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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nur ungefähr bewusst, wo er sich befand, und plötzlich stand er vor dem AIDS-Laden, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er trat ein. Es roch nach Dampf auf muffigen Textilien.
    Seine Tante hatte im Hinterzimmer ein Bügelbrett aufgebaut. Sie rückte den Knitterfalten in einer lavendelfarbenen Bluse zu Leibe. Weitere Kleidungsstücke warteten auf einem Stuhl zu ihrer Linken.
    »Es hat keinen Zweck, wenn man den Leuten nicht eine Vorstellung davon vermittelt, wie die Sachen aussehen können, wenn sie gepflegt sind«, erklärte Kendra, als sie ihn entdeckte. »Niemand will so ein verknittertes Ding kaufen.« Sie hob die Bluse vom Bügelbrett und hängte sie ordentlich über einen Plastikbügel. »Schon besser«, befand sie. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich diese Farbe mag, aber irgendwer wird sie lieben. Du wartest ja gar nicht im Lernzentrum auf Toby?«
    Joel hatte eine Erklärung parat. »Ich bin spazieren gegangen.«
    »Dafür ist es ein bisschen kalt.«
    »Ach. Na ja.« Er wusste nicht, warum er den Laden betreten hatte. Vielleicht ein vages Bedürfnis nach Trost, war die einzige Erklärung, die ihm einfiel. Er suchte irgendetwas, das änderte, wie er sich in seinem Innern fühlte. Er wollte, dass seine Tante dieses Etwas war, und wenn das nicht ging, dass sie es ihm wenigstens ein Stück weit vermittelte.
    Sie nahm sich das nächste Stück vor, eine schwarze Hose, die sie auf dem Bügelbrett ausbreitete und von oben bis unten unter die Lupe nahm. Dann schüttelte sie den Kopf und hielt sie hoch, um sie Joel zu zeigen. Ein Fettfleck prangte auf der Vorderseite, lang gezogen, wie der Umriss Italiens. Kendra warf die Hose auf den Boden und sagte: »Warum glauben die Leute nur, arm sei gleichbedeutend mit verzweifelt, wenn es doch in Wahrheit nur bedeutet, dass man etwas sucht, was einen die Armut vergessen lässt und einen nicht jedes Mal an sie erinnert, wenn man es anzieht.« Sie wandte sich wieder dem Kleiderberg zu und fischte einen Rock heraus.
    Joel sah ihr zu und hätte ihr gerne alles erzählt: The Blade, Cal Hancock, die Pistole, die Frau. Er wollte einfach nur reden. Doch als sie ihn ansah, brachte er kein Wort heraus, sondern trat den Rückzug an und streifte rastlos durch den Laden, an einem Toaster vorbei, der die Form eines Hotdogs hatte, und einem Cowboystiefel, aus dem jemand eine Lampe gebastelt hatte. Seltsam, was für Zeug die Leute sich kauften, fand er. Sie wollten es haben, und dann wollten sie es wieder loswerden, wenn sie erst festgestellt hatten, welche Wirkung es auf sie selbst und ihre restlichen Habseligkeiten hatte, wenn sie erkannten, wie es alles andere aussehen ließ, und wenn ihnen klar wurde , wie sie sich schließlich damit fühlten. Wenn sie es vorher wüssten, wenn sie es nur wüssten, hätte es diese Verschwendung nie gegeben. Und keine Zurückweisung.
    »Wusstest du von ihnen, Joel? Das wollte ich dich schon lange fragen, aber ich wusste nicht, wie.«
    Im ersten Moment glaubte Joel, sie rede von dem Toaster und der Cowboystiefellampe. Er hatte keine Ahnung, was für eine Antwort sie erwartete.
    »Danach ... Kam sie dir irgendwie anders vor? Und wenn ja, ist dir nie der Gedanke gekommen, mit irgendjemandem darüber zu reden?«
    Joel schaute von der Lampe zum Toaster. »Was?«, fragte er. Ihm war heiß und flau.
    »Deine Schwester.« Kendra drückte das Bügeleisen fester an,und es zischte, als das heiße Wasser auf dem Stoff verdampfte. »Diese Männer und was sie ihr angetan haben, und Ness hat nie ein Wort gesagt. Wusstest du es?«
    Joel schüttelte den Kopf, aber er hörte mehr als nur das, was seine Tante sagte. Er hörte den Vorwurf zwischen den Zeilen. Der Freund ihrer Gran und seine Kumpel hatten Ness missbraucht. Joel hätte es wissen müssen, hätte es sehen müssen, hätte es erkennen müssen, hätte etwas tun müssen. Selbst als Siebenjähriger oder wie alt er auch immer gewesen war, als diese schrecklichen Dinge mit seiner Schwester anfingen, hätte er irgendetwas unternehmen müssen. Ganz gleich dass die Männer ihm immer wie Riesen vorgekommen waren, und mehr noch als Riesen: potenzielle Großväter, sogar potenzielle Väter. Sie sahen ganz anders aus als das, was sie waren.
    Joel spürte den unverwandten Blick seiner Tante auf sich. Sie wartete auf sein Eingeständnis, dass er etwas gesehen, gehört, gefühlt hatte - irgendetwas. Er hätte ihr den Gefallen gern getan, aber er konnte nicht. Er schlug die Augen nieder.
    »Vermisst du sie?«,

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