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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fraglichen Abend zwischen ihm und Ness vorgefallen war?
    Kendra wurde unbehaglich. Sie wusste, Cordie wäre einer Lüge so mühelos auf die Spur gekommen wie ein Jagdhund seiner Beute, also versuchte sie es erst gar nicht. Sie erzählte Cordie von seinem Anruf, von der Sportmassage, und wie sie sich in dem kleinen Apartment über dem Falcon plötzlich Auge in Auge mit diesem Mann wiedergefunden hatte.
    »Er heißt Dix D'Court. Ich hab ihn aber nur das eine Mal gesehen.«
    »Und das hat gereicht, um ihm zu glauben?«, hakte Cordie nach. »Ich hab das Gefühl, du sags' mir nich' die ganze Wahrheit, Ken. Lüg mich nich' an, ich kann's dir ja eh an der Nasenspitze anseh'n. Irgendwas is' doch passiert. Haste dich endlich mal wieder flachlegen lassen?«
    »Cordie Durelle!«
    »Was, Cordie Durelle? Ich kann mich ja nich' wirklich an ihn erinnern, aber wenn er 'ne Sportmassage wollte, heißt das doch bestimmt, dass er 'n sportlichen Körper hat.« Sie dachte darüber nach. »Mist. Hast du etwa die muskulösen Oberschenkel abbekomm'? Das is' ja so was von unfair!«
    Kendra lachte. »Nix hab ich abbekommen.«
    »Was nich' an ihm gelegen hat, schätz ich mal.«
    »Cordie, er ist dreiundzwanzig«, eröffnete Kendra ihr.
    »Da sind sie schön ausdauernd.«
    »Tja, davon weiß ich nichts. Wir haben nach der Massage nur ein bisschen geredet. Das war alles.«
    »Ich glaub dir kein Wort. Aber wenn's stimmt, dann bist du so was von blöd. Wenn du mich mit 'nem Kerl in ein Zimmer stecks', der 'ne Sportmassage will, werd ich mit ihm danach bestimmt nich' über die Lage der Nation diskutier'n.« Cordie nahm die Füße von Kendras Schoß. »Also. Du hast Ness ausfindig gemacht und dich entschuldigt. Was is' dann passiert?«
    Nichts war passiert. Ness hatte weder ihre Entschuldigung noch sonst irgendetwas hören wollen. Trotzdem sprach Kendra weiter über ihre Nichte, um zu verhindern, dass das Thema wieder auf Dix D'Court kam, sonst hätte sie Cordie noch offenbaren müssen, dass er sie nach der Sportmassage wieder und wieder angerufen hatte. Und nicht etwa, um einen neuen Massagetermin zu vereinbaren. Er wollte sich mit ihr treffen. Sie hätte an dem Abend doch etwas gespürt, beharrte er. Und er hatte auch etwas gespürt. Er wollte das nicht einfach ad acta legen. Sie etwa?
    Nach den ersten drei Anrufen hatte Kendra ihn nur noch auf die Mailbox sprechen lassen. Zu Hause hatte sie den Anrufbeantworter eingeschaltet. Sie rief ihn nicht zurück und nahm an, dass er irgendwann Ruhe geben würde. Aber das tat er nicht.
    Kurz nach ihrer Unterhaltung mit Cordie erschien Dix D'Court im AIDS-Laden auf der Harrow Road. Kendra hätte sich gern eingeredet, dass dies ein Zufall war, aber er belehrte sie sogleich eines Besseren. Seinen Eltern gehöre das Rainbow Café ein Stück die Straße runter, erklärte er. Ob sie wisse, wo das sei? Er sei auf dem Weg dorthin gewesen, als die Auslage im Schaufenster des AIDS-Ladens seine Aufmerksamkeit erregt habe. (»Der Damenmantel mit den großen Knöpfen«, sagte er später. Der Geburtstag seiner Mutter stünde bevor.) Er hatte seine Schritte verlangsamt, um genauer hinzusehen, und dabei Kendra im Laden entdeckt. Deswegen sei er hereingekommen, erklärte er.
    »Warum rufst du nicht zurück? Hast du meine Nachrichten nicht abgehört?«
    »Doch, die hab ich gehört«, antwortete Kendra. »Ich hatte nur keine Veranlassung zurückzurufen.« Sie klammerte sich an diese Formalität.
    »Das heißt, du gehs' mir aus dem Weg.« Eine Feststellung, keine Frage.
    »So kann man es nennen.«
    »Warum?«
    »Ich bin Masseurin, Mr. D'Court. Ihre Anrufe hatten nichts damit zu tun, dass Sie einen neuen Termin vereinbaren wollten. Zumindest haben Sie davon nichts gesagt. Nur >Ich will dich sehen<, was sich für mich nicht nach einer geschäftlichen Verabredung anhörte.«
    »Übers Geschäftliche war'n wir hinaus. Und du wolltes' es genauso wie ich.« Er hob die Hand, um sie daran zu hindern, ihm ins Wort zu fallen, und fuhr fort: »Ich weiß selbs', dass es nich' besonders höflich is', das offen zu sagen. Normalerweise benehm ich mich lieber wie ein Gentleman. Aber genauso gern hab ich's, wenn man die Wahrheit sagt, okay, und nicht die Fakten verdreht, weil's einem grad besser passt.«
    Kendra war dabei gewesen, das Geld in der Kasse zu zählen, als er eingetreten war. Es war schon so kurz vor Feierabend, dass er nur zehn Minuten später vor der verschlossenen Tür gestanden hätte. Jetzt hob sie das Geldfach aus der

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