Am Ende war die Tat
hat, und du bist selbst nicht viel mehr als ein Heranwachsender, also wie kommst du nur auf den Gedanken, dass du mit ihnen fertig wirst? Und wie kommst du darauf, dass diese Fabia Bender dich je für fähig halten könnte, mit ihnen fertig zu werden? Kannst du mir das sagen?«
Wieder antwortete Dix nicht sofort. Er zwang Kendra dazu, sich selbst zu lauschen, und das machte sie wahnsinnig. Darüber hinaus wollte er sie mit seinem Schweigen dazu bringen, die Gründe für ihre Worte zu erforschen, und das war das Letzte, was sie wollte. Sie wollte mit ihm streiten.
Schließlich sagte er: »Ich bin jedenfalls bereit, Ken. Und Joel und Toby ... brauchen einen Vater.«
»Und was ist mit Ness?«, entgegnete sie vielsagend. »Was braucht sie?«
Dix erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln. Was immer sie argwöhnen mochte, Kendra wusste nichts von seinem Zusammenstoß mit Ness, und er hatte auch nicht die Absicht, ihr davon zu erzählen. »Sie braucht das Vorbild eines Mannes und einer Frau, die sich wirklich lieben. Ich dachte, wir könnten das sein. Vielleicht hab ich mich geirrt.« Er löste sich vom Türrahmen und wandte sich um. Kendra schleuderte ihm ein Kissen hinterher.
Dix war kein Mann, der Herausforderungen scheute. Andernfalls hätte er sich niemals in die Welt des professionellen Bodybuildings begeben. Er verglich Kendras Einschätzung seiner Person mit den mentalen Anforderungen dieses Sports: Sie glaubte, er habe in seinem Alter nicht das Zeug dazu, Teenagern ein Vater zu sein. Aber er würde ihr das Gegenteil beweisen.
Er war klug genug, nicht ausgerechnet mit Ness zu beginnen. Obwohl er wusste, dass das zerstörte Video einen Fehdehandschuh darstellen sollte, war ihm doch klar, dass der Ausgang eines solchen Kräftemessens von vornherein feststünde: Wenner den Handschuh aufhob, machte er sich für jede Anschuldigung angreifbar, die Ness ihm entgegenschleudern mochte - all die Gründe, die sie anführen würde, warum sie sein Video zerstört hatte, zweifellos in Gegenwart ihrer Tante, mit großem Geschrei vorgebracht und ausnahmslos ihrer Fantasie entsprungen. Das wollte er lieber vermeiden. Als er die malträtierte Kassette fand, nahm er sich daher vor, sie zu reparieren. Sollte sich das als unmöglich erweisen, so sei es. Ness wollte ihn aus der Reserve locken. Doch er würde sich von ihr nicht provozieren lassen.
Mit Joel und Toby war es einfacher. Sie waren Jungs - genau wie er. Nach einem Ausflug ins Fitnessstudio, wo die beiden ehrfurchtsvoll und mit offenen Mündern zugeschaut hatten, wie Dix übermenschliche Gewichte stemmte, schien der nächste Schritt auf der Hand zu liegen. Er würde sie mit zu seinem nächsten Wettkampf nehmen, zum YMCA am Barbican, am anderen Ende der Stadt. Es war keiner der großen Wettkämpfe, aber er würde den Jungen einen Eindruck davon vermitteln, wie der arme Lou sich gefühlt haben musste, als er gegen Arnold Schwarzenegger stets chancenlos blieb.
Sie fuhren mit der U-Bahn. Keiner der Jungen war je in diesem Teil der Stadt gewesen, und während sie Dix zum YMCA folgten, bestaunten sie die riesenhaften grauen Betonblöcke, die den Barbican ausmachten, umgeben von einem undurchschaubaren, verkehrsreichen Straßengewirr und einem Wald brauner Schilder, die in jede Richtung auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam machten. Es kam ihnen wie ein Labyrinth aus Bauwerken vor: Ausstellungshallen, Konzertsäle, Theater, Kinos, Konferenzzentren, Schauspiel- und Musikhochschulen. Schon nach wenigen Sekunden hatten sie die Orientierung verloren, und sie beeilten sich, zu Dix aufzuschließen, der sich hier zu ihrer Verwunderung ganz zu Hause zu fühlen schien.
Der YMCA war in einer Wohnsiedlung untergebracht, die Teil des Barbican zu sein schien. Dix führte Joel und Toby ins Innere und weiter zu einer Halle, die nach Staub und Schweiß roch. Er suchte ihnen Plätze in der ersten Reihe und durchsuchte die Taschen seines Trainingsanzugs. Dann gab er den Jungen drei Pfund, damit sie sich Süßigkeiten aus dem Automaten im Foyer holen konnten, und wies sie an, das Gebäude nicht zu verlassen. Er selbst werde zwischen dem Trainingsraum und der Umkleide pendeln, um einen Psychokrieg gegen die Konkurrenz zu führen und sich mental auf seinen Auftritt vor den Preisrichtern vorzubereiten.
»Siehst gut aus, Dix«, sagte Joel aufmunternd. »Dich schlägt eh keiner, Mann.«
Dix freute sich über diesen Beweis von Joels Zuneigung. Er tippte dem Jungen mit der Faust an die Stirn und freute
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