Am ersten Tag - Roman
weg.«
»Erinnern Sie sich nicht, welcher Nationalität die Universität war?«
»Holland scheint mir, ja, ich glaube, es war die Universität von Amsterdam. Auf jeden Fall war es ein Professor, aber ich erinnere mich nicht an seinen Namen. Ich habe jeden Tag so viel Papierkram zu erledigen, unsere Verwaltung entwickelt sich langsam zu einer wahren Hydra.«
Die Konservatorin reichte uns einen braunen Umschlag, in dem sich eine Farbkopie der Dokumente befand, die wir suchten. Die Handschrift war wirklich auf Ge’ez verfasst, und Keira studierte sie aufmerksam. Die Konservatorin hüstelte und erklärte, das Exemplar sei für uns bestimmt und wir könnten damit tun, was wir wollten. Wir bedankten uns und verließen die Bibliothek.
Auf der anderen Straßenseite erinnerte ein großer Friedhof an den von Old Brompton in London, wo ich oft spazieren ging. Es handelt sich nicht nur um einen Friedhof, sondern um eine regelrechte Großstadtoase.
Wir ließen uns dort auf einer Bank nieder, ein Marmorengel auf seinem Sockel schien uns zu beobachten. Keira winkte ihm zu und beugte sich dann über den Text. Sie verglich die Zeichen mit der englischen Übersetzung, die dem Dokument beigefügt war. Das Original war ebenfalls ins Griechische, Arabische, Portugiesische und Spanische übertragen worden, doch was wir auf Englisch und Französisch lasen, ergab absolut keinen Sinn:
Im sternenklaren Gedrittschein habe ich den Weisen die Scheibe der Fähigkeiten übergeben und die Teile getrennt, die die Kolonien vereinen.
Mögen sie unter den Pfeilern des Überflusses verschlossen bleiben.
Möge niemand erfahren, wo das Apogäum sich befindet, die Nacht des einen ist die Wächterin des Auftakts.
Möge der Mensch ihn nicht erwecken, bei der Vereinigung der erdachten Zeit zeichnet sich das Ende des Zeitraums ab.
»Na, das bringt uns ja wirklich weiter«, sagte Keira und schob das Blatt in den Umschlag zurück. »Ich verstehe kein Wort von dem, was uns dieses Dokument sagen will, und bin nicht in der Lage, es selbst zu übersetzten. Was hat dieser Kurator des Museums von Nebra gesagt, woher der Codex stammt?«
»Das hat er nicht gesagt. Er hat nur erklärt, er stamme aus dem fünften oder sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, und er hat darauf hingewiesen, dass es sich um die Abschrift eines noch älteren Textes handele.«
»Da stecken wir ja in einer schönen Sackgasse!«
»Kennst du niemanden, der sich den Text mal ansehen könnte?«
»Doch, ich kenne jemanden, der uns vielleicht helfen kann, aber der ist in Paris.«
Keira hatte das ohne große Begeisterung gesagt, so als würde ihr diese Aussicht nicht sonderlich gefallen.
»Adrian, ich kann diese Reise nicht fortsetzen. Ich habe keinen Cent mehr, und wir wissen weder, wohin sie führt, noch warum wir sie unternehmen.«
»Mir bleiben ein paar Ersparnisse, und ich bin noch jung genug, um mir keine Gedanken über meine Rente machen zu müssen. Wir teilen dieses Abenteuer, Paris ist nicht weit, wenn es dir lieber ist, können wir sogar den Zug nehmen.«
»Du hast es gesagt, Adrian, teilen, aber ich habe nichts mehr, was ich teilen könnte.«
»Wenn du willst, schließen wir ein Abkommen. Nehmen wir an, ich entdecke einen Schatz, dann verspreche ich, von
dem dir zustehenden Teil die Hälfte der Unkosten abzuziehen.«
»Und wenn ich deinen Schatz nun finde? Immerhin bin ich die Archäologin!«
»Dann habe ich sowieso an der Sache verdient.«
Schließlich erklärte sich Keira bereit, nach Paris zu fahren.
Amsterdam
Die Tür flog auf. Vackeers schreckte zusammen und riss die Schreibtischschublade auf.
»Erschießen Sie mich ruhig, wenn Sie schon mal dabei sind! Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an, nachdem Sie mir bereits ein Messer in den Rücken gestoßen haben!«
»Ivory! Sie hätten anklopfen sollen, für solche Schrecken bin ich zu alt«, antwortete Vackeers und schob die Pistole zurück in die Lade.
»Ja, Sie sind ganz schön alt geworden. Ihre Reflexe sind nicht mehr das, was sie mal waren.«
»Ich weiß nicht, warum Sie so wütend sind, aber wenn Sie sich erst mal setzen würden, könnten wir darüber reden, wie es sich für zivilisierte Menschen gehört.«
»Kommen Sie mir nicht mit Ihren guten Manieren, Vackeers, ich dachte, Ihnen trauen zu können.«
»Wenn das wirklich der Fall wäre, hätten Sie mich nicht bis Rom beschatten lassen.«
»Ich habe Sie nie beschatten lassen, ich wusste nicht einmal, dass Sie in Rom
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