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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte: »Psychiater«, flüsterte er. »Das möchte ich werden, Ivan.«
    8
    »Ich komm also von der Arbeit nach Haus und seh genau, dass der Junge sich geprügelt hat«, berichtete Kendra. »Aber er sagt kein Sterbenswort darüber, und Toby auch nicht. Nicht dass Toby je irgendwen verpetzen würde. Joel schon mal gar nicht.« Sie schaute von Cordies Fußsohlen zu dem Reflexzonenschaubild auf dem Küchentisch. Sachte schob sie die Daumen unter Cordies rechtem Fuß nach links. »Wie fühlt sich das an?«, fragte sie. »Spürste was?«
    Cordie hatte sich bereitwillig als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. Sie hatte ihre Schuhe mit den hohen Keilabsätzen ausgezogen, sich die Füße waschen, trocken tupfen und eincremen lassen und Kendra dann laufend Bericht erstattet, welche Wirkung die Fußreflexzonenmassage auf diverse Körperpartien hatte. »Hm. Erinnert mich an Schokoladenkuchen, Ken«, sagte sie. Sie hielt einen Finger hoch und runzelte die Stirn. »Ach nein, das trifft es nich' so ganz ... Mach weiter ... bisschen noch ... Oh ja. Das isses. Es fühlt sich an ... wie wenn ein schöner Mann meinen Nacken küsst.«
    Kendra versetzte ihr einen Klaps auf die Wade. »Bleib ernst«, befahl sie. »Das hier ist wichtig, Cordie.«
    »Ein schöner Mann, der meinen Nacken küsst, auch«, entgegnete Cordie. »Wann geh'n wir wieder auf die Piste? Diesmal will ich einen zwanzigjährigen Studenten, Ken. So einen mit starken Oberschenkelmuskeln, weißte?«
    »Du hast zu viele Sexratgeber gelesen. Wieso Oberschenkelmuskeln?«
    »Damit er genug Kraft hat, mich so zu halten, wie ich gehalten werden will. An die Wand gelehnt, meine Beine um ihn geschlungen. Hmh. Das will ich als Nächstes.«
    »Oh, das glaub ich dir aufs Wort, Cordie«, entgegnete Ken-dra. »Du weißt doch genau, wo du das kriegen kanns' und wer 's dir nur allzu gern besorgt. - Wie fühlt sich das hier an?« Sie drückte eine andere Stelle.
    Cordie seufzte. »Das machs' du verdammt gut, Ken.« Sie lehnte sich so weit zurück, wie der Küchenstuhl es zuließ, legte den Kopf in den Nacken und fragte die Decke: »Und woher weißt du dann, dass es 'ne Schlägerei war?«
    »Er hatte Blutergüsse im Gesicht«, antwortete Kendra. »Als ich von der Arbeit kam, war er im Bad und hat versucht, sich wiederherzustell'n. Was ist passiert, frag ich ihn, und er sagt, er wär an der Skate-Bowl die Treppe runtergefallen. Drüben in Meanwhile Gardens.«
    »Vielleicht stimmt's ja«, gab Cordie zu bedenken.
    »Und warum hat Toby Angst, auch nur einen Schritt von seiner Seite zu weichen? Irgendwas ist da passiert, Cordie. Ich kapier nur nicht, warum er mir nichts erzählen will.«
    »Hat er vielleicht Angst vor dir? Bis' du zu streng zu ihm, Ken? Dein ... Wenn du so vornehm redest, kann das 'ne ganz schöne Distanz aufbau'n, weißte. Zwischen dir und ... wem auch immer.«
    »Ich glaub, er hat eher Angst, mir Scherereien zu machen. Er sieht ja, dass Ness das schon zur Genüge tut.«
    »Wo treibt Miss Vanessa sich eigentlich rum in letzter Zeit?«, fragte Cordie sarkastisch.
    »Kommt und geht, wie üblich.« Kendra berichtete von ihrem Versuch, sich bei Ness für das, was zwischen ihnen vorgefallen war, zu entschuldigen. Sie hatte ihrer Freundin all dies bislang verschwiegen, denn Cordie würde garantiert nach dem Warum fragen, und Kendra wollte darauf im Moment eigentlich keine Antwort geben. Doch nun war auch noch Joel in eine Schlägerei geraten, und sie hatte das Gefühl, sie brauchte den Rat einer Freundin. Als Cordie also fragte, warum zum Teufel Kendra sich bei dem Mädchen entschuldigt hatte, das vom Moment seiner Ankunft am Edenham Way das Leben dort völlig durcheinandergebracht hatte, erklärte Kendra wahrheitsgemäß, dass sie zufällig den Mann wiedergetroffen hatte, deran jenem Abend mit Ness im Auto gewesen war. Er hatte etwas völlig anderes erzählt als das, was Kendra zu sehen geglaubt hatte. Er war ... Kendra rang nach Worten, die Cordie nicht zu weiteren Fragen veranlassen würden. Der Mann, sagte sie schließlich, habe so aufrichtig gewirkt, dass sie in ihrem Innern gespürt habe, dass er die Wahrheit sagte: Ness war betrunken im Falcon aufgetaucht, und er hatte sie nach Hause gebracht, ehe sie in Schwierigkeiten geraten konnte.
    Cordie stürzte sich zielsicher auf das interessanteste Detail dieser Offenbarung: Kendra hatte den Mann wiedergetroffen? Wie war das passiert? Wer war er? Und wieso hatte er sich überhaupt die Mühe gemacht zu erklären, was an dem

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