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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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lassen und das Beste hoffen; oder er konnte ihn andernorts unterbringen, wo irgendetwas sein Interesse weckte und ihn für eine Weile beschäftigt hielt.
    Ein Blick auf den übrig gebliebenen Toast vom Frühstück, und der Ententeich in Meanwhile Gardens kam ihm in den Sinn. Wenn er ein Versteck im Schilf baute - ähnlich dem Fort, von dem Toby dort vor Monaten gesprochen hatte - und seinem Bruder die Toastscheiben als Entenfutter mitgab, wäre der Junge sicher verwahrt und lange genug so beschäftigt, dass Joel in der Zwischenzeit die Lavalampe kaufen und rechtzeitig zurückkehren konnte.
    Also packte er den Toast ein, fügte sicherheitshalber ein paar Brotscheiben hinzu, falls sein Ausflug länger als erwartet dauern sollte, und wartete, während sein Bruder den Schwimmreifen aufblies. Dann vergewisserte er sich, dass Toby eine Jacke trug, die den kühlen Wind abhielt, und sie machten sich auf den Weg, umrundeten das Haus und stießen auf den Pfad, der an den rückwärtigen Gärten entlangführte. Die Sonne schien und hatte die Bewohner aus ihren Häusern gelockt. Joel konnte sie schon hinter der Kindertagesstätte hören, er hörte auch das Rauschen der Skateboards und das Kindergeplapper vom Spielplatz. Er fürchtete schon, dass der Sonnenschein auch Spaziergänger zum Ententeich gelockt habe, doch als er und Toby sich durchs Gebüsch geschlagen und den Trampelpfad erreicht hatten, der sich zum Wasser hinabschlängelte, stellte er erleichtert fest, dass auf dem kleinen Steg keine Menschenseele war - dafür umso mehr Enten. Erhaben paddelten sie umher und streckten gelegentlich das Schwänzchen in die Höh', wenn sie unter Wasser nach Futter suchten.
    Obwohl Toby zuerst jammerte, weil er auf dem Steg bleiben wollte, konnte Joel ihn von den Vorteilen eines Verstecks im Schilf überzeugen. Dort seien die Entenhäuser, erklärte er ihm. Wenn er sich ganz still verhielte, bestünde die Chance, dass die Enten aus dem Wasser kämen und ihm das Brot aus der Hand fräßen. Wäre das nicht viel schöner, als es ihnen vom Steg aus
     

zuzuwerfen und zu hoffen, dass sie es bemerkten? Toby hatte wenig Erfahrung mit Enten und wusste daher nicht, dass ein Stück Brot, das ins Wasser geworfen wurde, mit absoluter Sicherheit jede Ente im Umkreis von fünfzig Metern herbeilocken würde. Darum erschien Joels Plan ihm vernünftig, und er ließ sich bereitwillig auf einem provisorischen Entenbeobachtungsposten einquartieren, von dem aus er die Vögel betrachten und geduldig darauf warten konnte, dass sie ihn entdeckten.
    »Du bleibs' hier«, ordnete Joel an. »Das haste doch kapiert, oder? Ich muss was auf der Portobello Road erledigen, aber danach komm ich sofort wieder. Du wartes' hier. Versprichste mir das, Tobe?«
    Toby hatte sich auf den Bauch gelegt, den Schwimmreifen nach oben geschoben und das Kinn darauf gestützt. Er nickte und richtete den Blick aufs Wasser, das durch die Schilfhalme blitzte. »Gib ma' den Toast«, sagte er. »Die Enten ha'm bestimmt Hunger.«
    Joel vergewisserte sich, dass das Brot in Tobys Reichweite lag. Dann kroch er rückwärts aus dem Versteck und kletterte die Böschung hinauf. Er war erleichtert festzustellen, dass Toby von oben nicht zu sehen war. Er konnte nur hoffen, dass sein Bruder auch dort blieb. Er gedachte nicht, länger als zwanzig Minuten weg zu sein.
    Um den Laden zu erreichen, wo Toby ihm die Lavalampe gezeigt hatte, musste er die Portobello Bridge überqueren, die die Bahnschienen überspannte und zum Markt an der Golbourne Road führte. Den ersten Teil seines Weges legte er im Trab zurück. Er fragte sich, ob sein kleiner Bruder sich noch daran erinnerte, wie sie früher Geburtstage gefeiert hatten. Wenn ihre Mutter eine gute Phase hatte, saßen sie zu fünft um den kleinen Küchentisch gedrängt. War es eine schlechte Phase, waren sie nur zu viert, aber ihr Vater hatte die Abwesenheit der Mutter wettgemacht, indem er sein ganz spezielles Geburtstagslied besonders laut und schief sang, ehe er das Geschenk überreichte: ein Taschenmesser oder ein Schminktäschchen, Inliner, die zwar gebraucht, aber gründlich gesäubert worden waren, oderein Paar Turnschuhe einer bestimmten Marke, die man sich sehnlich gewünscht, aber nie erwähnt hatte.
    Doch all das war, bevor die Campbell-Kinder in die Hench- man Street gezogen waren. Auch Glory hatte immer ihr Bestes getan, eine Feier zu veranstalten - vorausgesetzt, dass jemand sie an den nahenden Geburtstag erinnerte. Nur hatte George Gilbert

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