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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Feuerzeug an. Er nahm einen Zug und reichte Joel den Joint.
    Joel schüttelte den Kopf. »Hat Cal dir das Messer gegeben?«, fragte er.
    The Blade schaute ihn lange genug an, um Joel zu verdeutlichen, dass er nicht zu sprechen hatte, ehe The Blade ihm das Wort erteilte. Dann antwortete er. »Das hat er. Ich nehm an, du willst irgend'ne Gegenleistung dafür. Geht's darum?«
    »Ich will dir nix vormachen«, erwiderte Joel.
    »Was willste von mir, Joel?« Er zog scheinbar endlos lange den Rauch ein und hielt ihn in der Lunge. Arissa krabbelte inder Ecke träge auf dem Futon herum; anscheinend suchte sie irgendetwas. Er fuhr sie an: »Du hast genug, Riss.«
    Sie protestierte: »Aber ich komm runter, Baby.«
    »So will ich's haben«, entgegnete er. Er wandte sich zurück zu Joel: »Also, was brauchs' du?«
    Joel erklärte es ihm so knapp wie möglich. Was er brauchte, war Sicherheit. Nicht für sich, sondern für seinen Bruder. Ein Wort auf der Straße, dass Toby The Blades Schutz genoss, und niemand würde ihm je wieder ein Haar krümmen.
    »Warum holste dir das nich' von jemand anderem?«, fragte The Blade.
    Joel war alles andere als ein Dummkopf. Er wusste genau, dass The Blade von Joel hören wollte, was jener selbst über sich glaubte: Es gab niemanden sonst in North Kensington, der so viel Macht hatte. Er konnte die Leute mit einem einzigen Wort zur Räson bringen, und wenn das nichts half, konnte er ihnen einen kleinen Besuch abstatten.
    Joel gab die gewünschte Antwort und sah das erfreute Aufleuchten in den Augen seines Gegenübers. Nachdem Joel ihm gehuldigt hatte, äußerte er seine Bitte erneut.
    Er erzählte von den Begegnungen mit Neal Wyatt, angefangen von ihrem ersten Zusammenstoß bis zu dem Feuer auf dem Kahn. Joel überschritt eine letzte Grenze, als er Neals Namen nannte. Das war ihm bewusst. Doch ihm fiel kein besserer Weg ein, um zu beweisen, wie weit er ihm zu trauen bereit war.
    Was er nicht bedacht hatte, war, dass The Blade dieses Vertrauen vielleicht nicht erwiderte. Joel hatte sich nicht vorstellen können, dass die Rückgabe eines Klappmessers eventuell kein ausreichender Beweis seiner guten Absichten war. Deshalb wartete er zuversichtlich auf The Blades Antwort, überzeugt, dass jetzt alles in Ordnung kommen werde, und war auf die Antwort alles andere als vorbereitet.
    »Du gehörs' nich' zu meinen Männern, Joel«, erklärte The Blade und schnipste Asche auf den Boden. »Angeranzt haste mich. Vor Arissas Haus, weißte noch?«
    Das hätte Joel schwerlich vergessen können. Aber The Bladehatte ihn dazu getrieben. Er hatte schlecht von Joels Familie gesprochen, und das war inakzeptabel. Er versuchte, sich zu rechtfertigen, indem er sagte: »Meine Familie, Mann. Du kanns' nich' über sie herzieh'n und erwarten, dass ich stillhalt. Das is' nich' richtig. Ich schätze, du hättes' das Gleiche getan wie ich.«
    »Hab ich gelegentlich schon«, räumte The Blade mit einem Lächeln ein. »Heißt das, du wills' eines Tages mein Revier über- neh'm, Bruder?«
    »Was?«
    »Du legs' dich mit The Blade an, weil du irgendwann seine Geschäfte übernehmen wills'?«
    In der Ecke lachte Arissa über diese Vorstellung. The Blade brachte sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen.
    Joel blinzelte. Diese Idee lag so weit jenseits seiner Vorstellungskraft, dass sie nie auf seinem Radarschirm aufgetaucht war. Er versicherte The Blade, dass alles, was er wollte, Hilfe für seinen Bruder war. Er wolle nicht, dass Toby weiterhin tyrannisiert werde. Neal Wyatt und seine Freunde konnten sich mit ihm, Joel, anlegen, sooft sie wollten, aber sie sollten Toby in Frieden lassen. »Mein Bruder kann sich nicht verteidigen«, erklärte Joel. »Es is', als würd man mit einem Hammer auf ein Katzenbaby losgeh'n.«
    The Blade lauschte und wirkte versonnen. Schließlich fragte er: »Wills' du wirklich in meiner Schuld steh'n?«
    Darüber hatte Joel gründlich nachgedacht. Er wusste, The Blade würde irgendeine Art von Gegenleistung von ihm fordern - undenkbar, dass der Platzhirsch von North Kensington irgendetwas aus purer Menschlichkeit tat. Falls er zu solch einer Regung je fähig gewesen sein sollte, hatte er sie sich inzwischen längst ausgetrieben. Nach dem, was Joel hier heute Abend gesehen hatte, nahm er an, dass eine Gegenleistung etwas mit dem Drogengeschäft zu tun haben würde: Vermutlich müsste er als Drogenkurier für The Blade arbeiten. Er wollte das nicht; das Risiko, erwischt zu werden, war gewaltig. Aber es war

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