Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Stunden, um mit ihnen einen Actionfilm im Kino anzuschauen, und lockte die Jungen ins Fitnessstudio zum Bodybuildingtraining, das jedoch keinen von beiden interessierte.
    Ness rümpfte die Nase über Dix' Interventionsversuche. Joel spielte mit, aber seine Schweigsamkeit tat kund, dass es mit seiner Kooperation nicht weit her war. Toby folgte Joels Beispiel, wie immer hoffnungslos verwirrt über die Situation, in der er jetzt lebte.
    »Eines sollte dir klar sein«, fuhr Kendra Joel an, als sie die Gleichgültigkeit der Kinder gegenüber Dix' wohlmeinenden Bemühungen eine Weile beobachtet hatte. »Wenn wir die Dinge nicht so in den Griff kriegen, dass diese Fabia Bender zufrieden ist, dann nimmt sie mir euch alle drei weg. Hast du verstanden, Joel? Weißt du, was das bedeutet?«
    Joel wusste das nur zu gut, doch er saß in einer Falle, von der seine Tante jedoch niemals erfahren durfte. Er war The Blade für seine schnelle Freilassung aus dem Polizeigewahrsam etwas schuldig, und er wusste, sollte er nicht zahlen, wenn ihm die Rechnung präsentiert wurde, dann würden sie alle sich in Schwierigkeiten wiederfinden, gegen die ihre jetzigen ein Spaziergang wären.
    Denn irgendwie war alles aus dem Ruder gelaufen. Was für Joel als simpler, primitiver Kampf um Respekt auf der Straße begonnen hatte, war zum Kampf ums schiere Überleben geworden. Neal Wyatts Existenz war in den Hintergrund getreten, als Joel ins Zentrum von The Blades Aufmerksamkeit gerückt war. Gemessen an The Blade war Neal Wyatt allenfalls lästig, wie eine Ameise, die einem das Hosenbein heraufkrabbelt - und nichts im Vergleich zu dem Wissen, das Joel mit sich herumtrug: Er war irgendwie in die gefährlichste, die schlimmste
    Lage geraten, in die man in North Kensington geraten konnte. Er hatte Stanley Hynds' Wünschen zuwidergehandelt.
    Carole Campbell erschien Joel der einzig offene Fluchtweg zu sein, so unrealistisch das auch jedem vorkommen musste, der auch nur ein Minimum über die Geschichte dieser Frau wusste.
    Er besaß immer noch die fünfzig Pfund von »Du hast das Wort«, also bestand keine Notwendigkeit, irgendjemanden in seine Pläne einzuweihen. Für den Besuch bei seiner Mutter wählte Joel einen kalten Tag, als Kendra bei der Arbeit war, Dix im Rainbow Café und Ness in der Kindertagesstätte. Er musste sich nur um Toby kümmern und hatte genügend Zeit, um seinen Fluchtplan in die Tat umzusetzen.
    Er kannte die Strecke inzwischen. Der Bus schien an der Haltestelle Elkstone Road geradezu auf sie zu warten und legte den Weg zur Paddington Station mit so wenigen Fahrgästen zurück, dass es Joel wie ein Symbol für die Leichtigkeit vorkam, mit welcher seine Hoffnungen sich erfüllen würden. Er kaufte die Zugfahrkarten und ging dann wie immer mit Toby zu W. H. Smith. Er hielt die Hand seines Bruders mit festem Griff, doch er hätte sich nicht zu sorgen brauchen. Toby war entschlossen, an Joel zu kleben wie eine Klette. Das Skateboard unter den Arm geklemmt, trippelte er neben ihm her und fragte, ob er einen Schokoriegel oder eine Tüte Chips haben dürfe.
    »Chips«, entschied Joel. Das Letzte, was er brauchen konnte, wenn sie zu ihrer Mutter kamen, war ein schokoladenverschmierter Toby.
    Toby wählte Krabben-Chips, und das mit so ungewohnter Entschlussfreudigkeit, dass Joel es als gutes Omen deutete. Er suchte eine Zeitschrift für ihre Mutter aus und entschied sich für Harper's Bazaar, weil es die dickste war. Einem Impuls folgend, nahm er noch eine Schachtel Pralinen für sie mit.
    Bald rollten sie aus dem Bahnhof und an den deprimierenden, schmutzigen Mauern entlang, die die Bahnlinie von den noch deprimierenderen, schmutzigeren Häusern trennten, diegleich dahinter lagen. Toby trat mit den Fersen gegen den Sitz und knabberte zufrieden seine Chips. Joel sah aus dem Fenster und sann auf den richtigen Weg, ihre Mutter nach Hause zu holen.
    Eisige Kälte schlug ihnen entgegen, als sie aus dem Zug stiegen - viel schlimmer als in der Londoner Innenstadt. Eine Eisschicht krönte die Hecken, deren nackte Zweige frierenden Sperlingen Obdach boten. Die Wiesen dahinter waren mit weißem Raureif bedeckt. Die Pfützen waren überfroren, und hier und da standen Schafe zu Gruppen zusammengedrängt im Windschatten der Bruchsteinmauern und stießen schnaubend Dampfwolken aus.
    Die Jungen erreichten die Klinik, passierten das Pförtnerhaus und eilten die Auffahrt empor. Die Rasenflächen waren genau wie die Weiden weiß vom Raureif, der sich als

Weitere Kostenlose Bücher