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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wollte, lag es allein bei ihr, etwas dagegen zu unternehmen. Kendra wollte etwas tun, wollte sich der Gruppe transpirierender Zwanzigjähriger anschließen und tanzen. Doch der Alkohol, den sie zuvor getrunken hatte, dieses chemische Depressiv- um, verhinderte, dass sich ihre Stimmung besserte. Und auch ihr Sekundärziel, nämlich jemanden zu finden, mit dem sie am Ende des Abends ins Bett steigen konnte, rückte in unerreichbare Ferne.
    Auf dem Heimweg fragte Cordie, die es auf eine sehr netteviertelstündige Knutscherei mit einem neunzehnjährigen Jungen im Flur zu den Toiletten gebracht hatte, wie es denn angehen konnte, dass Kendra - die, so erklärte sie, so sagenhaft gut aussah, dass es jeden Kerl von den Füßen reißen müsse - nicht wenigstens ein vergleichbares Erfolgserlebnis zu verbuchen hatte.
    Kendra bemühte sich, es gelassen zu nehmen. Ihr Leben sei derzeit ohnehin zu kompliziert, um noch Platz für einen Mann darin zu haben, und sei es auch nur vorübergehend.
    »Komm ja nich' auf die Idee, du wärs ' nich ' mehr attraktiv genug, Ken«, warnte Cordie. »Und weil Männer eben sind, wie sie sind, kannste immer einen kriegen, wenn du deine Ansprüche weit genug runterschraubs'.«
    Kendra lachte in sich hinein. Es spiele keine Rolle, erklärte sie ihrer Freundin. Mal wieder einen Abend um die Häuser zu ziehen, war genug gewesen. Tatsächlich müssten sie das viel häufiger tun, und sie gedenke, diesbezüglich einen Neuanfang zu machen, wenn Cordie einverstanden sei.
    » Sach mir nur, wann und wo«, erwiderte Cordie.
    Kendra war im Begriff zu antworten, als sie aus dem dunklen Fußweg vom Trellick Tower in den Edenham Way einbogen. Dort erhaschte sie einen Blick auf die Front ihres Hauses. Ein fremdes Auto parkte vor ihrer Garageneinfahrt.
    »Scheiße.« Sie legte einen Schritt zu, um herauszufinden, was Ness während ihrer Abwesenheit wieder angestellt hatte.
    Es war klar, noch ehe sie den Wagen oder ihre Haustür erreicht hatte. In dem Auto befanden sich zwei Personen, eine davon zweifelsfrei ihre Nichte. Kendra erkannte sie an der Kopfform, der Struktur der Haare und der Wölbung des Halses, als der Mann in ihrer Begleitung den Kopf von ihrer Brust hob.
    Er streckte den Arm aus und öffnete die Tür auf ihrer Seite, wie ein Freier, der eine Bordsteinschwalbe entließ. Als Ness nicht sofort ausstieg, versetzte er ihr einen kleinen Schubs, und weil auch das nicht half, stieg er aus und ging herum zur Beifahrerseite. Er zog sie aus dem Auto, und ihr Kopf fiel nach hinten. Entweder stand sie unter Drogen oder war hoffnungslos betrunken.
    Kendra brauchte keine weitere Einladung. »Augenblick mal!«, rief sie und hastete näher, um sich den Mann vorzuknöpfen. »Finger weg von dem Mädchen!«
    Blinzelnd schaute er sie an. Er war wesentlich jünger, als sie gedacht hatte, wenngleich sein Kopf völlig kahl war. Er war schwarz, kräftig und attraktiv. Er trug seltsame Haremshosen wie ein Tänzer, weiße Sportschuhe und eine schwarze Lederjacke, deren Reißverschluss bis zum Kragen geschlossen war. Er hatte sich Ness' Tasche über die Schulter gehängt und Ness selbst unter einem Arm.
    »Haben Sie mich gehört? Lassen Sie sie los!«
    »Wenn ich das mach', schlägt sie sich auf den Stufen den Schädel ein«, erwiderte er ruhig. »Sie is' sternhagelvoll. Ich hab sie gefunden, als sie ...«
    »Gefunden? Sie haben sie gefunden?«, höhnte Kendra. »Mir ist scheißegal, ob Sie sie gefunden haben. Nehmen Sie Ihre verdammten Finger von ihr, und zwar auf der Stelle! Wissen Sie eigentlich, wie alt sie ist? Fünfzehn! Fünfzehn'.«
    Der Mann schaute auf Ness hinab. »Ich sag Ihnen, sie benimmt sich nicht wie ...«
    »Geben Sie sie her!« Kendra trat an den Wagen und packte Ness beim Arm.
    Das Mädchen fiel gegen sie und hob den Kopf. Sie sah aus wie ein Wrack und roch wie eine Schwarzbrennerei. Sie lallte: » Willste ihn mir jetz ' reinstecken oder was? Ich hab dir gesacht , umsons ' is' nich.«
    Kendra warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Verschwinden Sie! Geben Sie mir die Tasche, und hauen Sie ab! Ich notier mir Ihr Nummernschild. Ich ruf die Polizei.« Und zu Cordie gewandt: »Schreib dir das Nummernschild auf!«
    »Hey«, protestierte er. »Ich hab sie doch nur nach Hause gebracht. Sie war im Pub. Sie war drauf und dran, sich in Schwierigkeiten zu bring', also hab ich sie da rausgeschafft.«
    »Der hehre Ritter Lanzelot, was? Schreib das Kennzeichen auf, Cordie!«
    Während Cordie ihre Handtasche nach einem

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