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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Frauen verachtet, die bei dem Gedanken an einen Mann einfach zerflossen, und jetzt war sie selbst auf dem besten Wege dorthin. Sie verhöhnte sich selbst für ihre Gefühle, doch der Gedanke an Dix D'Court war so dominant, dass sie nur beten konnte, der Fluch ihrer eigenen Sexualität möge weichen. Doch sie betete vergebens.
    Sie war nicht so einfältig, das, was sie für den jungen Mann empfand, Liebe zu nennen, wenngleich andere Frauen das vielleicht getan hätten. Sie wusste, im Grunde war es nur das Animalische, jener Trick einer jeden Spezies, sich zu erhalten. Doch die Intensität dessen, was in ihrem Körper vorging, konnte diese Erkenntnis nicht mildern. Das Verlangen brachte in ihr seine heimtückische Saat aus und ließ ihre hochgesteckten Zielein weite Ferne rücken. Sie hielt daran fest, so gut sie konnte, verabreichte Massagen und besuchte weitere Kurse, doch ihr Ehrgeiz, all das zu tun, ließ rasch nach, wurde von dem Gedanken an Dix D'Court verdrängt. Getrieben von seiner jugendlichen Vitalität, war Dix mehr als willig, alles zu tun, was sie befriedigte, weil es ihn im gleichen Maße befriedigte.
    Es dauerte jedoch nicht lange, bis Kendra erkannte, dass Dix kein so gewöhnlicher Dreiundzwanzigjähriger war, wie sie angenommen hatte, als sie sich im Hinterzimmer des Ladens zum ersten Mal geliebt hatten. Wenngleich er sich enthusiastisch den körperlichen Freuden hingab, wollte er doch mehr: Er war das Kind glücklicher Eltern, die sein ganzes Leben lang eine konstante, liebevolle Ehe geführt hatten, und das erwartete er sich auch für sein eigenes Leben. In seinem jugendlichen Leichtsinn setzte Dix - im Gegensatz zu Kendra - seine Empfindungen mit einer Vorstellung von romantischer Liebe gleich.
    »Wohin geht das mit uns, Ken?«, brachte er diese Vorstellung schließlich zum Ausdruck.
    Sie lagen nackt in ihrem Bett, die Gesichter einander zugewandt, während unten im Wohnzimmer das Video von Dix' Lieblingsfilm lief, um Toby und Joel zu beschäftigen und davon abzuhalten, sie zu stören. Der Film war eine Raubkopie von Pumping Iron. Dix' Idol Arnold Schwarzenegger spielte die Hauptrolle, und sein gestählter Körper ebenso wie seine Cleverness dienten als Metapher dafür, was ein entschlossener Mensch alles erreichen konnte.
    Dix hatte seine Frage gestellt, bevor sie sich liebten, und das gab Kendra die Möglichkeit, der Antwort, die er hören wollte, auszuweichen. Sie schlängelte sich einfach an seinem Körper hinab und ließ ihre Brustwarzen sachte über seine Haut streichen. »Hey, Baby. Oh, Scheiße, Ken ...« Er überließ sich ihr mit solcher Hingabe, dass sie schon glaubte, es sei ihr gelungen, ihn abzulenken.
    Doch kurz darauf schob er sie behutsam von sich.
    »Nicht schön?«, erkundigte sie sich.
    »Nein, das isses nich'«, erwiderte er. »Komm her. Wir müssen reden.«
    »Später«, sagte sie und näherte sich ihm erneut.
    »Jetzt«, widersprach er und rückte von ihr ab. Er stopfte das Laken wie einen Schild um sich herum fest. Sie wollte ihn in Atem halten, ließ ihre Blöße unbedeckt - vergebens.
    Er wandte den Blick von ihren Brüsten ab und schien felsenfest entschlossen, seinem Herzen Luft zu machen. »Wo soll das hinführ'n mit uns, Ken? Ich muss es wissen. Das hier ist gut, aber es ist nicht genug. Ich will mehr.«
    Sie beschloss, ihn misszuverstehen, und fragte lächelnd: »Wie viel mehr? Wir machen's so oft, bis ich nicht mehr laufen kann.«
    Ihr Lächeln blieb unerwidert. »Du weißt, was ich meine, Kendra.«
    Sie ließ sich auf den Rücken fallen und starrte an die Decke. Von der Wand zur Mitte hin zog sich ein Riss, der die gleiche Krümmung hatte wie die Themse an der Isle of Dogs. Ohne hinzusehen, griff Kendra nach einer Schachtel Benson & Hedges. Er verabscheute es, wenn sie rauchte - sein Körper war ein Tempel, der weder von Tabak, Alkohol, Drogen noch von Fastfood entweiht wurde -, und als er ungeduldig, fast drohend ihren Namen aussprach, steckte sie sich erst recht eine an. Er rückte von ihr ab. Meinetwegen, dachte sie.
    »Also, was?«, fragte sie. »Heirat? Babys? Das willst du doch nicht mit mir, Mann.«
    »Sag du mir nich', was ich will, Ken. Das weiß ich selbs' am besten.«
    Sie zog an ihrer Zigarette und hustete dann. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, und er hielt den Mund.
    »Ich hab das schon zweimal hinter mir«, sagte sie frostig. »Und ich werde nicht ...«
    »Aller guten Dinge sind drei.«
    »Irgendwann willst du sicher Kinder haben. Vielleicht noch

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