Am Ende war die Tat
seine letzte Hoffnung.
The Blade wusste das. Sein Ausdruck besagte, dass Joel hier gezwungen war, ein schlechtes Geschäft abzuschließen: Er konnte verschwinden und hoffen, dass Neal Wyatt Toby nichts Schlimmeres antun wollte, als was er schon getan hatte. Oder Joel musste sich auf einen Handel einlassen, wohl wissend, dass er draufzahlte.
Joel hatte keine Wahl. Er konnte sich nicht an Cal wenden, der nichts ohne The Blades Genehmigung tun würde. Er konnte auch nicht zu Dix gehen, der aus ihrem Leben verschwunden war. Wenn er Ivan um Hilfe bäte, würde wahrscheinlich ein Reimduell zwischen den Konfliktparteien dabei herauskommen. Und wenn er wartete, bis seine Tante Neal ausfindig machte und zur Rede stellte, dann würde sein Leben danach unerträglich sein.
Es gab einfach keine Alternative. Es gab nur diesen Moment, und als er ihn durchlebte, verspürte Joel einen Stich, der, wie er wusste, Bedauern war. Dennoch antwortete er: »Ja. Ich schulde dir was. Wenn du das hier wirklich für mich tust, schuld ich dir was.«
The Blade zog an seinem Joint, und sein Gesichtsausdruck zeugte von der Befriedigung und der Art von Vergnügen, die ihm wohl sonst eher der Anblick einer Frau bereitete, die vor ihm auf den Knien kroch. Joel sagte sich, das spiele keine Rolle. Er fragte: »Also sind wir im Geschäft oder was?«, und er bemühte sich, so schroff zu klingen, wie er nur konnte. »Denn wenn nich', hab ich noch andere Sachen zu tun.«
The Blade zog eine Braue in die Höhe. »Willste mich verarschen? Das gewöhn dir ma' ganz schnell ab, Bruder. Sonst kriegste Schwierigkeiten.«
Joel antwortete nicht. In ihrer Ecke regte sich Arissa. Sie rollte sich auf dem schmutzigen Futon zusammen und jammerte: »Komm schon, Baby.« Bettelnd streckte sie die Hand aus.
The Blade ignorierte sie. Er nickte Joel zu, was so viel hieß wie: Ich weiß, wer du bist, und das solltest du nicht vergessen. Er drückte den Joint an der Wand aus und winkte Joel näher. Als der Junge vor ihn trat, legte The Blade ihm schwerdie Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen. »Deine Familie hat mir Ärger gemacht. Hat mich blöd angemacht. Erinnerste dich, Mann? Ich glaub, du wills' mich hier nur in 'ne Falle locken, um mir noch mehr Ärger aufzuhalsen, und wenn das so is' ...«
»Das is' keine Falle!«, protestierte Joel. »Wenn du mir nich' glaubst, frag die Cops. Die werden dir erzähl'n, was gelaufen is'. Die werden dir sagen ...«
The Blades Hand schloss sich schmerzhaft um Joels Schulter. So hart und fest war der Griff, dass er Joel das Wort abschnitt. »Unterbrich mich nich', Bruder. Und jetz' hör mir genau zu. Wenn du meine Hilfe wills', musst du dich mir erst beweisen. Du muss' mir beweisen, dass du nich' hier bis', um mich wieder blöd anzumachen, kapiert? Du machs' den Job, den ich dir geb - und zwar zuerst, klar? -, und dann mach ich den Job, den du erledigt haben wills'. Und danach schuldeste mir was. Das is' der Deal, wenn du ihn wills'. Wir verhandeln hier nich'.«
»Wie muss ich mich denn beweisen?«, fragte Joel.
»Das is' der Deal«, wiederholte The Blade. »Über die Details brauchste dir nich' den Kopf zu zerbrechen. Die erfährste früh genug.« Er ging zurück zu Arissa, die leise zu schnarchen begonnen hatte, die Lippen leicht geöffnet, die Zungenspitze sichtbar. Er schaute auf sie hinab und schüttelte den Kopf. »Scheiße, ich hasse es, wenn die Weiber auf Droge sind. Das is' so armselig. Biste noch Jungfrau, Joel?« Er sah über die Schulter. »Ja? Da müssen wir was tun.«
Wir. Joel klammerte sich an das Wort. Was es bedeutete, was es versprach, welche Antwort es enthielt. »Deal«, sagte er. »Was soll ich tun, Stanley?«
Als Joel die Nachricht bekam, er solle sich in dem kleinen Besprechungszimmer der Schule melden, wusste er, dass Ivan Weatherall ihn dort erwartete. Er wurde vom Religionsunterricht entschuldigt - eine wahrhaftige Erlösung, denn der Lehrer sprach nie anders als in monotonem Geleier von seinem Thema, so als fürchte er, Gott zu beleidigen, wenn er zu viel
Enthusiasmus an den Tag legte. Joel trottete davon, aber ihm graute vor dem, was kommen würde. Fieberhaft suchte er nach einer Ausrede. Sein Mentor würde zweifellos wissen wollen, wieso Joel nicht mehr an Führt Worte statt Waffen teilnahm. Er beschloss, Ivan zu erklären, dass die Schule ihn jetzt viel mehr in Anspruch nehme als letztes Schuljahr. Er müsse den Hausaufgaben mehr Zeit widmen, würde er behaupten. Er müsse für seine
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