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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte The Blade sich daraufhin entschlossen, endlich seinen Teil des Neal-Wyatt-Handels zu erfüllen. Er hatte ihn abgeholt, wo immer der rumhängen mochte, wenn er nicht gerade die Leute hier in der Gegend heimsuchte, und ihm befohlen mitzukommen. Neal hatte nicht gewagt, nein zu sagen, und war in den Wagen gestiegen. The Blade hatte einen Joint mit ihm geteilt, und das war der Grund, warum Neal so entspannt wirkte. Seine Wachsamkeit war ge- dämpft, seine Stimmung gelöst. Aber jetzt, da The Blade Neal dort hatte, wo er ihn wollte, würde er sich den Dreckskerl gründlich vornehmen. Joel wollte froh darüber sein, es mit seiner eigenen Situation in Zusammenhang bringen. Dass The Blade sich Neal vorknöpfte, musste doch auch heißen, dass er Joel vor den Folgen des Schusses auf die Polizistenfrau beschützen würde. Das Thema, an das Joel sich nicht heranwagte, war das Warum hinter dem Schuss. Wie sich ein Raubüberfall in ein Szenario verwandeln konnte, bei dem eine Frau gefährlich verletzt wurde. Wann immer er sich diesem Gedanke näherte, schob er ihn mit dem Wort »Unfall« beiseite. Er hatte sich eingeredet, die ganze Sache sei ein schreckliches Missgeschick gewesen und der Schuss habe sich unbeabsichtigt gelöst, als Cal Joel die Waffe entrissen hatte, weil Joel es nicht fertiggebracht hatte, von der weißen Frau mit dem gütigen Gesicht Geld zu verlangen ...
    »... mit euch durchsprechen«, sagte Ivan, und es klang wie das Ende seiner Ausführungen. Er beugte sich wieder zum Wagen hinab. »Und Stanley, denk auch du über mein Angebot nach,ja?«
    The Blade schenkte Ivan ein Lächeln, die Lider gesenkt. »Oh, Ivan, du bist ein beschissener Glückspilz, weißte das? Du amüsierst mich jetz' schon so lang, ich glaub nich', dass ich je Lust haben werd, dich umzulegen.«
    »Ach, Stanley«, erwiderte Ivan und trat vom Wagen zurück, als The Blade den Motor startete und aufheulen ließ, »ich bin zutiefst gerührt. Hast du inzwischen eigentlich Descartes gelesen?«
    The Blade lachte in sich hinein. »Ivan, Ivan. Warum kapierste's nich' endlich? Denken reicht nicht, wenn man sein will.«
    »Das ist genau der Punkt, in dem du dich irrst.«
    »Ah ja?« The Blade legte Neal Wyatt die Hand in den Nacken und drückte ihn freundschaftlich. »Bis dann, Ivan. Ich muss mit diesem Mann hier wichtige Geschäfte abwickeln.«
    Neal lachte hämisch. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über die Oberlippe, als könne er das Lachen damit wegwi-schen. Er warf Joel einen Blick zu und formte mit den Lippen: Fick dich.
    »War schön, dich zu sehen, Joel«, sagte The Blade. »Und grüß deine Schwester von mir, die alte Fotze. Wo immer sie grad sein mag.«
    Er gab Gas, und der Wagen raste in Richtung Maida Vale davon.
    Joel sah ihm nach. Neal streckte den Arm aus dem Beifahrerfenster, machte eine Faust und zeigte den Mittelfinger. Niemand im Wagen hinderte ihn daran.
    Ivan bestand darauf, dass sie einen Kaffee trinken gingen. Sie hätten viel zu besprechen, jetzt da Mr. Rubbish sich bereitgefunden hatte, den Film zu finanzieren, an dem Ivan und seine Schar hoffnungsvoller Drehbuchautoren schon so lange arbeiteten. »Komm mit. Ich muss dir einen Vorschlag unterbreiten.« Als Joel ablehnen wollte und irgendetwas von seiner Tante, seinem Bruder und den Hausaufgaben vorbrachte, versprach Ivan, es werde nicht lange dauern.
    Sein Mentor würde ein Nein nicht akzeptieren, erkannte Joel. Er würde einen Kompromiss nach dem anderen eingehen, bis er bekam, was er wollte: nämlich die Chance, Joels Retter zu sein. Dass er das jedoch niemals sein konnte - nicht mehr sein konnte -, wusste er nicht, und er würde nicht lockerlassen, bis Joel einen Kaffee mit ihm trank, einen Spaziergang mit ihm machte oder sich zu ihm auf eine Bank setzte. Also willigte Joel ein, ihn zu begleiten. Was immer Ivan zu sagen hatte, konnte nicht lange dauern, und Joel beabsichtigte nicht, darauf einzugehen, weil das die unwillkommene Konversation nur verlängern würde.
    Ivan führte ihn ein Stück die Harrow Road entlang zu einem Imbiss, einem schmuddligen Etablissement mit klebrigen Tischen und einer Speisekarte, die mindestens dreißig Jahre alt zu sein schien. Es gab Bohnen und Champignons auf Toast, Spiegeleier mit Speck, in der Pfanne geröstetes Brot, gebackene Bohnen mit Ei, Wurstpasteten, Grillkoteletts. Der Geruch von Frittierfett war übermächtig, doch Ivan schien nichts davon zubemerken, wies Joel zu einem Ecktisch, fragte ihn nach seinen Wünschen und

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