Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
bist so eine schöne Frau, Kendra.« Er legte die Hand in ihren Nacken und zog sie sanft näher. Er wollte, dass sie sich in die Arme schließen ließ, und das wusste sie.
    »Du hast doch gerade gesagt...«, begann sie.
    »Ich hab gelogen. Nicht, was meine Mum angeht. Aber dass ich verschwinden werde. Das hab ich ganz und gar nich' vor.«
    Dann küsste er sie. Sie leistete keinen Widerstand. Und als er sie weg von der Tür ins Hinterzimmer schob, ließ sie auch das geschehen. Sie wollte protestieren, aber dieser Vorsatz und all die Warnsignale, die ihr Verstand aussandte, blieben unbeachtet. Ihr Körper sprach eine andere Sprache. Er erinnerte sie daran, wie lange es her war, wie gut es sich anfühlte und wie unbedeutend es war, wenn sie sich eine schnelle Nummer ohne Verpflichtungen gönnte. Ihr Körper sagte ihr, dass Dix' Beteuerungen bezüglich seiner ehrbaren Absichten ohnehin Lügen waren. Er war dreiundzwanzig, und in dem Alter wollten Männer nur Sex - kraftvolle Penetration und befriedigende Orgasmen -, und sie waren gewillt, alles zu sagen und zu tun, was nötig war, um zum Ziel zu kommen. Obwohl er ihrer Einschätzung darüber, wie die Dinge zwischen ihnen standen, zugestimmt hatte, wollte er doch in Wahrheit tatsächlich nur eine weitere Trophäe in Form einer erfolgreichen Eroberung. Alle Männer waren so, und er war ein Mann.
    Also überließ sie sich dem Augenblick. Es gab weder Vergangenheit noch Zukunft. Nur das Jetzt.
    »Oh, mein Gott«, keuchte sie auf, als er endlich in sie eindrang.
    Er hatte alles, was der Anblick seines Körpers versprochen hatte - muskulöse Oberschenkel inklusive.
    Six und Natasha waren ihrem Traum vom Handy noch keinen Schritt näher gekommen seit dem Abend, als Ness sie kennengelernt hatte. Und es war diese Tatsache, die den ersten Riss in der Freundschaft der drei Mädchen verursachte. Denn The Blade stattete ausgerechnet Ness mit einem Handy aus. Es solledazu dienen, erklärte er, dass sie ihn immer anrufen konnte, wenn irgendjemand ihr in seiner Abwesenheit Scherereien machte. Niemand belästigte sein Mädchen, und wenn es doch jemand wagen sollte, würde er sehr bald mit The Blade zu tun haben. Ganz gleich, wo sie war, er konnte in Windeseile bei ihr sein, also solle sie nicht zögern, ihn anzurufen, wenn sie ihn brauche.
    Einem fünfzehnjährigen Mädchen wie Ness galt diese Versicherung als romantischer Liebesbeweis - auch wenn sie auf einem fleckigen Futon in einer Bruchbude ohne Strom und fließendem Wasser abgegeben wurde. Natürlich war Ness unfähig zu erkennen, was diese Geste tatsächlich darstellte: nämlich dass The Blade gedachte, sie an der kurzen Leine zu halten und jederzeit Zugriff auf sie zu haben, wenn er sie wollte. Six, die weit mehr Erfahrung in Sachen unbefriedigende Beziehungen hatte als Ness und vor allem besser über The Blade Bescheid wusste, war sie doch im selben Teil North Kensingtons aufgewachsen wie er, reagierte auf alles, was Ness über ihren neuen Freund sagte, mit Misstrauen, wenn nicht gar unverhohlener Verachtung. Als das Handy Einzug in Ness' Leben hielt, verschärfte sich dies noch.
    An diesem Nachmittag hatten die Mädchen sich ein gutes Stück über Whiteley's hinausgewagt. Sie waren auf die Kensington High Street gegangen, wo sie im Top Shop Oberbekleidung anprobierten, dann bei H&M reduzierte Pullover inspizierten und schließlich in einer Accessorize-Filiale vorbeischauten, wo sie das eine oder andere Paar Ohrringe stehlen wollten.
    Was Ladendiebstahl anging, war Six unübertroffen. Ness war kaum weniger geschickt. Natasha hingegen hatte wenig Talent als Langfinger - sie war so ungeschickt, wie sie schlaksig war. Darum war sie normalerweise für die Ablenkungsmanöver zuständig, doch heute hatte sie beschlossen, selbst zuzuschlagen. »Tash!«, zischte Six. »Mach, was ich dir gesagt hab! Geh mir bloß nich' auf die Nerven, blöde Kuh.« Doch Natasha ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen, ging hinüber zu dem Ständer mit den Ohrringen - und warf ihn prompt um,gerade als Six im Begriff war, drei Paar riesiger Ohrgehänge in der Tasche verschwinden zu lassen.
    Das Resultat war, dass die drei Mädchen aus dem Geschäft geleitet wurden und draußen auf der Straße, gut sichtbar für die Scharen von Einkäufern auf der High Street, von zwei übergewichtigen Wachmännern, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, an eine Mauer gestellt und mit einer alten Polaroidkamera fotografiert wurden. Die Fotos, erklärte man den

Weitere Kostenlose Bücher