Am Ende war die Tat
Kassenschublade und trug es ins Hinterzimmer, wo sie es im Safe einschloss. Sie hoffte, Dix würde dies als Zurückweisung auffassen, aber er weigerte sich, den Wink zu verstehen.
Er folgte ihr, blieb aber an der Schwelle zum Hinterzimmer stehen. Das Licht aus dem Laden umspielte seine Silhouette. Der Körper, den Kendra an jenem Abend über dem Falcon gesehen hatte, war von der Türöffnung umrahmt - ein verführerischer Anblick.
Aber Kendra hatte Pläne und wusste, was sie wollte. Eine Affäre mit einem dreiundzwanzigjährigen Jungen gehörte nicht dazu. Ein Junge, rief sie sich in Erinnerung. Kein Mann. Fast zwanzig Jahre jünger als sie. Dieser Altersunterschied, sagte sie sich, ließ absolut keine Beziehung zu.
»Ich sag dir, was ich denke«, unterbrach er ihre Gedanken. »Du bis' wie die meisten Frauen, und das heißt, du meins', ich hab's nur auf 'ne schnelle Nummer abgeseh'n. Ich hab dich nur angerufen, um zu Ende zu bring', was wir angefang' haben, weil ich es nich' leiden kann, wenn eine Frau mir einfach so durch die Lappen geht. Weil ich noch 'ne Trophäe in meiner Sammlung will oder wie immer man das nennt, ich kenn mich da nich' so aus.«
Kendra lachte in sich hinein. »Also das ist so ziemlich genau das, was ich nicht denke, Mr. D'Court. Wenn ich geglaubt hätte, dass es nur darum ging - eine schnelle Nummer und damit fertig -, hätte ich Ihre Anrufe erwidert und mich mit Ihnen verabredet. Wozu soll ich lügen? Sie waren ja schließlich dabei. Und es war ja nicht so, als hätte ich zu Ihnen gesagt: >Nehmen Sie Ihre Finger weg.< Aber ich habe das Gefühl, dass Sie einfach nicht so ein Kerl sind, und leider will ich genau das nicht, was Sie im Sinn zu haben scheinen. Und so, wie ich das sehe, ist es besser, wenn zwei Leute - ein Mann und eine Frau, meine ich - das Gleiche wollen, wenn sie sich zusammentun. Sonst könnte es passieren, dass einer von beiden nachher mit gebrochenem Herzen dasteht.«
Er betrachtete sie, und sein Ausdruck spiegelte eine Mischung aus Bewunderung, Sympathie und Belustigung wieder. »Dix«, war alles, was er erwiderte.
»Was?«
»Dix. Nicht Mr. D'Court. Und du has' recht mit allem, was du da sagst, was es umso schlimmer macht. Denn jetz' will ich dich nur noch mehr. Du bis' nich' ...«Er lächelte und wechselte zu ihrer Sprechweise: »Du bist nicht wie die meisten anderen Frauen, denen ich begegnet bin. Glaub mir.«
»Das liegt daran, dass ich älter bin«, entgegnete sie streng. »Siebzehn Jahre. Ich war zweimal verheiratet.«
»Zwei Idioten, die dich haben laufen lassen.«
»Das war nicht ihre Absicht.«
»Was ist passiert?«
»Der erste ist gestorben, der zweite hat Autos geklaut. Ersitzt in Wandsworth. Mir hat er erzählt, er habe einen Ersatzteilhandel. Ich wusste eben nur nicht, woher die Ersatzteile kamen.«
»Autsch. Der erste - wie ist er ...«
Sie hob die Hand. »Darüber möchte ich nicht reden.«
Er drängte sie nicht, sondern sagte lediglich: »Schlimm. Du hattest schwere Zeiten mit deinen Männern. Aber ich bin nicht so.«
»Gut für Sie. Aber das ändert nichts daran, wie die Dinge bei mir stehen.«
»Und zwar?«
»Ich bin beschäftigt. Ich habe ein Leben. Drei Kinder, die ich vernünftig erziehen, und einen Beruf, den ich zum Erfolg führen will. Für alles, was darüber hinausgeht, habe ich keine Zeit.«
»Und wenn du mal einen Mann brauchst? Für das, was ein Mann dir geben kann?«
»Es gibt Mittel und Wege«, erwiderte sie. »Denken Sie mal scharf nach.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Schließlich sagte er: »Einsam. Befriedigung, ja. Aber wie lange hält das an?« Und ehe sie antworten konnte, fuhr er fort: »Aber wenn es das ist, was du wills', muss ich das akzeptier'n und verschwinden. Also ...« Er sah sich im Hinterzimmer um, als suche er irgendetwas, womit er sich beschäftigen könnte. »Du wolltest gerade abschließen, oder? Komm mit, und lern meine Eltern kennen! Rainbow Café, wie gesagt. Mum hat mir 'n Proteindrink vorbereitet, aber ich nehm an, sie macht dir 'nen Tee.«
»Einfach so?«, fragte Kendra.
»Einfach so«, antwortete er. »Hol deine Tasche! Geh'n wir.« Er grinste. »Mum is' nur drei Jahre älter als du, du wirst sie mögen. Ihr habt bestimmt viel gemeinsam.«
Die Bemerkung traf Kendra bis ins Mark, aber sie gedachte nicht, darauf einzugehen. Sie wollte zurück in den Laden, wo ihre Handtasche unter der Theke stand. Aber Dix trat nicht beiseite. Auge in Auge standen sie sich gegenüber.
»Du
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