix machte sich Notizen und lachte leise über einen von Arnolds Sprüchen. Er hatte ein Klemmbrett auf den Knien, und seine Beine waren nackt. Er trug lediglich Sportshorts aus einem seidigen Stoff und ein Trikot.
Die Hand, in der er den Kugelschreiber hielt, fiel ihr ins Auge. »Ich wusste gar nich', dass du Linkshänder bist, Mann«, sagte sie.
Er regte sich, nahm sie aber noch immer nicht richtig wahr. »Bin ich«, gab er zurück und schrieb weiter. Wieder lachte er vor sich hin. »Nun guck ihn dir an. Dieser Kerl ... An den kommt keiner ran.«
Ness warf einen Blick auf den Fernseher. Das Fernsehbild war bestenfalls körnig, und es zeigte Männer mit Topfhaarschnitten auf Köpfen, die zu klein für den Rest ihrer Körper waren. Sie standen vor Spiegeln und ließen die Schultern kreisen. Sie ver-schränkten die Hände ineinander und hoben sie bald zur einen, bald zur anderen Seite, die Beine leicht gegrätscht, was ihre gigantischen Muskeln zur Geltung brachte. Ness schauderte ob der Obszönität, sagte aber: »Du siehs' besser aus als die.«
»Keiner sieht besser aus als Arnold«, widersprach er.
»Du schon, Baby.«
Sie war ihm nahe genug, um die Hitze zu spüren, die sein Körper abstrahlte. Sie rückte noch ein wenig näher. »Ich muss mich anziehen, Dix.«
»Hm«, machte er zerstreut.
Sie betrachtete seine Hand. »Machste alles mit der Linken?«
»Ja«, antwortete er und kritzelte etwas auf sein Blatt.
»Steckste ihn mit der Linken rein?«
Das Schreiben geriet ins Stocken.
»Oder kannste das mit beiden Händen, mein ich. Oder musste ihn vielleicht gar nicht führen? Wahrscheinlich nich', he? Ich wette, das brauchste nich'. Groß und hart genug, um seinen Weg selbst zu finden.« Sie stand auf. »Mann, ich komm mir so fett vor. Was meinste, Dix? Denkste, ich bin zu fett?« Sie stellte sich zwischen ihn und den Fernseher und stemmte die Hände in die Hüften. »Was meinste?« Sie öffnete den Gürtel des Morgenrocks und zeigte sich ihm. »Bin ich zu fett, Dix?«
Dix wandte den Blick ab. »Mach das Ding wieder zu.«
»Nich' bevor du geantwortet hast«, gab sie zurück. »Du musst es mir sagen, denn du bist ein Mann. Was ich hab ... meinste, es is' gut genug, um einen Kerl heißzumachen?«
Er stand auf. »Zieh dich an«, sagte er, griff nach der Fernbedienung des Videorekorders und stellte den Film ab. Er wusste, er musste das Zimmer sofort verlassen, aber Ness versperrte ihm den Weg. »Ich muss los«, sagte er.
»Erst musste mir antworten«, verlangte sie. »Scheiße, ich beiß dich doch nich', Dix, und du bist weit und breit der einzige Mann hier, den ich fragen kann. Ich lass dich vorbei, wenn du mir die Wahrheit sagst.«
»Du bist nicht fett«, antwortete er.
»Du hast ja gar nich' hingeguckt«, protestierte sie. »Du brauchst nur mal kurz hinzuguck'n. Das is' doch wohl nich' zu viel verlangt, oder? Ich muss es wissen.«
Er hätte sie beiseitedrängen können, aber er hatte Bedenken, wie sie auf einen körperlichen Kontakt reagieren würde. Also kooperierte er, um ihre Kooperation zu erkaufen. Er streifte sie mit einem Blick und erklärte: »Du siehst gut aus.«
»Das nennste Hingucken? Scheiße, ich hab schon Blinde genauer hinschauen seh'n. Du brauchst wohl Hilfe, was? Also, hier. Wir versuchend noch mal.« Sie ließ den Morgenrock zu Boden gleiten und stand nackt vor Dix. Sie hob die Brüste mit beiden Händen und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Führst du ihn rein, Dix, oder findet er den Weg allein? Du musst es mir sagen oder zeigen. Ich weiß, was mir lieber wär, Mann.«
Dix wäre kein Mann gewesen, hätte ihn all das nicht erregt. Er versuchte, den Blick abzuwenden, aber ihre nackte Haut war zu fordernd. Also betrachtete er sie, und einen furchtbaren Moment lang verharrte sein Blick an den
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