Am Ende war die Tat
dieser dämlichen Wohnung, bis ich heirate, ganz egal wie hungrig mein Dad is'. Verstehste, die wollen, dass ich denke, sie hätten mich geseh'n, aber in Wirklichkeit sind sie sich nich' sicher, was eigentlich gelaufen is'. Und weil die blöde Büchereikuh uns sowieso nich' leiden kann, sind sie nich' sicher, ob es wirklich so war, wie sie gesagt hat.«
Sie war also in unpassender Gesellschaft gesehen worden, folgerte Joel. Er konnte sich gut vorstellen, um wen es sich dabei gehandelt hatte, und er schaute sich nervös um. Er legte keinen Wert auf einen neuerlichen Zusammenstoß mit Neal Wyatt. Doch die Luft schien rein. Es war ein schöner Tag, und es waren viele Leute im Park, aber Neal war nicht darunter.
»Also, was machste'n da?«, fragte Hibah. »Lass ma' seh'n.«
»Nur Gedichte«, antwortete Joel. »Aber ich kann sie noch nich' zeigen. Sie sind noch nich' fertig.«
Hibah lächelte. »Wusste gar nich', dass du 'n Dichter bis', Joel Campbell. Schreibste in Reimen? Raptexte oder so? Komm schon. Lass ma' seh'n! Ich hab noch nie 'n leibhaftiges Gedicht gelesen.« Sie wollte ihm den Notizblock aus der Hand reißen, aber er hielt ihn außerhalb ihrer Reichweite hoch. »Komm schon«, verlangte sie lachend. »Nu' sei doch nich' so. Gehste zu diesem Schreibkurs in Oxford Gardens? Ich kenn 'ne Frau, die da hingeht. Dieser Ivan von der Schule hat auch was damit zu tun.«
»Er leitet die Gruppe.«
»Also, warste da? Komm schon, lass seh'n! Ich versteh nich' viel von Gedichten, aber ich kann sagen, ob sie sich reimen.«
»Die hier sollen sich gar nich' reimen«, klärte Joel sie auf. »Das sind nich' solche Gedichte.«
»Was für welche denn dann?« Versonnen sah sie zu einer der jungen Eichen hinüber, die hier und da auf den Hügeln des
Parks wuchsen. Junge Männer und Frauen hatten es sich dort bequem gemacht: Sie dösten, hielten einander in den Armen oder waren sogar regelrecht ineinander verschlungen. Hibah grinste. »Liebesgedichte!«, rief sie. »Joel Campbell. Haste etwa 'ne Freundin? Isse hier irgendwo? Hm. Ich merk schon, du willst es nich' sagen, also woll'n wir doch ma' seh'n, ob ich sie herlocken kann. Ich wette, ich weiß, wie.«
Den Schalk im Nacken, rückte sie näher, bis ihre Oberschenkel einander berührten. Sie legte den Arm um seine Taille und den Kopf an seine Schulter. So verharrte sie einige Minuten lang, während Joel schrieb und Hibah kicherte.
Hibahs zärtliche Geste zeigte Wirkung, allerdings nicht wie erwartet. »Was soll der Scheiß ...!«, schrillte es vom Fußweg am Grand Union Canal herüber, und Joel musste nicht erst hinsehen, um zu wissen, wer gerufen hatte. Und schon kam Neal Wyatt über den Rasen gestürmt.
Seine drei Kumpel blieben auf dem Weg zurück. Sie waren in Richtung Great Western Road unterwegs gewesen, und anscheinend waren sie der Auffassung, dass Neal lieber allein regeln sollte, was immer er zu regeln hatte. Als er sich an Hibah wandte statt an Joel, war klar, worum es hier gehen würde.
»Was treibst du hier, verdammte Scheiße«, verlangte er zu wissen. »Ich sag, wir treffen uns hier, und du brings' den da mit? Was soll das?«
Hibah nahm den Arm nicht von Joels Taille, wie ein anderes Mädchen es vielleicht getan hätte. Vielmehr sah sie unverwandt zu Neal hoch und zog Joel fester an sich. Sie war zwar nicht eingeschüchtert, allerdings erschrocken und verwirrt. »Was?«, fragte sie. »Wie redest du eigentlich mit mir, Neal? Was is' los?«
»Respektlosigkeit, das is' los«, antwortete er. »Wenn du mit diesem Scheißkerl rumhängs', biste auch nich' besser als er. Und meine Freundin treibt sich nich' mit Scheißkerl'n rum. Kapiert?«
»Hey! Ich frag noch ma': Wie redes' du eigentlich mit mir? Ich bin hergekomm', wie du wolltes', und hab 'nen Freund ge-troffen. Wir haben uns unterhalten, er und ich. Haste damit ein Problem oder was?«
»Hör zu. Ich sag dir, mit wem du dich unterhalten darfs'. Und dieser Gelbarsch hier ...«
»Was is' eigentlich los mit dir, Neal Wyatt?«, unterbrach Hibah. »Biste jetz' durchgeknallt oder so? Das is' Joel, und er is' noch nich' mal ...«
Neal machte einen Schritt auf sie zu. »Ich zeig dir, was los is'.« Er packte sie am Arm und zog sie auf die Füße. Dann zerrte er sie zu seinen Freunden hinüber.
Joel hatte keine Wahl. Er stand auf. »Hey!«, sagte er. »Lass sie in Ruhe! Sie hat nix gemacht, was respektlos ...«
Neal warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Du wills' mir vorschreiben ...«
»Genau. Was für
Weitere Kostenlose Bücher