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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einer halbwegs diplomatischen Antwort, die beide bei Laune halten würde, doch als auf die Schnelle keine kam, wandte Six sich wieder an Ness. »Außerdem muss' du doch gar nix riskieren, oder, Süße? Du has' doch jetz' dein' Kerl, der für dich sorgt. Aber du gibs' nie ma' was ab. Keine Kohle, kein Dope. Koks oder Gras. Und was den Rest angeht... dazu sag ich ma' nix.« Sie lachte und versuchte, sich die Zigarette anzuzünden. Das Feuerzeug war leer. »Scheiß auf die Alte«, blaffte sie und warf das Feuerzeug auf die Straße.
    Was Six über The Blade gesagt hatte, traf Ness unvorbereitet. »Was meinste 'n damit?«, fragte sie.
    Six antwortete: »Wie gesagt. Ich sag dazu weiter nix, Herzchen.«
    »Jetz' sag schon, Schlampe«, verlangte Ness. Genau wie Six war sie von tiefer Angst getrieben, auch wenn diese Angst bei Ness vollkommen andere Ursachen hatte. »Wenn du mir was zu sagen has', dann sag es. Jetzt.«
    Das Handy. Geld, wenn Ness welches benötigte. Von jemandem auserwählt worden zu sein, der von Bedeutung war. All das trieb Six zu ihrer Antwort: »Meinste etwa, du wärs' die Einzige, Alte? Außer dir fickt er noch diese Schlampe Arissa.Die hat er schon vor dir gehabt, um genau zu sein, und er hat auch nich' mit ihr aufgehört, als er mit dir angefang' hat. Und vor euch beiden hat er drüben im Dickens Estate eine geschwängert, genau wie die Alte von der Adair Street, wo seine Mum gleich nebenan wohnt, und deswegen hat sie ihn auch rausgeschmissen. Alle wissen das, so isser nu' ma‘. Ich kann nur hoffen, dass du verhütes'. Er will dir 'n Kind machen und Arissa genauso, wie bei den andern, aber sobald du 'n Braten in der Röhre has', lässt er dich sitzen. So hat der's am liebsten. Hör dich ma' um, wenn du mir nich' glaubs'.«
    Ness fühlte eine innere Kälte, doch sie wusste, wie wichtig es war, jetzt Gelassenheit an den Tag zu legen. »Na und?«, gab sie zurück. »Von mir aus kann er mir ein Kind machen. Dann nehm ich mir 'ne eigene Wohnung. Das will ich sowieso.«
    »Meinste etwa, der kommt dann noch zu dir? Meinste, der gibt dir dann noch Kohle? Lässt dir das Handy? Sobald du geworfen hast, is' der fertig mit dir. So läuft das bei dem, und du bis' zu blöd, das zu merken.« Dann wandte sie sich an Natasha und sprach weiter, als hätte Ness sich in Luft aufgelöst: »Scheiße, Tash, was meins' du? Der Typ muss 'n Schwanz aus Gold haben, oder? Is' doch so was von offensichtlich, worauf der's abgeseh'n hat. Entweder sind die Weiber blöder, als ich gedacht hätt, oder der muss ein Ding haben, das sie alles vergessen lässt. Was isses wohl?«
    Das war weit mehr, als Natasha handhaben konnte. Six' Monolog war ihr durchaus begreiflich, aber die unterschwelligen Absichten waren zu subtil, als dass sie sie hätte verstehen können. Sie wusste nicht, auf wessen Seite sie sich stellen oder warum sie überhaupt Partei ergreifen sollte. Ihr stiegen Tränen in die Augen, und ihre Mundwinkel zuckten.
    »Scheiße, ich hau ab«, sagte Six.
    Ness erwiderte: »Ja, super Idee, Fotze.«
    Tash gab ein Wimmern von sich und blickte von einer zur anderen, weil sie fürchtete, dass die beiden gleich aufeinander losgehen würden. Die Vorstellung war ihr zuwider: Kreischen, Treten, Schubsen, Haareziehen und Kratzen. Wenn Frauen sichprügelten, waren sie schlimmer als Katzen. Schlägereien unter Frauen waren immer nur der Anfang. Schlägereien zwischen Männern beendeten eine Sache.
    Was Tash nicht im Auge hatte, war der Einfluss, den The Blade besaß. Six beging diesen Fehler nicht - sie wusste, dass eine Schlägerei mit Ness mächtige Gegner auf den Plan rufen würde. Und auch wenn es ihr furchtbar schwerfiel, den Fehdehandschuh nicht aufzuheben, den Ness ihr hingeworfen hatte, war sie doch kein Dummkopf.
    »Wir hau'n ab, Tash«, sagte sie. »Ness muss sich um ihren Kerl kümmern. Und Ness will unbedingt ein Baby. Die hat keine Zeit mehr für Leute wie uns.« Und an Ness gewandt, fügte sie hinzu: »Viel Spaß, Miststück. Du bis' ja so was von armselig.«
    Sie machte auf dem hohen Stiefelabsatz kehrt und ging in Richtung Kensington Church Street davon, wo sie und Natasha den 52er Bus bestiegen, der sie in ihr heimisches Revier zurückbrachte. Ness, beschloss Six, konnte ja ihr Scheißhandy zücken und The Blade anrufen, damit er sie einsammelte und nach Hause fuhr. Er würde sich bestimmt nicht lange bitten lassen.
    In kürzester Zeit fand Kendra sich genau dort wieder, wo sie nie hatte hinkommen wollen. Sie hatte immer

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