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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schokoladenbraunen Brustwarzen, dann, schlimmer noch, auf dem Dreieck drahtiger Haare, dem ein sirenenhafter Duft zu entsteigen schien. Sie war noch ein Mädchen, aber sie hatte den Körper einer Frau. Es wäre ein Leichtes gewesen - aber ebenso fatal.
    Er packte ihren Arm. Ihre Haut brannte ebenso wie seine, und ihr Gesicht hellte sich auf. Er beugte sich herab und spürte ihre Hand in seinem Nacken, hörte sie aufstöhnen, während sie sein Gesicht suchte, seine Lippen ... Er hob den Morgenrock auf und warf ihn ihr zu, befreite sich mit einem Ruck von ihrem Griff.
    »Zieh dir was über«, zischte er. »Was denkste dir eigentlich? Dass es im Leben nur darum geht, dass jeder Kerl, den du triffst, dir sein Ding reinsteckt? Und meinste, das hier is' die Art, wie Männer es mögen? Is' es das, was du glaubst? Du stolzierst hier rum und präsentierst dich wie 'ne billige Nutte? Scheiße, du hast den Körper einer Frau, aber das is' auch schon alles, Ness. Der Rest von dir is' so saudämlich, dass ichmir keinen Mann vorstellen kann, der damit was zu schaffen haben will, egal, wie nötig er's hat. Kapiert? Und jetzt geh mir aus dem Weg!«
    Er drängte sich an ihr vorbei und ließ sie allein im Wohnzimmer zurück. Sie zitterte am ganzen Leib. Sie stolperte zum Videorekorder hinüber und ließ die Kassette heraus. Es war ein Leichtes, das Band aus dem Gehäuse zu ziehen und es zu zertrampeln. Aber das war nicht genug.
    Fabia Benders Besuch im Edenham Estate zwang Kendra, die Lage neu zu bedenken. Sie wollte nicht, aber sie ertappte sich dabei, dass sie es trotzdem tat, vor allem, als sie die Formulare durchlas, die Joel ihr ausgehändigt hatte.
    Kendra war nicht dumm. Sie hatte immer gewusst, dass Tobys Probleme früher oder später angegangen werden mussten. Aber sie hatte sich eingeredet, dass Tobys Schwierigkeiten von einer Lernstörung herrührten. Irgendeine andere Ursache für seine Absonderlichkeit auch nur zu erwägen, hieß, sich geradewegs in einen Albtraum zu manövrieren. Also hatte sie sich gesagt, man müsse sich seiner bloß annehmen, ihm so viel Bildung vermitteln, wie er aufzunehmen in der Lage war, ihm ein paar lebenspraktische Fähigkeiten beibringen und in eine berufliche Richtung lenken, die ihm eines Tages, wenn er erwachsen war, ein Mindestmaß an Unabhängigkeit gewährleisten würde. Wenn die Middle Row School dies in Verbindung mit dem Lernzentrum nicht leisten konnte, musste eben eine andere Einrichtung für ihn gefunden werden. Aber weiter hatte Kendra über ihren kleinen Neffen bislang nicht nachgedacht, was ihr ermöglichte zu ignorieren, wenn Toby einfach völlig abschaltete oder wenn er seine gemurmelten Unterhaltungen mit unsichtbaren Personen führte - und somit eben auch die Implikationen dieser Verhaltensmuster. Tatsächlich war es Kendra in den Monaten, seit die Campbells ihrer Sorge anvertraut waren, gelungen, sich hinter »Toby ist eben Toby« zu verstecken, ganz gleich was der Junge tat. Alles andere war undenkbar. Sie las die Formulare, und dann räumte sie sie weg. Niemand würde
    Toby Campbell untersuchen, testen und beurteilen, solange sie ein Wort mitzureden hatte.
    Das hieß jedoch, alles zu vermeiden, was die unwillkommene Aufmerksamkeit irgendwelcher Behörden wecken konnte. Sie unterzog Joels und Tobys Zimmer einer kritischen Betrachtung und sah es so, wie Fabia Bender es wahrscheinlich gesehen hatte: Alles wirkte provisorisch, und das war schlecht. Die Campingliegen und Schlafsäcke waren schon schlimm genug. Die beiden Koffer, aus denen die Jungen nun seit einem halben Jahr lebten, waren noch schlimmer. Abgesehen von dem »Es ist ein Junge!«-Banner, das immer noch schief am Fenster klebte, gab es keinerlei Dekoration, nicht einmal Vorhänge, um das Licht der Straßenlampe, die den Pfad zum Park erhellte, auszusperren.
    Das würde sich ändern müssen. Sie würde Betten, Schränke, Vorhänge und irgendwelchen Wandschmuck beschaffen. Das bedeutete einen Streifzug durch Secondhandläden - und sie würde um Almosen betteln müssen.
    Cordie half ihr. Sie steuerte verwaschene Bettwäsche und Decken bei, fragte in der Nachbarschaft herum und trieb zwei Kommoden in halbwegs brauchbarem Zustand und eine Reihe Poster mit Reisezielen auf, die vermutlich weder Joel noch Toby in ihrem Leben je zu Gesicht bekommen würden.
    »Sieht doch super aus, Mädchen«, sagte Cordie aufmunternd, als sie das Zimmer fertig eingerichtet hatten.
    »Wie eine beschissene Müllhalde«, befand

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