Am Ende war die Tat
saßen und ihre Pintgläser stemmten. Der Wirt erklärte ihr, sie müsse zurück auf die Straße und um das Gebäude herumgehen. An der Tür im Hinterhof klingelte sie, schleppte den Tisch polternd die Treppe hinauf und hielt auf dem oberen Absatz inne, um wieder zu Atem zu kommen.
Eine der Etagentüren wurde aufgerissen, und das Licht aus der Wohnung umspielte die Silhouette eines gut gebauten Mannes - offenbar der Anrufer, denn er hastete sofort auf den dämmrigen Korridor hinaus. »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Er nahm ihr den Massagetisch ab und trug ihn mühelos in die Wohnung, ein Einzimmerapartment mit mehreren Betten, einem Waschbecken, einem Heizöfchen und einer einzelnen Kochplatte.
Kendra nahm all dies in Augenschein, während der Mann den Tisch aufstellte.
Sie hatte kaum einen Blick auf ihn geworfen, ebenso wenig wie er auf sie. Sie packte ihre Utensilien aus, zupfte das Laken auseinander und wandte sich dann ihrem Kunden zu, gerade als der auch in ihre Richtung schaute. Gleichzeitig sagten sie: »Oh, Scheiße ...«
Vor ihr stand der Mann, der an jenem katastrophalen Abend Ness nach Hause gebracht hatte - eine heillos betrunkene Ness, die willig gewesen war, alles mit sich anstellen zu lassen, was immer er im Sinn gehabt hätte.
Im ersten Moment wusste Kendra überhaupt nicht, was sie tun sollte. Sie hielt das Laken mit ausgebreiteten Armen vor sich, ließ es jedoch sofort sinken.
»Also, das ist eine verdammt peinliche Situation, oder?«, sagte er.
Kendra kam zu einer blitzschnellen Entscheidung. Geschäft war Geschäft. »Eine Sportmassage, sagten Sie?«, fragte sie in ihrem frostigsten Tonfall.
»Stimmt, das hab ich gesagt. Dix.«
»Was?«
»Mein Name. Ich heiße Dix.« Er wartete, bis Kendra den Tisch bedeckt und das weiche Frotteekopfkissen platziert hatte. Dann fragte er: »Hat Sie Ihnen je erzählt, was an dem Abend wirklich passiert ist? Es war so, wie ich gesagt habe, wissen Sie.«
Kendra strich das Laken glatt und schob die Öle zurecht. Schließlich antwortete sie: »Wir haben nie darüber gesprochen, Mr. Dix. Welches Duftöl hätten Sie gern? Ich empfehle Lavendel. Es hat die beste Entspannungswirkung.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Nicht Mr. Dix«, erklärte er. »Dix D'Court. Und Sie heißen Kendra wie?«
»Osborne«, antwortete sie. »Mrs.«
Sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu den Händen. »Sie tragen keinen Ring, Mrs. Osborne. Sind Sie geschieden? Verwitwet?«
Sie hätte erwidern können, dass ihn das nichts anginge. Stattdessen antwortete sie: »Ja«, und beließ es dabei. »Sie wollen eine Sportmassage?«
»Was muss ich machen?«, fragte er.
»Ziehen Sie sich aus.« Sie reichte ihm ein Laken und drehte ihm den Rücken zu. »Lassen Sie die Unterhose an«, befahl sie. »Das hier ist nämlich eine richtige Massage. Ich hoffe, das ist es, was sie wollten, Mr. D'Court. Ich betreibe ein anständiges Gewerbe.«
»Was sonst sollte ich wohl gewollt haben, Mrs. Osborne?«, entgegnete er, und sie hörte das Lachen in seiner Stimmte. »Ich wär dann so weit.«
Er hatte sich auf den Tisch gelegt, das Laken sittsam über sich ausgebreitet und um die Hüften festgesteckt.
Scheiße! Er hatte einen exquisiten Körper. Bodybuilding hatte seine Muskeln ausgeformt. Seine Haut war so glatt wie die eines Babys. Abgesehen von seinen Augenbrauen und Wimpern konnte sie kein Härchen an ihm entdecken. Er hatte nicht einen einzigen Makel. Obwohl es der denkbar ungünstigste Zeitpunkt war, erinnerte sein Anblick sie daran, wie lange es her war, dass sie zuletzt einen Mann gehabt hatte. Das durfte sie bei ihrer Arbeit nicht empfinden, hielt sie sich vor. Ein Körper war ein Körper und ihre Hände darauf waren das Werkzeug ihres Handwerks.
»Hat sie's Ihnen erzählt?«
Kendra wusste für einen Moment nicht, wovon er sprach.
»Was?«
»Ihre Tochter. Hat Sie Ihnen gesagt, was sich an dem Abend zwischen uns abgespielt hat?«
»Ich habe keine Tochter.«
»Wer war dann ...?« Für einen Augenblick schien er sich zu fragen, ob er Kendra verwechselt hatte. Dann fügte er hinzu: »Drüben in Edenham.«
»Sie ist meine Nichte«, erklärte Kendra. »Sie wohnt bei mir. Drehen Sie sich um. Ich fange mit Rücken und Schultern an.«
Er wartete noch einen Moment und betrachtete sie. »Sie sehen nicht alt genug aus, um so eine große Tochter oder Nichte zu haben«, bemerkte er.
»Ich bin alt genug«, entgegnete Kendra. »Aber gut erhalten.«
Er lachte in sich hinein, drehte sich dann
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