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Am Ende zählt nur das Leben

Am Ende zählt nur das Leben

Titel: Am Ende zählt nur das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja B.
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einen Sarg für sie aussuchen.
    Ich versuchte zu funktionieren, und wenn man mir sagte, was zu tun war, dann gelang mir das auch halbwegs. Ansonsten verkroch ich mich unter der Decke und grübelte. Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte! Zurück auf das lange Telefonat mit Cay. Ich hätte ihm nicht alles sagen sollen. Ich hätte nicht von einem Ende unserer Ehe und schon gar nicht von meinen Gefühlen für Robert sprechen sollen. Vielleicht war meine Ehrlichkeit der Auslöser seiner Wahnsinnstat gewesen? Ich hätte meine Gedanken und Gefühle anders formulieren sollen, Stück für Stück, behutsam, eine Nachricht nach der anderen. Aber ich hatte nichts verbergen, nichts hinter seinem Rücken beginnen wollen. Ich hatte den Wunsch, ein neues, ein anderes Leben zu beginnen, und es sollte auf Ehrlichkeit basieren. Doch das war der Anfang vom Ende gewesen.
    Sarah hätte ich nicht mit ihm fahren lassen sollen, nicht nach unserem Spaziergang und dem langen Gespräch. Ich hatte merken müssen, dass er etwas plante. Warum hatte ich ihm beim Abschied vertraut? Ihm das sogar noch gesagt? Niemals hätte ich ihm zugetraut, dass er so etwas tat. Ich hatte nicht gespürt, dass er am Ende seines Lebens stand. Erweiterter Selbstmord. Meine Gedanken drehten sich im Kreis.
    Als der Besuch beim Bestatter nicht mehr länger aufzuschieben war, konnte Robert mich nicht begleiten. Zum ersten Mal seit Sarahs Tod fand er keine Zeit für mich.
    »Es geht leider wirklich nicht, Katja. Ich habe keinen Urlaub mehr. Die Firma war in letzter Zeit mehr als großzügig mit meinen freien Tagen. Ich muss meinen Kollegen ablösen. Es geht beim besten Willen nicht. Du musst ohne mich zum Bestatter. Es tut mir wahnsinnig leid. Warum gehst du nicht mit Basti? Ich kann ihn fragen und ihm alles erklären, wenn du möchtest. «
    »Meinst du?«
    »Ja, dann bist du nicht allein. Er wird dich sicher gern begleiten.«
    »Gut.«
    Robert wusste, dass ich niemanden aus meiner Familie dabeihaben wollte. Die Betroffenheit meiner Eltern lähmte mich. Anja wurde von ihren Kindern gebraucht, die den Tod ihrer Cousine nicht begreifen konnten. Niemand aus meiner Familie konnte mir bei der anstehenden Aufgabe beistehen. Es war sicher einfacher, jemanden an der Seite zu haben, der meine Sarah kaum kannte. Basti würde keine belastenden Fragen stellen. Er war sicher längst von Robert in alles eingeweiht worden.
    Für mich war es die bisher schwerste Aufgabe seit ihrem Tod. In der Nacht tat ich kein Auge zu. Widerwillig aß ich ein wenig zum Frühstück, und auf dem Weg zum Bestattungsinstitut zitterten mir die Knie. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Als Basti und ich vor dem Gebäude des Bestattungsinstituts standen, wurde mir schlecht. In meinem Bauch lag ein schwerer Stein, der mich kaum durchatmen ließ. Meine Lungen fanden keinen Raum in meinem Körper. Wie sollte ich Luft schöpfen?
    Etwas hinderte mich daran, durch die Tür zu treten. Es kam mir vor, als würde mit diesem Schritt Sarahs Tod endgültig und unumkehrbar, als würde ein Schlussstrich gezogen, den ich nicht ziehen wollte. Basti schaute mich an und gab mir einen stillen Ruck.
    Und dann standen mein alter Freund und ich, sieben Jahre nachdem wir uns als Schüler im Sommerurlaub kennengelernt hatten, stumm in einem Bestattungsinstitut und suchten einen Sarg für meine ermordete Tochter aus.
    Basti stellte mir keine Fragen, und ich war ihm dankbar dafür. Schweigend betrachteten wir die ausgestellten Särge und schauten uns Fotos verschiedener Modelle an. Ich merkte, wie fest ich meine Gefühle in mir verschlossen hatte. Es war die einzige Möglichkeit, nicht zusammenzubrechen und zu funktionieren. Ich musste und wollte einen Sarg für mein Engelchen auswählen. Und es gab noch eine Reihe anderer Formalitäten zu erledigen. In diesem Moment war Basti mir eine Stütze, am Abend würden Robert und meine Familie wieder an meiner Seite sein. Dieses Wissen gab mir ausreichend Kraft, einen Schritt nach dem anderen zu tun. Ich handelte, ohne zu begreifen. Ich schöpfte Kraft aus Umarmungen, Beistand und Worten. Kraft, um einen Kindersarg auszuwählen.
    »Es ist so, liebe Frau«, sagte der Bestatter mit weicher Stimme. Dabei sah er mich direkt an und zeigte einen mitfühlenden Blick. »Es steht uns nur eine begrenzte Auswahl zur Verfügung. Können Sie mir sagen, wie groß Ihr Mädchen ungefähr war? Kindersärge gibt es nur bis zu einer bestimmten Größe. Wir müssen sehen, ob sie

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