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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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etwas zu sagen, aber dann änderte er seine Meinung und ging die Treppe hinauf.
    Während er wartete, lauschte Joel nach Stimmen, Musik, was auch immer. Doch die einzigen Geräusche kamen von der Kilburn Lane, wo gelegentlich ein Auto vorüberfuhr.
    Auf leisen Sohlen trat Cal wieder zu ihm. Joel solle hinaufgehen. The Blade sei gewillt, sich mit ihm zu unterhalten. Es seien Leute da, fügte er hinzu, aber Joel dürfe sie nicht ansehen.
    »Cool, Mann«, versicherte Joel, obwohl er sich keineswegs so fühlte.
    Da die Stufen unbeleuchtet waren, tastete Joel sich am Geländer entlang nach oben. Er kam zu einem Treppenabsatz. Eine Tür führte auf den Außenflur. Dort war es heller. Der Schein einer Straßenlaterne am Lancefield Court fiel bis hierher. Er erreichte eine halb geöffnete Tür, durch die weiteres Licht flackerte. Als er näher trat, roch er brennendes Marihuana.
    Er schob die Tür weiter auf. Sie führte in eine Diele, an deren Ende eine Batterielampe klemmte. Sie beleuchtete stockfleckige Wände und vereinzelte Linoleumfetzen auf dem Estrich, und ihr Schein fiel in einen angrenzenden Raum, wo alte Matratzen und aufgeschlitzte Futons herumlagen und schattenhafte Gestalten irgendwelche Transaktionen mit The Blade abwickelten.
    Zuerst glaubte Joel, er sei in einem Crackhaus gelandet, und er verstand, warum Cal Hancock gezögert hatte, ihn einzulassen. Doch bald begriff er, dass das, was er beobachtete, andersartige Geschäfte waren. Auf den Futons dösten keine berauschten Männer und Frauen vor sich hin, sondern dort hockten Jungen, denen Plastikbeutel mit Crack, Heroin oder Gras ausgehändigt wurden und Zettel mit Lieferadressen. The Blade saß an einem Klapptisch und nahm die Portionierung der Drogen vor, während er gelegentlich Anrufe auf dem Handy entgegennahm.
    Der Marihuanageruch kam aus einer entlegenen Ecke des Raums. Dort saß Arissa mit halb geschlossenen Augen und einem stumpfsinnigen Grinsen im Gesicht. Sie hielt einen Joint zwischen den Fingern, war aber offenbar schon high von irgendetwas Stärkerem.
    The Blade ignorierte Joel, bis alle seine jungen Lieferanten ihre Zuteilung bekommen hatten und aus dem Abrisshaus getrottet waren. Joel hatte Cals Instruktionen befolgt und keinen von ihnen genauer angesehen. Er war klug genug zu wissen, dass das nur zu seinem Besten war. The Blade machte seinen Laden dicht - was hieß, dass er seine Waren in einer großen Aktentasche verstaute, die er sorgsam verschloss -, und dann warf er Joel einen Blick zu. Er sprach noch immer nicht. Stattdessen ging er zu Arissa hinüber, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie leidenschaftlich. Er ließ die Hand über ihren Pulli abwärtsgleiten und liebkoste ihre Brüste.
    Sie stöhnte und versuchte, den Reißverschluss seiner Jeans zu öffnen, doch es mangelte ihr an der nötigen Koordination. Sie fragte: »Willst du, Babe? Wenn du wills', mach ich's dir vor der Queen und dem House of Commons, kein Scheiß.«
    An diesem Punkt warf The Blade Joel einen Blick über die
    Schulter zu, und Joel erkannte, dass dies eine Art Vorstellung war, aus der er eine Botschaft ableiten sollte. Aber was immer diese Botschaft war - sie kam nicht an.
    Ivan Weatherall hatte erzählt, Stanley Hynds sei intelligent und habe sich selbst eine beträchtliche Bildung angeeignet. Er habe Latein und Griechisch und Naturwissenschaften gelernt. Es gab eine Seite an ihm, die die Menschen, die normalerweise mit ihm in Berührung kamen, nicht sahen. Doch was all das bedeutete - angesichts des Mannes, der ihn vom gegenüberliegenden Ende des Raums ansah, während ein zugedröhntes Mädchen versuchte, sein Glied zu massieren ... Das war etwas, was Joel nicht verstand, und er bemühte sich auch gar nicht, es zu verstehen. Aber er brauchte The Blades Hilfe, und er gedachte, sich dieser Hilfe zu versichern, ehe er das Abrisshaus wieder verließ.
    Also wartete er einfach ab, ob The Blade Arissa erlauben würde, ihm vor seinen Augen zu Diensten zu sein, und bemühte sich, so auszusehen, als sei es ihm völlig gleichgültig. Er verschränkte die Arme, wie er es Cal hatte tun sehen, und lehnte sich gegen die Wand. Er sagte nichts und hielt sein Gesicht völlig ausdruckslos, in der Hoffnung, dass er The Blade damit bewies, was immer es hier zu beweisen galt.
    The Blade lachte dröhnend und befreite sich von Arissas ungeschickten Fingern. Er kam zu Joel herüber, holte einen Joint aus der Brusttasche seines Jacketts und zündete ihn mit einem silbernen

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